Der Dreissigjaehrige Krieg
Gustav Adolfs strategische Schwäche. Er hat nur wenige Verbündete unter den deutschen Fürsten, denn die müssen fürchten, dass ein starker Schwede sie dauerhaft schwächt. Zudem überfordert der zwei Jahre lange Feldzug in Deutschland die Finanzkraft der immer noch rückständigen Heimat. Das Land hoch im Norden stützt sich vor allem auf Forstwirtschaft und Bergbau. Militärisch bleibt trotz vieler Erfolge der endgültige Sieg aus. Dass die schwedische Expansion an ihre Grenzen stößt, zeigte sich bereits Ende April 1632, als die Königlichen bei dem Versuch scheiterten, Ingolstadt einzunehmen. Im westlichen Bayern und in Schwaben setzen sich bewaffnete Bauern gegen die fremden Drangsalierer zur Wehr. Für eine Offensive nach Österreich reichen die schwedischen Kräfte nicht aus.
In dieser Lage bricht der König Ende Mai von München nach Westen auf und erreicht Anfang Juni in Memmingen den südlichsten Punkt seines Feldzuges. Dort bringt ihm ein Bote die Nachricht, dass Wallenstein die mit den Schweden verbündeten Sachsen in Böhmen zum Rückzug gezwungen hat. Damit droht der Zusammenschluss des Wallensteinschen Heeres mit den ligistischen Truppen Maximilians von Bayern. Gustav Adolf kann nicht verhindern, dass sich seine beiden Gegner am 1. Juli bei Tirschenreuth in der Oberpfalz vereinigen. Jetzt diktiert Wallenstein dem siegesgewohnten Schweden das Gesetz des Handelns.
Die Schweden verschanzen sich von Anfang Juli an in Nürnberg. Dort schaufeln 6000 Bürger in wenigen Tagen einen Verteidigungsgraben um die Stadt. Dem König gelingt es, Nürnberg bis Ende August gegen Wallensteins Truppen zu verteidigen – gerade so lange, bis ein schwedisch-sächsisches Entsatzkorps eintrifft und die Belagerung scheitern lässt. Die beiden Heere liegen sich nun in ihren befestigten Stellungen gegenüber. Doch die Schwedentruppen, die unter Proviantmangel und Krankheiten leiden, müssen den Stellungskrieg abbrechen und das Feld räumen. Beim Marsch durch Thüringen Anfang November begrüßt das Volk sie begeistert. Menschen werfen sich vor dem König auf den Boden und wollen seine Stiefel küssen.
Gustav Adolf sucht die Entscheidungsschlacht mit den Kaiserlichen. Die findet südwestlich von Leipzig statt, bei Lützen. Am Abend des 15. November 1632 trifft die schwedische Armee auf Feldern vor der Stadt ein. In der Ferne sind die Wachtfeuer der Soldaten Wallensteins zu sehen. Der Schwedenkönig verbringt die Nacht in einer Kutsche gemeinsam mit seinem Bundesgenossen Bernhard von Sachsen-Weimar, einem der wenigen deutschen Fürsten, die seit Sommer 1630 treu an seiner Seite stehen. Als der Morgen des 16. November graut, steigt Gustav Adolf in seinem Wams aus Elchleder auf seinen braunen Hengst und reitet dem Feind entgegen. Über neblige Felder führt er seine rund 19.000 Kämpfer gegen 17.000 Söldner des Kaisers und der Liga, zu denen während der Schlacht noch weitere 2000 Reiter stoßen. Als sich am Vormittag um 11 Uhr die Sonne zeigt, eröffnet schwedische Artillerie das Feuer; königliche Infanteristen stürzen sich auf kaiserliche Musketiere. Die Schweden erbeuten schwere Geschütze und töten den Liga-Feldherrn Gottfried Heinrich zu Pappenheim, ein Jahr zuvor Belagerer Magdeburgs.
Während der schwedische Sieg über die geschockten Feinde greifbar nahe scheint, hüllt gegen Mittag gespenstischer Nebel das Schlachtfeld ein. Der kurzsichtige König gerät zu nahe an die vorrückenden Kaiserlichen und wird von einem Reitertrupp seiner Landsleute getrennt. Da zerschmettert ihm eine feindliche Kugel den linken Ellenbogen. Kurz darauf treffen weitere Kugeln den König in Rücken und Hinterkopf. Gustav Adolf stürzt zu Boden und stirbt. Kaiserliche Soldaten rauben dem Leichnam Siegelring, Goldkette und Uhr. Plötzlich ist der tote König nur noch einer von 9000 Gefallenen beider Seiten.
Militärisch haben die Schweden gewonnen, doch politisch sinkt ihr Stern nach dem Tod ihres Führers. Der hinterlässt, »in seinem Adlerfluge unerbittlich dahingestürzt«, seine »verwaiste Partei trostlos hinter sich«, wie Friedrich Schiller später schreiben wird. Für die deutschen Protestanten endet mit Gustav Adolfs Tod abrupt der »zweideutige Beistand eines übermächtigen Beschützers«, so Schiller. In der Nacht zum 17. November wird des Königs Leiche in einer Dorfkirche gewaschen und nach Weißenfels gebracht, ins Geleitshaus. Dort werden noch fünf Jahrhunderte später Besucher das Zimmer besichtigen, in dem der König
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