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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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und nach Philadelphia weiterzufahren.
    »Wir sind da«, verkündete Farley, als eine Wohnanlage in Sicht kam. Das allgegenwärtige TPL-Logo prangte auf einem Kreis, darunter stand New Live Co venant Center. »Das ist das Heim, das mein Daddy für ledige Mütter errichtet hat.« Lucys Magen zog sich zusammen.
    »Ich meine, es ist gut und schön, gegen Abtreibung zu sein wie viele TV-Prediger, aber wenn man nicht gleichzeitig ein Adoptionsprogramm hat, ist das irgendwie heuchlerisch, meinst du nicht?« Lucy lächelte höflich. Irgendwann, wurde ihr klar, muss ich diesen The Promised Land Ministries-Lakaien entwischen und mir in einem Drugstore einen Schwangerschafts test kaufen.
    »Eine Menge von Mädchen gerät in Schwierigkeiten«, fuhr Farley fort und erklärte, wie oft Mädchen schwanger würden und nirgendwohin könnten.
    »Wie arbeitet diese Klinik?« fragte Lucy ruhig.
    »Oh, es ist alles kostenlos. Hauptsächlich ist sie für Wiedergeborene Christinnen gedacht, aber wir nehmen jede Frau und predigen ihnen später«, lachte er. »Wir suchen ein christliches Elternhaus für das Kind, und dann werden die Adoptionspapiere unterzeichnet. Das Newlife Center ist die zweitgrößte Adop tionsagentur im Staat, nach dem Staat selbst.«
    »Wie wäre es«, meinte Lucy, »wenn die Frauen ihre Kinder behalten würden?«
    Farley steuerte den Kombi auf den Parkplatz. »Sie sind vierzehn, fünfzehn Jahre alt, so um den Dreh. Sie können noch nicht richtig für ein Kind sorgen, weißt du.«
    Lucy fand es ein bisschen grausam, einen Teenager vor eine solche Entscheidung zu stellen. Auf der anderen Seite: Kinderlose Paare wurden glücklich gemacht, die Kinder selbst hatten ein besseres Zuhause, bessere Möglichkeiten. Aber die Baptistenmoral in den Südstaaten verjagte diese Mädchen aus der Stadt, zuerst einmal aus ihrem Elternhaus, und sagte zu ihnen: Gebt euer Kind auf, und wir helfen euch, indem wir für all die Probleme bezahlen, die ihr verursacht habt. Und dann wurden die Mädchen gerettet und traten den Wiedergeborenen bei, um sich selbst davon zu überzeugen, daß sie das Richtige getan hatten.
    (Könnte es nicht vielleicht wirklich das Beste sein, Mein Kind?)
    Ja, dachte Lucy nüchtern. Vielleicht ist es das Selbstloseste.
    »Aber sie bekommen sie nicht zu sehen«, erklärte Farley.
    »Wie bitte?« fragte Lucy, die nicht zugehört hatte.
    »Die Mädchen bekommen die Babys nicht zu se hen. Denn dann wäre es zu schwer, sie herzugeben. Viele der Mädchen wollen, daß man ihnen die Babys unmittelbar nach der Geburt wegnimmt. Ich meine, man sagt ihnen, was es ist, Mädchen oder Junge und all das. Und sie müssen ihrem Kind einen Brief schreiben, den es lesen kann, wenn es achtzehn ist, und in dem steht, warum die Mutter das Kind weggegeben hat und so.« Lucy schloss die Augen und stellte sich den Gefühlsaufruhr vor, den so etwas zur Folge haben musste . Der physische Schmerz bei der Geburt kann nicht so groß sein wie der Schmerz danach, wenn das Kind fortgebracht wird, erkannte Lucy. Eine solche Mutter hätschelte vielleicht sogar die Erinnerung an die Erniedrigung, als sie aus ihrem frommen christlichen Elternhaus hinausgeworfen wurde, behielt die Übelkeit während der Schwangerschaft und die Schmerzen bei den Wehen in gutem Andenken: Das war die Zeit, mein Kind, als wir zusammen waren. Das Hauptquartier des Covenant Center war ein rechteckiges, vierstöckiges Gebäude, das aussah wie ein Vorstadt-Bürohaus, ideal geeignet für einen Zahnarzt oder eine Versicherung. Lucy kämpfte gegen ein Gefühl der Furcht an, als Farley und sie in die Eingangshalle traten, ein sonniges Wartezimmer, in dem eine Krankenschwester hinter einem Schreibtisch saß. Farley erzählte, daß viele erzürnte Eltern – einmal hatte ein entehrter Vater mit einem Gewehr herumgefuchtelt – hier hereinstürmten, um ihre gefallenen Töchter zu sehen, und mit fester Hand abgewiesen wurden. »Ich weiß nicht, warum Menschen so reagieren müssen«, Schloss Farley.
    »Eines Tages«, sagte Lucy, »und zum Teil gibt es das auch heute schon, wird eine Frau alleinerziehende Mutter sein können, ohne daß die Gesellschaft der Meinung ist, daß sie das etwas angeht.«
    »Glaubst du? Was würde deine Mutter sagen, wenn du schwanger nach Hause kommen würdest?« Lucy antwortete nicht.
    Plakate in der Eingangshalle warben für das TPL Fullness Festival, Plakate, die überall in Philadelphia hingen. An einer Wand hingen gerahmte Fotos – E l tern mit ihren

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