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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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dem (um 110 entstandenen) Johannesevangelium liest man 20,25 von seinen Zweifeln an der Auferstehung des Herrn. Aber auch an zwei weniger berühmten Stellen bei Johannes werden Äußerungen berichtet, die Festigkeit des Glaubens bei ihm vermissen lassen: 11,16 erklärt er, da Jesus nach Judäa zurückkehren will (wo die Juden ihn zuvor schon steinigen wollten), um Lazarus von den Toten aufzuwecken: » Lasst uns mitziehen, daß wir mit ihm sterben«; und 14, 5 widerspricht er dem Herrn: »Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst; und wie können wir den Weg wissen?« Der Überlieferung zufolge starb er im Juli des Jahres 72 den Märtyrertod. Das vorliegende Evangelium dagegen weiß offenbar nichts von diesem Martyrium.
     
    29 Das heutige Eilat am Golf von Akaba.

    30 Das vorliegende Dokument ist ein beredtes Zeugnis für die weitgehende Hellenisierung der jüdischen Oberschicht jener Zeit. Bis zur Zeit Herodes des Großen war die Haltung der Juden den Griechen und der hellenistischen Kultur gegenüber eher feindselig. Die Makkabäer vollbrachten ihre großen Taten ja im Kampf gegen Griechen. Johannes Hyrkanus bekehrte die Griechen in Idumäa und Samaria gewaltsam zum Judentum und zerstörte Skythopolis zur Strafe dafür, daß man dort Griechisch redete. Alexander Jannäus verwüstete die Dekapolis. All diese Kämpfe resultierten aber nichtsdestoweniger in der Hellenisierung der Juden.
    Zur Zeit Jesu hatte man in Judäa griechische Namen, trug griechische Tracht, baute im griechischen Stil, sprach Griechisch, las sogar die griechische Ausgabe der Bibel (die Septuaginta) und philosophierte (wie zum Beispiel Philo) in der Sprache der Heiden. Herodes der Große belebte die Olympischen Spiele neu, baute Gymnasien und griechische Theater und restaurierte den Tempel des Apollo auf Rhodos. Allerdings behagte diese gründliche Hellenisierung des Judentums nur der Oberschicht. Viele Gelehrte (siehe dazu M. Hersch, Josephus, Jerusalem 1991, S. 340 bis 347) sind der Meinung, daß weniger Antiromanismus als vielmehr Antihellenismus zum Ausbruch kam in
    dem jüdischen Aufstand, der schließlich in der Zerstörung Judäas endete.
     
    31 Ein Anklang an Hesekiel 16,33.
     
    32 Seiner Selbstbiographie zufolge war Josephus von seinem sechzehnten bis zum neunzehnten Lebensjahr Schüler eines Einsiedlers namens Banus (Leben 10-12), der indessen, nach den Angaben des Josephus zu urteilen, kein Essäer (oder Essener) gewesen zu sein scheint.
     
    33 Die Judenchristen, wie auch die Schriften der Ebioniten nahelegen, waren insgesamt geneigt, den Apostel Paulus als großen Häretiker und Verderber der rechten Lehre anzusehen. Einen ausführlicheren Angriff unseres Autors gegen Paulus siehe weiter unten, Zwei,11 – 12.

    34 Den Vorfall, auf den hier angespielt wird, findet man sonst nirgends erwähnt. Die Ophiten (von griech. .f.., Schlange) übten einen Gottesdienst, der schon in sehr alter Zeit von Minoern und Ägyptern praktiziert wurde. Schlangenkulte waren zur Zeit unseres Autors fast überall verbreitet, wo eine Berührung der jüdisch-christlichen Religion mit der altägyptischen oder kykladischen Überlieferung stattfand. Noch heute findet man die Schlange um das Kreuz geschlungen in der Santeria Brasiliens, im Wo dun Haitis und in ähnlichen Kulten anderswo in Südamerika und im Süden der Vereinigten Staaten (so bei den Holy Ghost People in West Virginia und bei den Pfingstgemeinden in beiden Carolinas) sowie in Afrika. Zur theologi schen Rechtfertigung der Schlan genverehrung innerhalb dieser mehr oder weniger christlichen Sekten wird Matthäus 10,16 zitiert, wo der Herr spricht: »Seid klug wie die Schlangen«; desgleichen Johannes 3,14, wo es heißt: »Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss des Menschen Sohn erhöht werden«; sowie der Vers der ersten Ergänzung des Markusevangeliums (16,18), in dem gesagt wird, daß zu dem Zeichen derer, die glauben, gehören soll, daß sie »Schlangen austreiben«. Daneben berichtet ja auch Lukas in Apostelgeschichte 28, 3-6, wie einst auf der Insel Melite eine Giftschlange dem Apostel Paulus nichts anhaben konnte.
     
    35 Fruchtbarkeitskulte, bei denen Schlangen verehrt wurden, waren im Altertum besonders auf Kreta und in der Kyrenaika verbreitet. Der Unterschied zwischen den volkstümlichen und besonders im Mittelmeerraum sehr be liebten Darstellungen der heili gen Jungfrau, die (zum Zeichen, daß sie die Sünde Evas überwunden hat) eine Schlange zertritt, einerseits

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