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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine Explosion anzudeuten. »Das heißt im Klartext: Wir haben keine Chance herauszufinden, wo diese Fremden herkommen. Geschweige denn, wer sie sind.« Charity wandte sich an Skudder. »Hat wenigstens die Untersuchung der Leichname etwas gebracht?« »Wenn es Leichname zum Untersuchen gäbe.« Skudder zog eine Grimasse. »Dieser Selbstzerstörungsmechanismus funktioniert hervorragend. Bisher haben wir keinen Anzug öffnen können, ohne ihn zu aktivieren.« »Also wissen wir wenigstens, daß wir nichts wissen«, sagte Charity seufzend. »Na, das ist doch schon mal was. Stellt euch vor, wir wüßten nicht einmal, daß wir nichts wissen. Das wäre ja schrecklich.« Hartmann und Melissa schauten sie irritiert an, aber Skudder grinste. »Immerhin wissen wir mittlerweile, wie es funktioniert«, sagte er. »Ein Enzym, das eine Art Kettenreaktion im Körper auslöst. Du hattest Glück, daß du das Zeug nicht angerührt hast. Sonst würdest du jetzt in einem Reagenzglas wohnen.« »Sehr komisch«, sagte Charity. »Würde einer von euch beiden Witzbolden mir jetzt vielleicht verraten, warum ich eigentlich hier bin?« Hartmann und Skudder tauschten einen bezeichnenden Blick. Keiner von beiden antwortete direkt auf ihre Frage, und Charity seufzte hörbar und sagte: »Ich habe keine Geheimnisse vor Melissa, wenn ihr das meint.« »Also gut«, sagte Hartmann schließlich. »Wir haben etwas herausgefunden. Wir wissen nur noch nicht genau, was wir damit anfangen sollen. Hier.« Er bückte sich, hob einen tragbaren Videorecorder von der Größe einer Zigarettenschachtel vom Boden auf und legte ihn so auf den Pilotentisch, daß Charity das winzige Display sehen konnte. Im ersten Moment erkannte sie nur ein Chaos aus Farben und grellen Blitzen, dann sah sie, daß es sich offensichtlich um eine Aufzeichnung des Luftkampfes über der Basis handelte – mit einer Handkamera aufgenommen, vollkommen verwackelt und in miserabler Qualität, aber erkennbar. »Achte auf den rechten Stingray«, sagte Hartmann. Charity konzentrierte sich auf den winzigen, zweidimensionalen Monitor. Offensichtlich handelte es sich um eine Aufnahme des zweiten Überfalles. Ein gutes halbes Dutzend Viper-Jäger hatte zwei Stingrays in die Zange genommen, doch Charity konzentrierte sich ganz auf das rechte der beiden Rochenschiffe, wie Hartmann es gesagt hatte. Der feindliche Jäger flog halsbrecherische Manöver, um dem Beschuß der Vipern auszuweichen, aber die Übermacht war einfach zu groß. Grelle Lasersalven hämmerten in seine Schutzschilde, ließen sie aufflammen wie Mottenflügel, die dem Licht zu nahe gekommen waren, und schließlich zusammenbrechen. Flüssiges Metall spritzte in lodernden Fontänen davon, als die gebündelten Energiestrahlen über den Rumpf und die geschwungenen Flügel der Stingray glitten. Das Schiff taumelte, verlor für einen Moment an Höhe und fing sich wieder. »Jetzt!« sagte Hartmann. Der Treffer, der das Schicksal des Rochenschiffes endgültig besiegelte, war nicht einmal richtig zu sehen. Ein unsichtbarer Hammerschlag schien das Cockpit zu treffen und in einem Hagel aus zerborstenem Glas, Kunststoff, verdrehtem Metall und Flammen davonwirbeln zu lassen. Das Schiff bäumte sich auf, überschlug sich in einer drei-, vier-, fünffachen Pirouette und begann dem Boden entgegenzutaumeln. Doch es stürzte nicht ab. Im buchstäblich letzten Moment erlangte der Pilot die Kontrolle über sein Schiff zurück, riß es hoch und jagte in einem Kamikaze-Manöver auf eine der Vipern zu, die über ihm kreisten. Der Pilot des irdischen Jägers konnte dem drohenden Zusammenprall nur mit einem verzweifelten Ausweichmanöver entgehen, und das Rochenschiff stieß mit lodernden Triebwerken nahezu senkrecht in den Himmel und verschwand. »Sehr interessant«, sagte Charity verwirrt. »Aber ich habe schon einmal eine Railgun in Aktion gesehen.« Hartmann lächelte auf eine sonderbare Art und Weise und schüttelte den Kopf. »Du hast es also auch nicht bemerkt«, stellte er fest, wobei sich ein seltsam zufriedener Tonfall in seine Stimme schlich. »Mir ging es genauso. Erst beim dritten oder viertenmal ist mir etwas aufgefallen. Paß auf!« Er berührte eine Taste auf dem winzigen Aufzeichnungsgerät, und Charity sah eine Wiederholung des letzten Teils des Luftkampfes: langsamer und nicht nur in einer Ausschnittvergrößerung, so daß sie nur noch das getroffene Rochenschiff sah, sondern offensichtlich im Computer nachbearbeitet, so

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