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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Geheimnisvollen zu spielen. Außerdem hatte sie schon eine Menge erfahren. Wahrscheinlich mehr, als Gurk ahnte… Sie erreichten den Hangar, eines der wenigen Gebäude auf der Basis, die unbeschädigt geblieben waren. Die großen Doppeltore waren geschlossen und wurden streng bewacht, aber niemand hielt Charity und Melissa auf. Doch als sie an einem der Soldaten vorüberging, bemerkte Charity, daß er sein Armbandfunkgerät an die Lippen hob und leise hineinzusprechen begann, kaum daß sie ihn passiert hatten. Die beiden Männer vor der Tür ihrer Apartments waren nicht untätig gewesen und hatten ihr Kommen offensichtlich erwartet. Aus irgendeinem Grund mißfiel Charity dieser Gedanke, auch wenn ihre Mißbilligung völlig unsinnig war. Ein solches Vorgehen entsprach nicht nur den Vorschriften, sondern machte auch Sinn, vor allem in einer Situation wie dieser. Vielleicht lag es einfach daran, daß Charity es nicht mehr gewohnt war. Ihr Kampf gegen die Besatzer hatte Jahre gedauert, und am Schluß waren sie tatsächlich so etwas wie eine kleine, aber äußerst schlagkräftige Armee gewesen – aber mit militärischer Disziplin hatte keiner von ihnen viel am Hut gehabt. Und im Grunde hatte sich später auch nicht allzu viel daran geändert, zumindest nicht für Skudder und für sie. Der Anblick all dieser Soldaten und ihres präzisen Handelns, das einem genau festgelegten Ablauf folgte, machte Charity deutlich, daß man Skudder und ihr wohl eine Art Narrenfreiheit eingeräumt hatte. Und noch etwas kam erschwerend hinzu, dachte sie spöttisch. Sie waren hier in einem Teil Europas, der früher einmal Deutschland geheißen hatte. Nicht einmal fünfzig Jahre Moroni-Besatzung hatten ausgereicht, dieses bienenfleißige Volk von einigen seiner schlimmsten angeborenen Macken zu befreien. Die Deutschen liebten es offensichtlich immer noch, Uniformen zu tragen. Und aus einem Charity völlig rätselhaften Grund liebten sie es offenbar noch viel mehr, zu gehorchen.  Der große Hangar wurde von Dutzenden riesenhafter Scheinwerfer in beinahe schon unangenehme Helligkeit getaucht. Es war sehr warm –eigentlich schon zu warm –, und im Inneren der Halle herrschte eine dermaßen hektische Aktivität, daß Charity im ersten Moment Mühe hatte, überhaupt etwas zu erkennen – sie nahm nichts als ein einziges, gewaltiges Gewusel wahr, in dem es weder ein System noch einen Sinn zu geben schien. Erst nach einigen Sekunden erblickte sie Skudder. Er krabbelte wie eine zu groß geratene Ameise über den Rumpf eines beschädigten Rochenschiffes und war so voller Schmieröl und Schmutz, daß Charity ihn nur noch an seinem leuchtend grünen Haarkamm erkannte. Sie winkte ihm zu, bedeutete Melissa, dicht bei ihr zu bleiben, und steuerte in einem schnellen Slalomkurs auf den beschädigten Jäger zu. Wohin sie auch blickte, wurde gearbeitet, geschraubt, geschweißt. Es mußten Hunderte von Technikern sein, die damit beschäftigt waren, die erbeuteten Feindschiffe zu untersuchen – worunter sie offensichtlich vor allem erst einmal das Wort auseinandernehmen verstanden. Charity war ein wenig erstaunt, wie viele Wracks sich in dem großen Hangar befanden – es mußten weit über ein Dutzend sein; und dabei waren die Schiffe nicht mit eingerechnet, die während des Luftkampfs über der Basis explodiert oder abgestürzt und in Millionen Teile zerborsten waren. Die Angreifer hatten einen hohen Preis für den Überfall bezahlt. So viele, hatte Melissa gesagt. Es sind so schrecklich viele.  Sie erreichten das Rochenschiff, auf dem Skudder herumkletterte. Der Indianer hörte auf, den Jäger mit Schraubenschlüssel und Laserschneider zu traktieren, winkte ihr zu und gestikulierte mit der anderen Hand nach vorn, auf die ausgefahrene Rampe. Charity nickte stumm – bei dem geschäftigen Lärm, der in der Halle herrschte, hätte es ohnehin keinen Sinn gehabt, zu antworten – und lief geduckt die kurze Rampe hinauf. Zum erstenmal sah sie einen der feindlichen Raumjäger von innen. Das erste, was ihr auffiel, war die drückende Enge. Das Schiff, das nicht sehr viel größer als ihre Viper-Jäger war, bestand im Grunde lediglich aus einem schmalen Gang und einem asymmetrischen, für zwei Piloten ausgelegten Cockpit. Charity fragte sich vergeblich, wie Gurk es geschafft hatte, sich zusammen mit fünf weiteren Passagieren in eines dieser Schiffe zu quetschen. Hartmann kniete im vorderen Teil des Cockpits und machte sich an einem

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