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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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herrscht schon 16 Jahre Krieg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Ausländische Mächte haben sich eingemischt, die das konfessionelle Chaos für sich zu nutzen versuchen: Vor vier Jahren sind die Schweden auf Usedom gelandet. Auch nach dem Tod Gustav Adolfs bestimmt der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna weiter über Teile Norddeutschlands. Sein Einfluss reicht bis tief in den Süden, denn er hat sich mit protestantischen Reichsständen zusammengetan. Dieses Bündnis erlebt nun vor Nördlingen seine entscheidende Probe.
    Kaiserliche Truppen haben gerade Donauwörth und Regensburg zurückerobert; jetzt will der Habsburger Kaiser Ferdinand II . die nächste schwedische Bastion nehmen. 20.000 Fußsoldaten und 13.000 Reiter befehligt sein Sohn Ferdinand von Ungarn, darunter sind Tausende von Spaniern. Sein Vetter, Kardinalinfant Ferdinand von Spanien, steht zu seinem deutschen Verwandten. Die Besatzungstruppe in Nördlingen ist zahlenmäßig unterlegen. Die evangelische Partei schickt zwar ein Entsatzheer unter Bernhard von Sachsen-Weimar, einem protestantischen Herzog, und dem schwedischen Feldmarschall Gustav Graf Horn. Aber die beiden sind zerstritten – kein gutes Omen für das kommende Gefecht. Kroatische Späher warnen das katholische Heer, das sich auf einem Hügel südwestlich der Stadt eingräbt. Am Morgen des 16. September greifen die Protestanten an. Doch sie scheitern an den Schanzen der Katholiken. Chaos bricht aus; in den Reihen der Schweden explodiert Munition. Dreizehnmal lässt Horn zum Angriff blasen, aber jedes Mal werden seine Leute unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Dann folgt der Gegenangriff. Am Ende hat der Kaiser 2000 Mann verloren, aber die schwedische Partei 12.000. Besonders blamabel für die ehrgeizige Nord-Macht ist es, dass ihr Anführer Horn in Gefangenschaft gerät.
    Schweden muss sich aus Süddeutschland zurückziehen – und schlimmer noch: Seine protestantischen Verbündeten wenden sich ab, allen voran der »Bierjörge«. Zeitgenössische Porträts zeigen Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen mit gewaltigem Bauch und stattlichem grauem Schnurrbart als sinnenfrohen Mann, offenkundig der Jagd und den Frauen zugetan. Bis zu 20 Liter Bier soll er täglich zu sich genommen haben; seine Untertanen haben wohl trotzdem viel von ihrem leutseligen, wiewohl stets leicht angetrunkenen Landesherrn gehalten. Johann Georg ist Protestant, aber einer, der auf Ausgleich setzt. Er will den Religionsfrieden wahren, der einst in Augsburg geschlossen wurde. 1619 hat er die böhmische Krone abgelehnt. Als der Kaiser 1629 mit einem Edikt die katholische Restitution rigoros vorantreibt, geht der Sachse mehr und mehr auf Distanz. Und als 1631 Tillys Truppen in Kursachsen einfallen und Magdeburg erobern, ist die Geduld des stattlichen Jörge am Ende. Er läuft zu den Schweden über – ohne jede Illusion über deren Beteuerungen, es gehe ihnen um den Schutz der Protestanten im Reich.
    Nach der Niederlage von Nördlingen verhandelt Johann Georg dann mit dem Kaiser. Schon am 24. November unterzeichnet er einen Vorfrieden: die Pirnaer Noteln. Am 30. Mai 1635 folgt dann der Prager Frieden. Die Präambel findet markige Worte der Zuversicht: Durch den Vertrag möge ein »christlicher, allgemeiner, erbarer, billicher und Sicherer Friede in dem Heiligen Römischen Reich wider aufgerichtet und daßelbe nach so vielen lang gewehrten Kriegen und dar über außgestandnen Ellendt, Noth und Zerstörrung erquickhet, der blutstürtzung einsten einn Ende gemacht und das geliebte Vatterland der hochedlen Teutschen Nation von endtlichen Untergang errethet« werden.
    Der Kaiser und Johann Georg verständigen sich darauf, 1627 als Normaljahr in religiösen Fragen anzusehen. Das heißt: Im Herrschaftsgebiet der Vertragschließenden werden die konfessionellen Zustände von damals wiederhergestellt. Regionen, die 1627 protestantisch waren und durch das Restitutionsedikt katholisiert wurden, werden somit wieder evangelisch. Auch was den Besitz von Kirchen und Klöstern angeht, bildet der Zustand von 1627 das Richtmaß. Damit ist der Kaiser vom harten Kurs seines Restitutionsediktes abgerückt – ein echter Verhandlungsfortschritt. Im Gegenzug verpflichtet sich der Sachse, seine Soldaten mit denen des Kaisers gegen die ausländischen Truppen zusammenzutun. Unter Oberfehl des Habsburgers soll »also aus allen Armaden eine Hauptarmada gemacht werden, die soll heißen und genennt werden: der Röm. Kaiserlichen

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