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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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Maultier zu füttern, als sich hier von moesischen Drillingsschwestern von hinten und von vorn, von oben und unten zugleich befriedigen zu lassen, und für einen Pappenstiel tanzt eine Reihe kleiner Mädchen an, die man eine nach der anderen entjungfert, bis man nicht mehr kann. Mütter richten ihre Säuglinge dazu ab, an den Gliedern geiler Männer zu saugen, und bieten diese Dienstleistung für den Preis einer Handvoll Oliven an. Und dann erst das nimmer endende dionysische Fest am Hafen, wo man für ein paar Pfennige Spektakel von unvorstellbarer Unzüchtigkeit zu sehen kriegt, die ungeheuerlichsten und missgestaltetsten Geschlechtsteile in den abenteuerlichsten Vereinigungen, alte und junge, schwarze und weiße Menschen und Tiere haufenweise miteinander kopuliert, so daß einem vom bloßen Zusehen schwindlig wird. Und dabei berichte ich nur, was auf offener Straße zu sehen ist!
     
    4.
    Was mich selbst betrifft, fiel mir der Abschied von Xenon schwer. Ich bedauerte, ihn zu verlassen, während er stoischen Gleichmut zur Schau stellte, wenn innerlich wohl auch er recht bewegt war. Daß die Lehrjahre bei seinem Onkel keine Herrenjahre werden würden, war ihm sichtlich klar. Eines Abends, mehrere Tage nach unserer
    Ankunft in Ephesos, fragte ich ihn, ob er nicht doch mehr Lust hätte, mir auch fernerhin bei der Verkündigung der Frohen Botschaft zu helfen; doch erklärte er mir, daß er sich dazu nicht sonderlich befähigt fühle, ich glaube, um mich zu schonen. Denn daß ich als Diener der Lehre der Rechtschaffenheit versagt hatte, stand unausgesprochen zwischen uns.
     
    5.
    Sodann sprach ich bei Johannes (Zebedäus) vor. Ein Wort über dessen einstigen Meister, Johannes den Täufer,2 der die Sünden Jerusalems anklagte, ein Nazaräer, der zu rein war, um mit irgendeiner Gemeinde Gemeinschaft halten zu können, ein unmöglicher, doch, wie ich glaube, gottbegeisterter Mann. Noch in der Erinnerung finde ich meine erste Begegnung mit dem Täufer furchteinflößend.
    Die Wüstlinge am Hof des Herodes pflegten von Machä rus oder Herodion hinabzureiten, um den fanatischen Veranstaltungen des Täufers am Jordan beizuwohnen. Ich erinnere mich einer ziemlich fettleibigen und nach griechischer Mode geschminkten Frau. Der Täufer rief sie aus der Menge und nötigte sie, öffentlich ihre Sünden zu bekennen, ihre Ehebrüche, ihre Begierden, ihre Boshaftigkeit.3 Er spie sie an, ohrfeigte sie, riss ihr das Gewand vom Leibe und beschimpfte sie: »Sieh dich in deiner Nacktheit an, Hure!« schrie er, während sie weinte. »Also triebst du Hurerei, daß du dich einem jeglichen, der vorüberging, gemein machtest und tatest seinen Willen.4 Hier Weib! Hier sind Fremde: Mach die Beine breit für sie!« Wenn er sie so bis zur tiefsten Erniedrigung gedemütigt hatte, drückte er ihren Kopf unter Wasser, zog diesen dann an den Haaren wieder heraus und wischte ihr mit dem groben Rupfen seines Lendenschurzes die Schminke vom Gesicht; und dann tauchte er sie wieder unter. Johannes der Täufer wusste seltsamerweise genau, wie lange einer das aushalten konnte, ohne zu ertrinken. Am Ende ließ er seine Täuflinge immer auftauchen und leben. Dann war er plötzlich so sanft und liebevoll, daß die Leute, die sich dieser hysterischen Prozedur unterzogen, oft reuig und bekehrt von dannen gingen. Manche freilich gaben sich schon am selben Abend ihren Ausschweifungen wieder hin und kehrten am folgenden Sabbat zurück, um von neuem Buße zu tun. Kutschen und Wagen aus der Stadt säumten die Hügel an den Ufern des Jordans gelegentlich dieser Spektakel.
     
    6. Ich sah, wie der Täufer, der berühmte Sohn des Zacharias5 einen jungen Hurenbock beim Glied packte, ein Messer zog und drohte, es ihm abzuschneiden. Ich sah, wie er einen fetten Kaufmann schlug, der wie ein Kind weinte, und wie er dessen Geldbörse nahm und ihn zwang, sich den Mund mit den schmierigen römischen Münzen zu füllen, da er doch das Geld so über alles liebe. Ein Gemeinde ältester, der Unzucht mit jungen Mädchen getrieben hatte, brachte den Täufer zur Raserei. Er ging ans Ufer, nahm einen großen Stein und drohte diesem Mann in Amt und Würden mit der Steinigung, die ihm in dieser Welt zuteilwerden würde, und dem ständigen, nie endenden Steinschlag, der in der Hölle auf ihn wartete, und sagte: »Da du die Sünde liebst, für welche du die Steinigung verdienst, gebe ich dir diesen Vorgeschmack deiner Ewigkeit!« und schlug ihn, bis er blutete. Dann musste der Mann den Stein

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