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Der dritte Berg

Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.F. Dam
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mögen, um absolute Verschwiegenheit.«
    Schon zum zweiten Mal bittet er mich um Verschwiegenheit. Es ist gewöhnlich nicht gut, wenn Leute das tun.
    »Ich wette, Soma ist nicht bloß irgendein bescheuerter Name«, sage ich. »Ich will die Wahrheit, Mukherjee.«
    Das war ein Fehler. Denn jetzt habe ich mich nicht nur im Ton vergriffen. Ich habe Mukherjee verärgert.
    Und ja, G.C . Mukherjee wird es eindeutig zu bunt. Er beschließt, das Gespräch zu beenden. Erst zögert er ein paar Sekunden, dann erhebt er sich. Inmitten dieser Bewegung lässt er sich aber noch zu einer finalen Bemerkung hinreißen. »Die Natur, Mr. Rai, ist das gewaltigste Labor. Und noch vor kurzer Zeit hätte ich über einen solchen Satz wohl gelächelt.«
    Ein Mann wie Mukherjee lacht nicht, er lächelt über Sätze. Den Doktortitel hat man mir aberkannt. Mukherjee steht jetzt und erwartet von mir, es ihm gleichzutun.
    »Ich bedaure, Mr. Rai«, sagt Mukherjee, »dass wir diese Unterhaltung nicht fortführen können, ich habe Termine wahrzunehmen. Professor Fust werde ich in Ihrem Namen Grüße bestellen.«
    Mukherjee macht Anstalten, wieder hinein in sein Arbeitszimmer zu gehen und mich hier sitzenzulassen. Meine Halsschlagadern schwellen an und jede Menge Blut rauscht hinauf in mein Gehirn. Mukherjee muss den Höllenlärm in meinen Adern hören.
    »Meinen Sie, Mukherjee«, presse ich hervor und stehe dabei auf, »Sie können mich einfach so wegschieben? Ich bin kein verdammter Blumentopf.« Ich folge ihm ein paar Schritte in Richtung Glastür.
    Mukherjee aber, eingehüllt in den Panzer seiner Würde, ignoriert mich und dreht sich nicht einmal mehr um. Er verschwindet in seinem Arbeitszimmer, ohne die Terrassentür zu schließen. Aus dem angrenzenden Salon kommend erscheint nun rasch sein Hausdiener. Er ist in eine graue Uniform gekleidet, die ihn so unsichtbar wie möglich machen soll. Mit Nachdruck besteht er darauf, mich zum Tor zu begleiten. Ich platze vor Wut. Und am meisten erzürnt mich der irreführende Eindruck der Rechtschaffenheit, dem ich hier beinahe erlegen wäre.

    Im Allgemeinen vermeide ich es, mehr als einmal am Tag in Häuser einzudringen. Als ich draußen anlange und mich nach rechts in Richtung meines wartenden Taxis wende, bemerke ich jedoch, wie der Diener am offenen Eingangstor stehen bleibt und mit einem Jungen spricht.
    »Diese Babus«, sagt der Diener zu dem Jungen, und es macht ihm nichts aus, dass ihn jeder auf der Straße hören kann, »töten mir noch den letzten Nerv. Verfrachtet sie alle nach Hause in ihr Drecksloch von Kalkutta. Schon wieder will er weg, schon wieder Tor auf und Tor zu. Nimmt kein Ende.« Er meint Mukherjee, der aus Kalkutta stammt.
    »Ja«, sagt der Junge, »nach Kalkutta, dem stinkigen.«
    »Und jetzt ab zum Mittagessen«, sagt der Diener. »Mā wartet schon.«
    Bevor mir noch irgendein Zweifel den ungenauen Plan zersetzen kann, klettere ich, nachdem ich der Rundung der Mauer ein Stück gefolgt und dem Blick des Dieners und des Jungen entschwunden bin, erneut auf die Mauerkrone und lande sogleich wieder auf dem Rasen Mukherjees. Ich presse mich gegen einen Palmstamm. Eine Schwierigkeit stellen die Kameras dar, die sich an allen Ecken des Hauses befinden mögen. Eine davon habe ich zuvor bemerkt. In etwa zwanzig Metern Entfernung entdecke ich eine Hütte für Gartengeräte, versteckt hinter Büschen, als eine abgedunkelte Limousine aus der Garage unter dem Haus hervortaucht. Der Wagen nimmt die gepflasterte Einfahrt und fährt durch das Tor. Der Diener nimmt geringfügig Haltung an. Ich laufe schnell hinüber zur Gartenhütte, sie ist nicht abgeschlossen, ziehe mir drinnen einen auf einem Regal liegenden sauberen Overall über, der hellbraun und viel zu klein ist, und setze mir einen mit Spinnweben verunreinigten Strohhut auf den Kopf. So ausgerüstet bewege ich mich bedächtig und mit dem Kopf nach unten in Richtung der Rückseite des Hauses, wo die Terrasse liegt.
    Der Garten an der Ostseite des Anwesens, wo meine Gärtnerhütte steht, ist buschig, nur zum Haus hin gibt es eine breite Rasenfläche. Ich schiele unter meinem Hut hervor; vor mir, an einem Gesims des Hauses dort drüben ist eine Kamera montiert (sie hat mich bestimmt schon entdeckt, aber nur einen alten Strohhut gefilmt), die diese ganze Seite abdecken soll, und bevor jemand Verdacht schöpfen kann, schlage ich mich in ein ausgedehntes vielfarbiges Hibiskus-, Zwergbambus- und Bougainvilleagebüsch. In seinem Schutz kann ich die

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