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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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als zweiten Bischof von Jerusalem. Er starb der Überlieferung zufolge im Jahre 104 den Märtyrertod. Die Erhebung des Simon (oder Symeon) in das Bischofsamt zeigt, daß es in der frühen Kirche eine Neigung gab, geistliche Hirten aus der Blutsverwandtschaft Jesu zu berufen. Denn J ohannes 19,25 zufolge war Kleophas ein Onkel Jesu, mithin dessen Sohn Simon ein Vetter Jesu. Zu Zeiten Trajans berief sich die galiläische nazaräische Gemeinschaft auf den zweiten der drei Brüder Jesu als ihren Gründer, den bei Matthäus 13,55 erwähnten Judas.
     
    23 Wie man sieht, opferten noch immer viele Judenchristen, Nazaräer (später Ebionäer und Ebioniten) genannt, am Sabbat im Tempel und hielten außerdem am Freitag, dem Tage der Kreuzigung, eine besondere Zeremonie ab, von der nichts Näheres mehr bekannt ist.
    Der christliche Sabbat wurde im 4. Jahrhundert auf den folgenden Wochentag, der dem Sonnengotte heilig war, verschoben. Der Geburtstag Jesu wurde auf den 25. Dezember festgesetzt, der schon lange als Geburtstag des Sonnengottes und der persischen Erlö sergestalt Mithras galt. Konstantin verehrte neben Jesus weiterhin den Sonnengott. Noch im 6. Jahrhundert tadelte Gregor der Große in der Peterskirche seine Herde ihres fortgesetzten heidnischen Sonnenkultes wegen. Justinus Martyr, Ignatius von Antiochien, Clemens von Alexandrien und Tertullian fanden jedoch den sonntäglichen Gottesdienst der Verbreitung des Christenglaubens sehr nützlich, hatte doch Christus selbst gesagt: »Ich bin das Licht.« Advents-und Weihnachtskerzen sind allerdings Erinnerung an ein heidnisches Lichtfest und haben keinen direkten Bezug zum Christentum.
     
    24 Pleite. Im Original hebräisch peleta: Flucht, Bank rott.
     
    25 Epaphrodius ist vielleicht der von Paulus Philip-per 4,18 erwähnte Epaphroditus; kuthim schimpfte man die wilden Samariter.
     
    26 Matthäus 8,28.
     
    27 Sophia ist der weibliche hebräische Geist der Weisheit, der bei den Griechen, Juden und Christen in den beiden Ja hrhunderten vor und nach der Ge burt Christi die höchste Verehrung genoss . Sie erfreute sich damals so großer Beliebtheit, daß sie die vorherrschende männliche Theologie bedrohte. Die Weisheit Salomos, ein Preislied auf diesen weiblichen Geist der Weisheit (deutsch von Dieter Georgi, Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Bd. 3, Gütersloh 1980), ist (um 100 v. Chr.) vielleicht das älteste und klarste Zeugnis des Kults der Sophia, von dem sich Elemente, wie in dem vorliegenden Werk auch bei Philo und bei Johannes finden (die ihm beide die Vorstellung des uranfänglichen Logos entnehmen) sowie in den deuteropaulinischen Briefen an die Epheser und die Hebräer. Sophia und Heiliger Geist waren für einen großen Teil der frühen Kirche Synonyme. Die größte Kirche in Byzanz, die 548 von Kaiser Justinian erbaute Hagia Sophia, war nicht (wie später behauptet wurde) irgendeiner heiligen Sophie, sondern dieser heiligen Weisheit geweiht.
     
    28 Judas Didymus (oder Judas der Zwilling), der Thomas genannt wurde, um Verwechslungen mit den zwei oder drei anderen Jüngern namens Judas vorzubeugen. (Der Herausgeber nennt ihn im folgenden stets Thomas.)
    Thomas soll den Medern und den Parthern das Evangelium gepredigt haben sowie schließlich auch den Indern; und obwohl seine Reliquien schon in alter Zeit (vor 384) nach Edessa überführt worden sein sollen, wird sein Grab in Mailapur (einem Vorort von Madras) noch heute von Pilgern besucht. Die indischen Thomas-Christen, die ihn als Gründer ihrer Kirche verehren, waren wohl ursprünglich syrischer Herkunft, und ihre Kirchensprache ist noch heute die syrische. Sie waren seit dem 5. Jahrhundert Nestorianer (die Maria zwar als »Christusgebärerin«, doch nicht als »Gottesgebärerin« gelten ließen) und wurden im 16. Jahrhundert unter portugiesischer Herrschaft als Syro-Malabarische Kirche mit Rom uniert. Die Gegner dieser Union schlossen sich später den Jakobiten an, deren christologische Doktrin derjenigen der Nestorianer zwar entsprach wie die äußerste Linke der äußersten Rechten, die aber wie die Nestorianer syrisch und nicht römisch waren. Die Geschichte dieser indischen Christenheit gehört zu den faszinierendsten Phänomenen der Kirchengeschichte, siehe L.W. Brown, The Indian Christians of St. Thomas, Cambridge 1956, sowie Francis M. Rogers, The Quest for Rastern Christians, Minneapolis 1962. Als Skeptiker und Zweifler war Thomas schon zu Beginn des 2. Jahrhunderts bekannt: In

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