Der dreizehnte Apostel
rechtmäßige Gattin im Zorn durch einen Fußtritt tötete, in Frauenkleidern als kaiserliche Eheliebste präsentieren. Über Pindymion ist weiter nichts bekannt, aber Darius ist vermutlich der verschnittene Sklave, der Caligula bei seinen theatralischen Umzügen begleitete und den Bagoas mimen musste , während der Kaiser als der große Alexander posierte. Siehe die Kaiserbiographien Suetons, wo Nero, 28 gesagt wird (deutsch von Andre Lambert): »Den Knaben Sporus ließ er [Nero] entmannen und versuchte, ihn in ein Wesen weiblichen Geschlechts zu verwandeln. Mit Mitgift und rotem Brautschleier ließ er ihn in feierlichem Hochzeitszug unter großem Geleite in seinen Palast führen« usw.; und in Nero, 35: »Poppaea … liebte er heiß; dennoch tötete er auch sie, und zwar durch einen Fußtritt, da sie schwanger und leidend darniederliegend, ihn mit Vorwürfen bedachte …«; während von dem jungen Darius in Caligula, 19 die Rede ist. Für einen Mann, der behauptet, über jedes Interesse an Rom und an den Einzelheiten der dortigen Sittenverderbnis erhaben zu sein, verrät unser Autor eine erstaunlich detaillierte Kenntnis römischer Skandalgeschichten.
42 Das von unserem Autor hier verwendete griechische Wort hat Luther 1. Korinther 6,9 mit »Weichlinge« übersetzt.
43 Das Weihrauchland der alten Ägypter am Horn von Afrika.
44 Matthäus 5,18.
45 Karmanien hieß das Gebiet am persischen Ufer der Straße von Hormuz. Der Wert der genannten Münze war etwa der eines Groschens.
46 Das Reich der Parther forderte die Römer wiederholt zu verlustreichen Eroberungsversuchen heraus. In der Schlacht von Karrä in Mesopotamien wurden sie 54 v. Chr. vernichtend geschlagen, 20.000 Römer starben, 10.000 gerieten in Sklaverei. Der abgeschlagene Kopf des Crassus, der dieses Heer befehligt hatte, wurde nach Seleukia gebracht, wo auf einem Gastmahl der Sieger, eben als der Bote damit eintraf, die Bacchantinnen des Euripides aufgeführt wurden. Der tragische Schauspieler Jason von Tralles, der dabei die Rolle der Agaue spielte (berichtet Plutarch, Crassus 33, deutsch von Kaltwasser), » fasste den Kopf des Crassus und sang voller Begeisterung mit bacchischem Feuer die Verse ab: ›Aus dem Gebirg’ daher trag ich ein zottig Wild …‹« usw.
47 »Haben wir nicht auch Macht, eine Schwester zum Weibe mit umherzuführen, wie die anderen Apostel und des Herrn Brüder und Kephas?« 1. Korinther 9,5.
48 Die Weisheit Salomos, 7,24.
49 Alle von Thomas handelnden Schriften erwähnen dessen Missionsreisen in Indien, wenn auch die sogenannten Thomasakten (»Anfang des 3. Jahrhunderts in Ostsyrien entstanden und ursprünglich syrisch abgefasst «, wie Han J. W. Drijvers in der Einleitung zu seiner Übersetzung dieser Akten im 2. Band von Schneemelchers Neutestamentlichen Apokryphen feststellt) nicht als Tatsachenbericht gelten können, so daß strittig bleibt, wie weit nach Indien hinein der Apostel vordrang. Eine Thomasapokalypse, deren ältestes Zeugnis eine Handschrift aus dem 5. Jahrhundert ist (Cod. Vindob. Palatinus 16), könnte erst zu dieser Zeit entstanden sein, wird jedoch von manchen auch für älter gehalten.
Interessanter ist das erst 1945 oder 1946 bei Nag Hammadi in Oberägypten gefundene koptische Thomas Evangelium (mit einer deutschen Übersetzung herausgegeben von Johannes Leipoldt, Berlin 1967). Helmut Köster, der im Rahmen der Veröffentlichung der Nag Hammadi Library die Ausgabe des Gospel Ac cording to Thomas einleitete, New York 1977, meint, daß Teile dieses Evangeliums älter sein könnten als die synoptischen.
50 Der Jünger Judas alias Lebedäus, alias Thaddäus (unter diesen drei Namen bekannt), war der Sohn (Apostelgeschichte 1,13 und Lukas 6,16 zufolge) oder (wie er sich in dem unter seinem Namen überlieferten Brief, Judas I, selbst nennt) »ein Bruder …« des Jakobus bar-Alphäus. Das vorliegende Evangelium trägt zur Aufklärung der Verwandtschaft nichts bei. Bei Matthäus und Markus wird Judas zwar erwähnt, doch seine Herkunft und Verwandtschaft betreffend nichts gesagt. Auch Jesus hatte einen Bruder namens Judas. »Ist er nicht … der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon?« fragen die Leute in Jesu Vaterstadt, die ihn nicht als Propheten gelten lassen wollen (Markus 6,3).
Da die Gestalt dieses Jüngers derart schwer zu fassen ist, gab man ihm später den Beinamen »der Dunkle« und ruft ihn vorzüglich in hoffnungsloser Lage um Beistand an. Er und
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