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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Wigget in der Ferne die nächste Nebeltür ausmachen konnte, sank er herab und glitt hindurch, bevor irgendjemand aus der Gartenwelt auf ihn aufmerksam wurde.
    In Tazkys angekommen dauerte es eine Zeit, bis er sich zurechtgefunden hatte. Rodgatts Reim half ihm dabei, das Labyrinth zu durchqueren.
    Geradeaus, dann rechts herum.
    Drei gradeaus, dann zwei links um.
    Immer an der Wand entlang,
    hinein dann in den nächsten Gang ...
    Es war eine endlose Litanei. Rodgatt hatte ihm die einfachen Reime immer wieder vorgesagt, bis er sie wie seinen Herzschlag sein eigen nannte.
    Er erreichte die Kristallhöhle und betrachtete im Vorbeiflug die wunderschönen Skulpturen. Daran schloss sich eine weitere große Höhle an. Sie war leer bis auf ein paar Scherbenhaufen und Wigget machte eine Pause. Er ahnte, dass dies vielleicht die letzte Gelegenheit in seinem langen Laben war, zurückzuschauen und Bilanz zu ziehen. Er hatte zwei Leben gehabt. Im ersten Zyklus war er mächtig, im zweiten Leben weise. Wie es wohl gewesen wäre, über beide Gaben zur gleichen Zeit zu verfügen? Unwichtig. Er hatte zwei Mal gelebt und das bedeutete, er musste noch ein zweites Mal sterben. Und so sehr er von sich überzeugt war, ahnte er doch, dass sein Ende nun nicht mehr fern war. Es half alles nichts und Grübeln änderte nichts. Er schloss die Augen und schlief ein, fand neue Kraft in einem traumlosen Schlaf.
    Irgendwann erwachte er, schüttelte sich, und setzte seinen Weg fort, durchflog die weite leere Höhle ohne ein weiteres Mal innezuhalten. Schließlich erreichte er Lomakk und war ziemlich stolz auf seine Leistung. Hinter demselben Felsen, der auch schon Hockster nur wenige Tage zuvor beste Dienste geleistet hatte, suchte er Schutz vor einer Entdeckung.
    Es war so still hier. Wigget erhob sich und ließ seinen Blick über die Dächer von Lomakk schweifen. Hier kannte er sich nicht aus. Er hüpfte auf den Stein und ließ sich Zeit, betrachtete die Stadt, die sich unter ihm ausbreitete und in der Ferne verlor. Sie hatte etwas Majestätisches und spiegelte sogar die einstige Größe der Drachen wieder. Nirgendwo war Leben, bis auf eins, das er deutlich spürte. Zyrc! Aber wo war er?
    Schließlich machte Wigget ein Gebäude aus, das dem Begriff Palast ziemlich nahe kam, selbst für Chetekkenverhältnisse. Er breitete seine Schwingen aus und glitt in gemächlichem Tempo über die Dachfirste Lomakks dahin, erreichte den Palast und landete in der oberen Etage auf einem Balkon.
    Von hier aus war es einfach. Er spürte die Präsenz Zyrcs wie ein wärmendes Feuer, dem man sich mit ausgestreckter Hand nähert, um die Hitze zu prüfen.
    Wigget fand die Tür offen und schritt mit erhobenem Haupt in den Raum. Das Zimmer war leer. Irgendwo musste Zyrc sein. Wigget machte sich auf die Suche. Ein paar Gänge weiter fand er ihn. Der Chetekke stand an einem Fenster und schaute auf eine Stadt hinab, die leer und verlassen dalag. Wiggets sah verächtlich zu ihm hinüber, als er den Raum betrat.
    „Du bist, wie erwartet spät, mein Bruder!“, sagte der Chetekkenmagier Zyrc ohne sich umzusehen.
    „Meine Familie wartet“, erwiderte Wigget ungeduldig. „Ich will Euch nicht langweilen und erklären, was Familie ist. Es wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Ich bin hier, bringen wir es also hinter uns.“
    „Was denn? Du willst mich über Familie belehren, nachdem du deine ganze Sippe getötet hast?“
    „Nicht getötet“, widersprach Wigget, und der ewige Schmerz seiner ruchlosen Tat schwang in seiner Stimme mit. „Verflucht! Das ist ein Unterschied! Es trennt die Schlechten von den Bösen.“
    „Dann bist du also mein schlechter Bruder?“
    „Nennt mich nicht Bruder! Ich bin noch immer ein Drache, was Ihr seid, will ich nicht einmal raten!“
    „Brüder, Drache!“, sagte Zyrc und drehte sich um. „Brüder auf ewig. Wir haben dieselben Ahnen.“
    „Und in der gemeinsamen Herkunft erschöpft sich jede Gemeinsamkeit. Ihr Chetekken habt zu früh vergessen, was es bedeutet, ein Drache zu sein, habt Euch abgewendet und wurdet zu einer armseligen Spezies von Wassertretern.“
    Wigget fuhr erschrocken zusammen, als Zyrc aus dem Stand auf ihn zusprang. Hass loderte in seinen Augen, wie die Flammen eines Scheiterhaufens. „Dank dir, Winzling, sterben wir! Doch wir würden gedeihen, hättest du uns nicht alle verflucht!“
    Wigget hob den Kopf und begegnete dem Blick des Chetekkenmagiers. „Ich bedaure meine Taten zutiefst. Mein Fluch galt nur den Drachen! Ihr

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