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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Birkenhain dort. Kommt, Reisender, ich will durch diese Wiese wandern.“ Tippet verließ den Weg. Hockster brüllte: „Nein!“, doch es war schon zu spät. Die kleine Drachin hatte den Weg verlassen und stand mitten im grünen Gras. Sie lächelte verzückt und verdrehte die Augen.
    Hockster sprang hinterher, achtete aber darauf, den Weg nicht zu verlassen! Er bekam Tippet gerade noch rechtzeitig am langen Schwanz zu packen, bevor sie unerreichbar zwischen Tulpen und Narzissen verschwinden konnte. Sie kämpfte gegen seinen Griff an, wollte sich befreien, aber er hielt sie eisern fest. Hockster spürte ihr Zittern bis in den Unterarm.
    Sie drehte sich wie ein Blitz und biss Hockster in die Hand. Er schrie auf, ließ sie aber nicht los, sondern zog sie am Schwanz näher zu sich und drückte sie dann mit seinen kräftigen Händen ins Gras.
    „Hör auf zu beißen, wenn du leben willst.“
    „Der Weg stinkt! Ich komme nicht zurück! Gebt mich frei, Reisender.“ Wieder biss sie zu. Hockster hatte genug. Er verstärkte den Griff und mit einem heftigen Ruck zog er die kleine Drachin zurück auf den Weg.
    Als Tippets Tatzen den harten Belag des Weges berührten, erstarrte sie. Wieder lief ein Schauder in Wellen über ihren Körper. Diesmal konnte Hockster es sogar sehen. Der Kopf der Drachin pendelte wie Ballast hin und her, als wäre sie nicht bei Sinnen. „Ihr seid ein schlimmer Mensch, Reisender“, lallte sie giftig. „Nie wieder kann ich glücklich sein, denn ich habe das Glück in all seiner Bitterkeit gekostet.“
    Er betrachtete sie kritisch. „Wie geht es dir?“
    Tippets Kopf schwang hin und her wie ein Pendel, die Augen waren verdreht. Sie sagte: „Hört Ihr nie zu? Schlimmer Mensch Beltrim! Schlechter Drache Wigget! Etieras Gerechtigkeit! Lebe mit mir, schwarzer Wigget, meine Welt kennt Hoffnung, die deine ist grau von Tod. Sieh, Schuldbeladener, der König der Nat Chatkas sorgt sich um die Seinen. Der König der Winde aber bringt die Seinen um und muss sterben!“
    Ihr Kopf zuckte nach oben, ihr ablehnender Blick fasste Hockster wie ein Fangeisen. „Glück, Beltrim? Ha! Jenseits der Wege, diesseits die Pest. Bringt mich zurück, Reisender.“ Sie streckte sich aus, rollte sich auf den Rücken und stöhnte herzerweichend. „Ich kostete vom Glück des Abendrots, ich, die ich ausgewählt wurde zu dienen und zu sterben!“ Sie sprang wieder auf die Tatzen, reckte angriffslustig die lange Schnauze vor und entblößte scharfe Zähne. „Altes Grunzgesicht Zyrc“, wütete sie, „stirb selber hin und finde vergiftete Gerechtigkeit in deiner schwarzen Seele! Einmal noch, Reisender, was kauert Ihr auf allen Vieren? Aufgepasst!“ Tippet sprang herum, der lange Drachenschwanz peitschte heran und traf Hockster klatschend im Gesicht. „Zurück ins Glück ... Was habt Ihr mit mir gemacht, elender Mensch. Ich ... grausam.“ Tippet lief, eilte ein weiteres Mal davon, aber Hockster war vorbereitet. Er packte sie, bevor sie den Weg ein zweites Mal verlassen konnte.
    „Wer den Weg verlässt“, sagte er streng, „verfällt der Dunkelheit. Ich dachte, ich hätte dir das hinlänglich erklärt!“
    „Ja, aber, ich ...“ Sie entspannte sich in seinem Griff und sank zu Boden, „ich habe es vergessen.“
    „Du hast mir nicht geglaubt!“, mutmaßte er.
    „Ihr könnt mich jetzt loslassen, Reisender, es schmerzt.“
    „Na, gut.“ Hockster lockerte seinen Griff. Als sie nicht wieder davonzustürmen versuchte, ließ er sie los.
    „Danke!“ Sie sah ihn an. In seinem Gesicht zeichnete sich deutlich ein roter Strich ab. „Entschuldigt bitte, Reisender. Ich bin Euch dankbar, dass Ihr mein Leben gerettet habt.“
    „Gern geschehen.“ Hockster rieb sich die Wange. Der Schlag hatte gesessen! Dann betrachtete er seine verletzte Hand, die noch immer blutete. Auf dem Weg sammelte sich eine kleine Lache Blut.
    „Ist das der ganze Schrecken, den diese Welt zu bieten hat?“, fragte Tippet.
    Hockster sah sich um. Die Lebewesen, die diese seltsame Zwischenwelt bevölkerten, jagten einander noch immer, kreischten vor Verzückung, verloren aber sofort das Interesse am Anderen, wenn sie einander berührten. Sinnlos war ihr Spiel, leer ihr Leben. Hockster wollte keiner von ihnen werden.
    „Nein!“, antwortete Hockster. Die Geschichten, die er kannte, die Bücher, die er gelesen hatte, waren eindeutig. Wer die Dunklen Wege beschritt, begab sich in Gefahr, bis er das Ende erreicht hatte. Hockster hatte diese Formulierung immer

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