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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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O’Hanrahan den Colonel vor. Der Professor war gut dreißig Zentimeter größer als Underwood.
    »Was ist bloß passiert?« fragte Lucy in die Runde, während ihr O’Hanrahan ein Glas starken griechischen Tees in die Hand drückte, damit sie sich beruhige.
    »Tee?« Sie blickte verächtlich auf das Glas. »Haben Sie nichts Härteres?«
    O’Hanrahan verdrehte entzückt die Augen. »Ob ich nichts Härteres habe?« Er griff in die Tasche seines Sportsakkos und holte seinen Flachmann heraus. Lucy glaubte, in der Innentasche tatsächlich auch ein Flugticket zu sehen. Kurz entschlossen schüttete er den Tee in einen Abfalleimer und füllte ihr ein wenig Metaxa in den Styroporbecher. Er setzte sich und begann seine Geschichte: »Ich musste nach Ouranopolis zurücklaufen, Luce. Zehn oder zwanzig Meilen, mir ist es vorgekommen, als wäre ich die ganze verdammte Halbinsel abgelaufen – in dieser Hitze, ohne Essen, ohne Wasser …« Er sah, daß Lucy erstaunt und nicht wenig bewundernd die Augen aufriss . »Wie der Colonel Ihnen gesagt hat, wollte irgendjemand mir diese Ikonenschändungen anhängen. Ich vermute, das war Teil eines größeren Plans, um mich auszurauben und zu Fall zu bringen und eventuell Sie zu kidnappen. Ich komme zurück nach Ouranopolis, finde Stavros vor, der eben seine Sachen packt. Und stellen Sie sich mein Gesicht vor, als ich höre, daß Sie mit einem Haufen Araber nach Athen gefahren sind.«
    Lucy verteidigte sich. »Aber … aber sie hatten eine Nachricht von Ihnen. Es sah aus wie Ihre Handschrift. Ihre Unterschrift und alles …« Sie griff in ihre Reisetasche, um nach dem Brief zu suchen. Gott, was für eine Katastrophe war diese Tasche mittlerweile: Sonnenöl, ein wenig davon ausgelaufen; halb geschriebene Ansichtskarten aus Irland mit italienischen Briefmarken – sie hatte gedacht, sie hätte sie längst eingeworfen. Und hier war der Umschlag.
    »Recht gute Fälschung«, grübelte O’Hanrahan. »Der Typ in Ouranopolis hatte einen Komplizen auf dem Berg Athos, der mir gefolgt ist und mich mit diesem Ikonen-Vandalismus in Schwierigkeiten gebracht hat, und schließlich hat er mir noch den Inhalt meiner Aktenmappe gestohlen.«
    »Die Fotos sind also weg?«
    O’Hanrahan warf einen Blick auf die Männer von der Regierung, die nicht informiert werden sollten, und Lucy wusste , daß sie darüber schweigen sollte. »Nun gut, Morey hat Abzüge.«
    Das weckte das Interesse des Colonels. »Abzüge wovon?«
    O’Hanrahan hatte sofort eine Lüge bereit. »Nur die Notizen für mein nächstes Buch, das ist alles. Für niemanden außer mir von Wert.«
    Colonel Westin war immer noch neugierig. »Und worum geht es in diesem Buch?«
    »Über die Veränderung der korinthischen Schrift im Griechenland des 4. Jahrhunderts vor Christus.«
    »Hört sich immer noch ziemlich langweilig an, Sir«, meinte Lucy trocken, als sie das Thema ihrer eigenen Doktorarbeit erkannte. O’Hanrahan wollte Lucy die gefälschte Nachricht vom Berg Athos zurückgeben, als beide Beamte sich auf das Papier stürzten. »Das gehört eindeutig in meine Akten, Clem!« erklärte Colonel Westin.
    »Das geht die Botschaft in Athen an, Colonel. Und ich habe es zuerst in der Hand gehabt …«
    Lucy und O’Hanrahan wechselten Blicke der Verzweiflung über ihre Retter und spürten beide den dringenden Wunsch, unter vier Augen zu sprechen.
    »Wenn ich fortfahren darf«, sagte O’Hanrahan. »Ich hatte Angst, daß die Polizei hinter mir her war, daher habe ich Stavros gebeten, den Hotelportier nach den Namen der beiden Typen zu fragen, mit denen Sie abgefahren waren. Stavros und ich sind ebenfalls aufgebrochen, und er hat mich zum Konsulat in Thessaloniki gefahren, wo Mr. Underwood heroisch zwischen mir und den griechischen Behörden vermittelt hat.«
    »Sie gehören nicht einmal zur Athener Botschaft?« fauchte Colonel Westin. »Sie sind in dem gottverdammten Konsulat in Saloniki, Mann. Sie müssen also Code 2 sein …«
    »Ich bin nicht Code 2, Colonel. Wir werden die Nachricht für jeden von uns kopieren.«
    »Wie ich Mr. Underwood hier erklärt habe …«, setzte O’Hanrahan erneut an. Der Colonel war plötzlich ganz Ohr. »Die Männer, die versucht haben, Sie in ein Flugzeug nach Amman und später in den Irak zu setzen, Lucy, sind vom Islamischen Ba’ath-Seminar in Bagdad und gehören zu einer Organisation, die sich Neue Mu’tazilah nennt.«
    Underwood, der wieder sein Haar ordnete, mischte sich ein. »Eine intellektuelle Extremistengruppe

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