Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Platz, differenzierte Befehle zu verarbeiten.
Tatsächlich konnte man sie aber an den Mustern in ihren gläsernen Körpern gut voneinander unterscheiden. Die geronnenen Schleier des Kriegers, der zuerst eingetreten war, erinnerten Kwin an einen vierzackigen Stern, während die verfestigten Nebelschwaden des anderen große Ähnlichkeit mit dem Schädel eines Ziegenbocks aufwiesen.
Stern und Bock.
Alep hatte jetzt lange genug gewartet, seine unausgesprochene Drohung hing noch immer unbeantwortet in der Luft. Offensichtlich nahm Zyrc sie nicht sonderlich ernst und schien auch sonst wenig Interesse zu haben, Aleps Wünschen nachzukommen.
Kwin betrachtete seinen Freund besorgt. Aleps Blick war allein auf Zyrc gerichtet. Die Glaskrieger interessierten ihn nicht. Kwin hatte Alep oft in dieser Stimmung erlebt. Man machte ihm dann tatsächlich besser Platz, wenn er es verlangte. Aber Zyrc schien jenseits von Klugheit und Intuition zu agieren. Kwin zog sich zurück, bis er fast an der Wand stand. Von hier aus hatte er beide Glaskrieger und den Chetekkenmagier gut im Blick.
Alep setzte sich in Bewegung und ging schnurstracks auf den Magier zu. Zyrc bewegte sich, hob die Arme und fuhr die Krallen an den Klauen aus. Er summte eine düstere Melodie, stimmte sich auf die magischen Energien ein.
Die Glaskrieger stapften vor, versuchten Alep den Weg zu verstellen. Mit einer fließenden Bewegung zog Kwin einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. Die fahle Stelle auf Zyrcs Brust war gut zu erkennen.
„Alep, runter!“
Alep reagierte sofort, ging in die Knie und sprang zur Seite, rollte sich ab und kam vor Stern wieder hoch. Er wollte ihm die geballte Faust in den Körper rammen, besann sich aber rechtzeitig, stieß Stern mit der Schulter an und brachte ihn ins Wanken.
Lichter tanzten jetzt wie Blitze um Zyrc, magische Entladungen angestauter Energie, aber Kwin bewahrte Ruhe, zielte sorgfältig und schoss.
Alep tauchte unter einem wilden linken Schwinger Sterns weg und rannte davon, blieb stehen, drehte sich um, raunte einen Vers und seine Hand verwandelte sich in eine Flamme. Er holte aus und eine Flammenkugel flog auf Stern zu. Der langsam näherrückende Glaskrieger bot genügend Angriffsfläche. Nun setzte sich auch Bock in Bewegung. Alep schleuderte auch ihm eine Flammenkugel entgegen.
Im selben Augenblick traf Kwins Pfeil ins anvisierte Ziel und drang tief in die Brust des Chetekkenkönigs ein. Kwin legte einen zweiten Pfeil auf die Sehne, zielte, schoss und traf dieselbe Stelle noch einmal. Röchelnd ging der Magier in die Knie. Kwin sah es mit Genugtuung.
Die beiden Glaskrieger verharrten einen Moment, während Alep sie weiter mit Feuer eindeckte. Die Flammenkugeln explodierten dort, wo sie trafen, Feuer floss wie Wasser über das Glas und verflüssigte es. Bald standen beide Krieger in magische Flammen gehüllt da, während ihre Beine sich verbogen und nachgaben.
Kwin schoss einen weiteren Pfeil. Er drang tief in den von Aleps Feuer verwüsteten Kopf Sterns ein und ließ ihn explodieren. Der Kopf zersprang in tausend Stücke.
Alep stürmte dem letzten Glaskrieger entgegen, hob seinen Stab und drosch ihn gegen Beine, Brust und Kopf des Gegners. Brennende Glasbrocken flogen davon, als der Krieger zu Boden ging, trafen Alep und Kwin und beide ließen ihre Waffen fallen und wischten mit den Händen über ihre glühende Kleider.
Alep klopfte die letzten glimmenden Stellen aus und eilte an Wiggets Seite, sprang über den Körper des röchelnden Zyrc hinweg, wich seinem kraftlosen Schlag aus und kniete sich neben den schwer verletzten Drachen.
Alep sah mit einem Blick, dass Wigget dem Tode näher war als dem Leben. Er rief seinen Namen, aber der Drache reagierte nicht. Alep legte eine Hand auf Wiggets Brust, die andere umschloss sanft den schmalen Kopf. Er schloss die Augen.
Unversehens fand er sich im Körper des Drachen wieder. Alep trieb mit dem versiegenden Strom des Lebens dahin, heilte gerissene Arterien, richtete gebrochene Knochen, stärkte das in sich verdrehte Rückgrat und gab ihm seine Form wieder. Zuletzt heilte er die verletzten Organe und dann den gebrochenen Schädel des Drachen.
Als er seinen Geist vom Drachenkörper löste, spürte er die elende Müdigkeit, die ihn immer packte, wenn er intensiv Magie einsetzte. Es hatte eine Zeit gegeben, da war er gleich darauf umgefallen und eingeschlafen, wo er stand oder saß. Aber die Jahre mit Wigget an seiner Seite, der ihn fast alles gelehrt
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