Der Dreissigjaehrige Krieg
Majestät und des Heil. Röm. Reiches Kriegsheer«.
Zunächst sah es nach einem Erfolg aus. Die große Mehrheit der Reichsfürsten schloss sich dem Frieden an. Die neue Einmütigkeit schien aus dem inneren Konflikt einen Krieg gegen fremde Kronen zu machen. In Schriften der damaligen Zeit haben Historiker nach dem Prager Frieden eine frühe Form des Nationalismus ausmachen können. Viel ist in Flugschriften plötzlich von »teutschem geblüt und gemüt« die Rede; Deutschtum erschien als ein Wert, der die konfessionellen Zerwürfnisse überbrücken konnte. Das neue nationale Pathos mag tatsächlich das Handeln der Fürsten mitbestimmt haben. Bei den geknechteten Ständen allerdings, den drangsalierten Bauern und verarmten Städtern, verfing es wohl kaum.
Hinzu kam: Der Prager Friede hatte einen Konstruktionsfehler, an dem er schließlich scheitern sollte. Schweden, Spanier und Franzosen blieben außen vor. Axel Oxenstierna wäre nach der Niederlage bei Nördlingen wohl durchaus bereit gewesen, den Krieg zu beenden, solange er dabei sein Gesicht hätte wahren können. Kaiser und Reichsstände hätten dem Kanzler zum Beispiel eine Entschädigung für den Abzug der Soldaten anbieten können. Doch nichts dergleichen wurde auch nur erwogen.
Stattdessen stieß das Vertragswerk noch von anderer Seite auf Widerstand: Frankreich musste nun mehr als zuvor fürchten, von dem erstarkten Habsburger und dessen spanischer Verwandtschaft in die Zange genommen zu werden. Also ließ Kardinal Richelieu Madrid den Krieg erklären und vermittelte einen Waffenstillstand zwischen Polen und Schweden. Das verschaffte den in die Enge getriebenen Skandinaviern militärisch Luft und förderte deren Entschluss, mit Frankreich gegen den Kaiser zu ziehen. Als wichtigsten Verbündeten im Reich gewann – oder besser: kaufte sich – Richelieu Bernhard von Sachsen-Weimar, der den Prager Frieden nicht unterzeichnet hatte.
Der Kardinal bot dem protestantischen Herzog und Heerführer stolze 1,6 Millionen Reichstaler pro Jahr. Dafür hatte Bernhard allerdings auch 18.000 Soldaten bereitzustellen. Der Verlierer von Nördlingen war ein Söldner in französischen Diensten geworden. Damit waren die guten Absichten vor allem Johann Georgs von Sachsen weitgehend durchkreuzt. Schon Monate später flammte das Morden wieder auf.
TEIL III
DAS RINGEN DER MÄCHTE
DER ERSTE WELTKRIEG
Taktische Manöver auf Kosten der Zivilisten,
Bündnispoker und Naturkatastrophen prägten die Jahre
nach 1635. Es war die grausamste Zeit.
Von
Wolfgang Behringer
A lle Schlachten schienen geschlagen, die Konfessionsbünde waren aufgelöst und der Religionskrieg vorüber. Gustav Adolf war tot, Wallenstein ebenso, alle Parteien kampfesmüde – mit dem Frieden von Prag schien der Krieg am 30. Mai 1635 überwunden. Aber es kam anders. Denn der Religionskonflikt war längst zum gesamteuropäischen Machtkampf eskaliert. Noch vor dem Prager Frieden hatte Frankreich unter König Ludwig XIII . am 19. Mai 1635 Spanien den Krieg erklärt und war damit vom verdeckten zum offenen Kampf übergegangen. Das verhieß für Deutschland nichts Gutes.
Seit Kaiser Karl V . war der spanische König Chef des Hauses Habsburg, dem auch Kaiser Ferdinand II . angehörte. So blieben Deutschland kaum vier Monate Frieden, bis Frankreich am 18. September 1635 auch dem Kaiser den Krieg erklärte. Damit begann für Deutschland die schlimmste Zeit des Krieges, denn neben kaiserlichen, spanischen und schwedischen standen nun bald auch französische Truppen im Reich.
Dabei war Deutschland eigentlich nur noch der Nebenschauplatz einer Auseinandersetzung, die man ohne Übertreibung den ersten echten Weltkrieg nennen kann: Spanien wurde von Frankreich unter der Beteiligung Hollands und Englands weltweit, auch auf den Ozeanen, angegriffen. Immerhin regierte König Philipp IV. von Spanien und Portugal die führende Weltmacht. In Europa reichte die Sphäre seiner Herrschaftsgewalt von den Spanischen Niederlanden bis Sizilien, in Übersee von Florida über Mexiko bis Peru; hinzu kamen etliche Stützpunkte in Afrika und Asien sowie die große Inselgruppe der Philippinen.
Doch auch Holland, England, Schweden und Frankreich gründeten jetzt Kolonien in Amerika und stellten die spanische Vorherrschaft auf den Meeren in Frage. Die Niederländer eroberten 1637 die Festung Elmina in Westafrika, die den transatlantischen Sklavenhandel kontrollierte, sowie 1641 spanische Festungen in Malaysia und Taiwan. Die Engländer
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