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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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darunter, Skulpturen und Gemälde, hauptsächlich von süßlichen Bi belszenen, schmüc kten die Wände, und Bullins’ Ma hagonischreibtisch wäre des Vorstandsvorsitzenden einer Aktiengesellschaft würdig gewesen. Nun, vermutlich ist Bullins auch so ein Vorstandsvorsitzender, dachte O’Hanrahan.
    »Setzen Sie sich doch da drüben, wo es komfortabler ist«, schlug Bullins vor und führte den Professor zu den Ledersesseln, die an dem riesigen Spiegelglas fenster standen, von dem aus man die gesamte TPL-Anlage überblickte. Wir müssen uns am höchsten Punkt der Krone befinden, folgerte O’Hanrahan.
    Bullins setzte sich majestätisch hinter den Schreibtisch. »Ist das alles, Reverend Bullins?« fragte Jessica.
    »Danke, Darling«, winkte er Jessica hinaus. Er sah ihr nach, wie sie aus dem Raum ging, und betrachtete ihre hübsch gerundeten Waden und ihre schmale Taille. »Hehe«, fügte Bullins für O’Hanrahan hinzu, »man darf ja nicht hinlangen, aber sicher hat der Herr nichts dagegen, wenn wir einen kleinen Blick darauf riskieren!«
    Wie lange wird es dauern, fragte sich O’Hanrahan, bis Reverend Bullins mit einer Studentin oder einem kleinen Flittchen in flagranti erwischt wird?
    (Nach deiner Ankunft in Chicago hat es keinen Monat gedauert, Patrick, bis du Beatrice betrogen hast.)
    »In der Times-Picayune habe ich heute gelesen«, begann O’Hanrahan, »daß der Vorstandsvorsitzende der Merriwether Industries heute Morgen in New Orleans mit Vertretern der Ölindustrie redet.«
    »Ein prächtiger Mann, dieser Charles Merriwether! Ein guter Christ und ein Kämpfer für das amerikanische Recht!«
    »Warum hat er Ihre Suche nach dem Matthäusevangelium finanziert?«
    »Als persönlichen Gefallen für mich«, sagte Reverend Bullins. »Ich habe ihm bei ein paar Sachen geholfen, und jetzt hat er mir geholfen. Aber kommen Sie, kommen Sie, lassen Sie uns über dieses Evangelium reden. Wir haben ein paar Blicke darauf geworfen, aber wir können absolut nicht schlau daraus werden. Ich habe es meinen Griechischexperten versuchen lassen, aber ich kann Ihnen nur sagen, da haben wir ein hübsches kleines Rätsel vor uns … ein hübsches kleines Rätsel.«
    Daran brauchte er O’Hanrahan nicht zu erinnern. »Ich habe die Absicht, es zu übersetzen, aber ich habe auch die Absicht, dafür zu sorgen, daß diese Schriftrolle ihrem rechtmäßigen Besitzer, der Hebräischen Universität, zurückgegeben wird.«
    Bullins blickte hinaus auf sein Imperium. »Oh, mein Freund, im nächsten Jahr wird es vielleicht kein Jerusalem mehr geben. Nicht wenn das eintritt, was der Herr vorhersagt … Dennoch, für einen bestimmten Preis kann die Hebräische Universität es zurückhaben – wenn Sie erst Ihren Beitrag geleistet haben, Patrick, und dieser Kollege und Ihre Arbeit weltweit berühmt sind. Und wenn die Falsche Prophezeiung der Endzeiten ihre notwendige Arbeit begonnen hat und die Lauwarmen, die Zweifler, die Unaufrichtigen weg von der triumphierenden Kirche in die Irre führt. Welche Macht liegt in unseren Händen, mein Freund!« Reverend Bullins erhob sich und ging auf und ab, sprach von Entrückung und Aufstieg durch die Wolken, bevor er stehenblieb und seine Hand auf die O’Hanrahans legte, die seit dem Morgen zittrig und unsicher war. »Wir sind Partner in der Endzeit, Sie und ich!«
    O’Hanrahan war beunruhigt, weil seine Hand so zitterte. Er hob den Kopf und sah Reverend Bullins, der ihn besorgt ansah, in die Augen. Der Professor wusste , daß er gelbsüchtig aussah und daß das Weiß seiner Augen eine ungesunde Farbe hatte. Irgendeine afrikanische Krankheit rumorte in ihm.
    »Unser Medical Center ist das beste in der Gegend um Baton Rouge«, sagte der Reverend freundlich. »Ja, drüben am Philadelphia Drive. Wir werden Sie da hinbringen, solange die Straße noch so heißt«, setzte er verdrießlich hinzu.
    »Was meinen Sie damit?«
    Bullins erklärte die Sache, als sei O’Hanrahan ein natürlicher Verbündeter. Der einzige schwarze Stadtrat in Philadelphia, Louisiana, hatte lauten Protest erhoben, »seine Leute« zu einer Kundgebung in den Stadtrat geholt und mit ihnen zusammen die Forderung erhoben, daß eine Straße nach Martin Luther King benannt werden solle. »Wenn sie nur nicht gerade an meinem Krankenhaus läge«, sagte Bullins voller Abscheu.
    »Lassen Sie mich raten«, erwiderte O’Hanrahan reizbar. »Sie haben etwas gegen Dr. King, obwohl bestimmt einige Ihrer besten Gebetspartner schwarz sind.«
    »Verstehen Sie

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