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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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die Brieftasche und schob sie Lucy zu. »Sie sagen ihm, daß Chicago ihm das als Geste des guten Willens schickt, okay?« Lucy nickte und steckte den Umschlag ein.
    Rabbi Hersch stand auf, um zu gehen. »Oh, warten Sie, Sir, darf ich Ihnen zwei Fragen stellen?« Der Rabbi ließ sich ungeduldig wieder auf den Stuhl sinken. »Erstens, warum müssten Sie beide gestern Abend unbedingt mit Pater Keegan sprechen? Es schien ziemlich wichtig zu sein.« Der Rabbi zuckte die Achseln. »Was soll ich schon über einen katholischen Priester wissen?«
    Lucy fand sein Leugnen nicht überzeugend. »Zweitens, was ist mit Gabriel O’Donoghue, dem Assistenten, passiert?«
    »Auch da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich weiß wirklich nicht, was a us ihm geworden ist. Ein richti ger nebbish, ein Unglücksrabe, dieser Junge.« Lucy sah enttäuscht aus, daher ging der Rabbi etwas mehr in die Details. »In Rom ist irgendetwas passiert. Nach monatelangen Verhandlungen sollte Paddy die Schriftrolle, hinter der wir her waren, von ein paar zwielichtigen Antiquitätenhändlern, den … den, wie hießen sie gleich noch, den Gebrüdern Alberti, bekommen. Gauner durch und durch. Diese Schriftrolle, kleines Mädchen, hatte die Hebräische Universität im Juli 1948 gekauft, und letzten September wurde sie gestohlen. Seither hatte sie ein Dutzend verschiedene Eigentümer, die ihren Wert aber nicht erkannten, und in Rom haben wir sie dann wieder aufgestöbert. Paddy ist nach Italien geeilt, um einen Blick darauf zu werfen.«
    »Sie wollten sie kaufen?« »Natürlich zahlt die Hebräische Universität nur sehr ungern zweimal für dasselbe Ding, in diesem Fall jedoch wären wir dazu bereit gewesen. Aber natürlich wollte ich keine Fälschung kaufen, und so
    sind Paddy und Gabriel nach Rom gefahren, um sich zu vergewissern, daß es die echte Schriftrolle war.«
    Lucy nippte an ihrem Tee. »Und was ist dann passiert?«
    »Der Mittelsmann bei diesem schmutzigen Handel war kein anderer als Ihr kleiner Freund Gabriel. Er übergibt den als gedeckt bestätigten Scheck, bekommt die Schriftrolle und soll damit wieder in O’Hanrahans Hotelzimmer zurückkehren. Tut er aber nicht. Er verschwindet.«
    »Gabriel?« Lucy gelang es nicht, etwas so Aufregendes in Verbindung mit ihrem alten Freund zu bringen.
    »Paddy war völlig verzweifelt«, fuhr der Rabbi fort. »Er dachte, man habe Gabriel vielleicht angeschossen oder ihn gekidnappt. Oder schlimmer. Er wandte sich an Interpol, an die Carabinieri, an die Botschaft. Und dann rief Gabriel vom Bahnhof aus an und entschuldigte sich, daß er mit der Schriftrolle abgehauen sei, aber er hat nicht erklärt, warum.«
    »Klingt überhaupt nicht nach Gabriel.«
    »Wer kann schon sagen, wozu ein Mensch fähig ist?« Rabbi Hersch entschloss sich, Lucy noch ein wenig mehr zu sagen: »Nun, es hat nicht geklappt. Die Antiquitätenhändler ha tten, nun ja, ein paar Famili enbeziehungen, und Gabriel hat die Schriftrolle gar nicht aus dem Bahnhof von Rom hinausgebracht. Die Gebrüder Alberti erwischten ihn, nahmen die Rolle wieder an sich und wollten nicht länger mit O’Hanrahan oder der Hebräischen Universität verhandeln. Tatsächlich haben sie Paddy nahegelegt, die Stadt schnell zu verlassen, wenn er nicht mit Zement in den Schuhen im Tiber enden wolle, verstehen Sie?«
    »Und wer hat sie jetzt?«
    »Sie wurde vor zwei Monaten von einem privaten Sammler, einem reichen Deutschen, gekauft. Wir wissen nicht, wer es ist, wir wissen nicht, für wieviel, wir sind nicht sicher, ob er bereit ist zu verkaufen.« Lucy war wie elektrisiert von der ganzen Geschichte. Wenn sie nur dabeisein könnte! »Wieviel wollten Sie für diese Schriftrolle zahlen?« Der Rabbi zuckte unverbindlich die Achseln.
    »Ich frage mich nur, wie ihr diesen Deutschen bezahlen wollt, wenn Dr. O’Hanrahan sowieso schon fast pleite ist.«
    »Wir treiben das Geld schon auf«, antwortete der Rabbi ausweichend.
    »Die Hebräische Universität muss ja gut bei Kasse sein.«
    Rabbi Hersch dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete: »Das nicht, aber der Staat Israel.«
    »Ist diese Schriftrolle denn so bedeutend?«
    »Ja, das ist sie.«
    »Aber warum sollte irgendein christliches Evangelium …« Der Rabbi stand auf. »Es war nett, mit Ihnen Tee zu trinken und zu schwatzen, Miss Dantan, aber ich habe eine Verabredung mit der Kabbala in der Sammlung der Bodleiana, bevor heute Abend der shabbes anbricht. Vergessen Sie nicht, Paddy das Geld zu geben.« Lucy nickte; gab

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