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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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nennt, ist immer sündig und schädlich. Alle Tanz sendungen im Fernsehen zum Beispiel sind so angelegt, daß sie in den Gedanken und Herzen der Menschen die Wollust hervorrufen und anheizen. Die Verrenkungen, die dabei vollführt werden, erinnern nur zu sehr an die Perversionen heidnischer Völker der Vergangenheit … Ich kann verstehen, daß es jungen Mädchen verführeris ch erscheint, das Step-oder Bal lettanzen zu lernen. Ich kann das jedoch bei christlichen Mädchen nicht für gut halten. Auch die Tanzgymnastik möchte ich da nicht ausnehmen … Ferner sollen wir jede Körperbewegung vermeiden, die in anderen böse Lust wecken oder ein schlechtes Beispiel abgeben kann.
    JIMMY SWAGGART,
    Ehrliche Antworten auf schwierige Fragen, 1987
    S ehet euch vor vor den Schriftge lehrten, die in langen Kleidern gehen und lassen sich gern auf dem Markte grüßen und sitzen gern obenan in den Schulen und über Tisch beim Gastmahl; sie fressen der Witwen Häuser und wenden langes Gebet vor. Diese werden desto mehr Verdammnis empfangen.
    Markus 12,38-40 29. August 1990
    Farley lenkte den Kombiwagen einen sanften Hügel hinunter, unter einem Baldachin von immergrünen Eichen, an denen Spanisches Moos hing, matt von der Feuchtigkeit. Lucy bemerkte ein Highway-Schild des Staates Louisiana. Die Nummer unter dem Rost und den Einschussstellen von Kugeln war unleserlich. »Hier ist es«, sagte Farley. »Hier hat alles angefangen.« Ein Ziegelkasten von Kirche, zum Schutz vor Hochwasser etwa einen Meter über dem Boden auf einen Betonblock gebaut. Philadelphia First Pentecostal stand auf dem verrostenden Schild, schwarze Buchstaben auf abblätternder weißer Farbe. Der Eingang war eine weiße Doppeltür, und auf dem Dach saß ein gedrungener Turm, ebenfalls weiß. Der Kies unter den Reifen des Kombi knirschte. »Wird die Kirche noch benutzt?« frage Lucy.
    »Ja, vom Altenheim«, erwiderte er und zeigte auf eine Reihe einfacher Appartements in einem Lförmigen Ziegelgebäude. »Dad kommt immer noch einmal im Monat her, um mit den Senioren, den langjährigen Mitgliedern und Gebetspartnern, zusammen zu sein .« Gebetspartner, soviel hatte Lucy inzwischen festgestellt, waren Leute, die The Promised Land Ministries von Anfang an finanziell unterstützt hat-ten.
    Farley erklärte, daß zwischen diesem bescheidenen Gebäude, in dem Farley sen. die Salbung empfangen hatte, und dem »Gottesdom«, dem Komplex des Bul lins’schen Priesterseminars in Philadelphia, das von oben einer Krone ähnelte – wie eine bekannte Postkarte zeigte –, chronologisch vier andere Kirchen lagen.
    »Wir haben ein größeres Altenheim in Philadelphia«, ergänzte er, »eines, für das man ein bisschen was bezahlen muss . Das hier ist kostenlos.« Während der Kombi wieder umdrehte und auf seiner eigenen Spur im Staub zurückfuhr, warf Lucy noch einen Blick auf die Kirche. Sie stellte sich einen jüngeren Bullins vor, noch ohne Hängebacken, der in diesem vernachlässigten Kasten von Kirche predigte, fanatisch auf seine Bibel schlug und dem Satan drohte. Sie sah alles vor sich: seine inbrünstigen Gebete, in eine große Gemeinde versetzt zu werden; die einsamen Augenblicke – wohl nicht weniger qualvoll als Gethsemane –, wenn die Geldmittel zu Ende gingen oder ein Fernsehsender in irgendeiner Stadt der Südstaaten seine Sendung aus dem Programm nahm. Denn das war ein Mann, sagte sie sich, der schon zur Zeit der Philadelphia First Pentecostal wusste , daß seine Mission weltweit sein würde. Und Gott scheint seine Träume nicht durchkreuzt zu haben.
    ( Lasse Uns Zeit.)
    Farley war ein pflichtbewusster Fremdenführer gewesen. Er hatte ihr bereits das Programm zur Bekämpfung der Armut gezeigt, die Obdachlosenmissi on der Feliciana Parish, den Spielplatz voller lärmender Kinder, der nach Obadiah Bullins benannt war, dem Vater des Reverends, der ebenfalls Prediger gewesen war.
    Am Mississippi fuhr Farley auf einer Lehmstraße über den Damm hinunter zu einer malerischen, aber ärmlichen Reihe von Holzhäusern. Schwarze Kinder, die mitten auf der Straße Ball spielten, liefen auseinander, um Farley durchzulassen. Das war Catfish-town. Wie alle Städte am Fluss war es eine heruntergekommene Barackenstadt, die auf der Flußseite des Damms bis zu den Docks reichte. Mit jedem Hochwasser wurde der Slum fortgespült, um danach wieder aufgebaut zu werden. 1948 hatte ein solches Hochwasser auch Obadiah Bullins’ Haus fortgeschwemmt, wo Farley sen. aufgewachsen war, wo er

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