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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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setzten sich in Indien fest. Immer wieder wurden spanische Silberschiffe gekapert.
    Als 1639 eine große spanische Flotte vor Dover den Holländern unterlag, war das ein Anzeichen für den Niedergang Spaniens, der sich 1655 mit der Eroberung Jamaikas durch die Engländer weiter fortsetzen sollte. Der erste europäische Weltkrieg endete 1660 mit dem Frieden zwischen England und Spanien. Aber auch wenn Mitteleuropa seit 1635 nur noch ein Schauplatz unter mehreren war und der Westfälische Frieden 1648 nur Teile des gesamten Kriegsszenarios befriedete, galten die 13 Kriegsjahre dazwischen doch schon in der zeitgenössischen Wahrnehmung als besonders schreckliche Periode. Immer lauter, immer drastischer erscholl während dieser letzten Phase die Antikriegspropaganda, vor allem von Geistlichen und Intellektuellen. Der schlesische Dichter Andreas Gryphius (1616 bis 1664), der damals noch am akademischen Gymnasium in Danzig studierte, schrieb zu Beginn des spanisch-französischen Krieges sein bis heute berühmtes Sonett:
    Thränen des Vaterlandes Anno 1636
    Wir sind doch nunmehr ganz,
ja mehr den ganz verheeret!
    Der frechen Völker Schar,
die rasende Posaun
    Das vom Blut fette Schwert,
die donnernde Karthaun
    Hat aller Schweiß, und Fleiß,
und Vorrat auf gezehret.
    Die Türme stehn in Glut,
die Kirch’ ist umgekehret.
    Das Rahthaus liegt im Graus,
die Starken sind zerhaun,
    Die Jungfern sind geschänd’t,
und wo wir hin nur schaun,
    Ist Feuer, Pest, und Tod,
der Herz und Geist durchfähret.
    Hier durch die Schanz und Stadt,
rinnt allzeit frisches Blut.
    Dreimal sind schon sechs Jahr,
als unser Ströme Flut,
    Von Leichen fast verstopfft,
sich langsam fort gedrungen,
    Doch schweig ich noch von dem,
was ärger als der Tod,
    Was grimmer denn die Pest,
und Glut und Hungersnot,
    Das auch der Seelen Schatz
so vielen abgezwungen.
    Gryphius stellt noch die Gewissensnot in den Vordergrund – doch welcher Konfession jemand angehörte, darum ging es künftig immer weniger. Die Schlussjahre des Krieges stürzten Mitteleuropa in Agonie, nicht etwa, weil ständig überall Schlachten geschlagen worden wären. Auch war den Heerführern klar, dass man Handel und Landwirtschaft nicht völlig ruinieren durfte, denn die Armeen mussten sich ja aus der Gegend, die sie gerade besetzt hielten, ernähren. Dass das Elend dennoch immer weiter zunahm, lag am Zusammentreffen vieler Faktoren. So mochte kaum jemand investieren, weil überall und jederzeit mit Kämpfen zu rechnen war. Zudem gingen die Fronten hin und her: Mal standen die Schweden vor Wien oder die Franzosen in Bayern, dann standen die Spanier vor Paris oder die Kaiserlichen in Mecklenburg. Wegen dieses endlosen Wirrwarrs wird die Spätzeit von vielen Chronisten nur knapp dargestellt – gab es ja praktisch keine Helden und keine hehren Ziele mehr.
    Hinzu kam, dass die Bauern oft genug mit Feinden zu kämpfen hatten, welche die Historiker normalerweise nicht interessieren: Regen, Frost und Reif, Stürmen und Überschwemmungen, Mäusen, Wildschweinen und Wölfen, Missernten, Mangelernährung und Krankheiten bei Mensch und Vieh. Nicht alle diese Plagen traten infolge des Krieges auf, man könnte auch von Pech sprechen, denn die Endphase des Krieges fiel mit einer Kältephase der »Kleinen Eiszeit« zusammen.
    Magdalena Haidenbucher (1576 bis 1650), Äbtissin des Klosters Frauenchiemsee, hat das Jahr 1635 nicht als Kriegszeit erlebt, sondern klagt in ihren Aufzeichnungen vor allem über die vielen Todesfälle durch Seuchen. Die Epidemien verbreiteten sich großflächig, der Krieg hingegen fand immer noch auf relativ kleinem Raum statt, wenn auch das Anwachsen der Armeen mehr Geld und Menschenleben als früher kostete. Für den Prior und späteren Abt des Benediktinerklosters Andechs, Maurus Friesenegger (1590 bis 1655), begann das Jahr 1635 mit einer großen Hungersnot bei gleichzeitiger ungewöhnlicher Kälte und einer geschlossenen Schneedecke bis Pfingsten, also Ende Mai. Spätfröste, Saatgutmangel und eine Mäuseplage führten zu einer Missernte. Und dann kam auch noch die Seuche.
    »Den ganzen Herbst grassierte wiederum die leidige Pest, sowohl in Baiern, also vorzüglich in Schwaben, das doch bisher mehr als viele andere Provinz sowohl an Contagion, als Krieg gelitten hatte. Besonders nahm dieses Übel die Reichsstädte her, die die ersten waren, so den Feind aus Septentrio her gerufen haben. Augsburg, das vorher 80.000 Einwohner zählte, hatte nach ihrer Proscription nicht mehrer

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