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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bestätigte Charity. »Hör zu«, sagte Skudder. »Ich habe vielleicht eine Idee, wie wir hier wegkommen. Es ist riskant, aber –« Charity erfuhr nie, auf welche Idee Skudder gekommen war.  Etwas geschah. Charity spürte es den Bruchteil einer Sekunde, bevor es passierte, ohne sagen zu können, was es war: Plötzlich und schlagartig erfüllte sie ein Gefühl von Fremdartigkeit, die Präsenz von etwas unsagbar Anderem, Lebendigem.  Im nächsten Sekundenbruchteil geschah alles gleichzeitig. Das Instrumentenpult vor ihr flammte in nie gesehener Farbenpracht und Helligkeit auf. Die Triebwerke der Stingray sprangen an. Das Schiff begann zu beben. Ein unheimliches, immer lauter werdendes Heulen und Kreischen marterte ihr Gehör. »Charity!« stieß Skudder hervor. »Was tust du da? Bist du wahnsinnig?« »Ich bin das gar nicht! Wir werden gesteuert!« schrie Charity zurück. Die Stingray setzte sich in Bewegung, zehnmal schneller, als sie es vor einer Minute auch nur für möglich gehalten hätten. Der Mars, die HOME RUN und die feindlichen Schiffe begannen einen wirbelnden Tanz vor dem Bug des Schiffes aufzuführen. Die Rückholautomatik! Diese verdammte Rückholautomatik! Hartmann hatte ihnen versichert, daß sie nicht ansprechen würde, bevor sie einen ganz bestimmten Schalter auf dem Kontrollpult umgelegt hatte, aber anscheinend hatten seine Techniker irgendeines der zahllosen Kabel übersehen. »Tu etwas!« schrie Skudder. »Sie werden uns sehen!« Doch selbst wenn Charity es gewollt hätte – sie hätte gar nichts mehr tun können. Die Stingray beschleunigte mittlerweile mit solcher Gewalt, daß sie wie von der Hand eines unsichtbaren Riesen in den Pilotensitz gepreßt wurde. Sie bekam keine Luft mehr. Rote Schlieren begannen vor ihren Augen zu tanzen und eine zweite, noch stärkere Faust schien nach ihrem Herz zu greifen und es unerbittlich zusammen-zuquetschen. Und es war noch nicht vorbei. Die Beschleunigung würde sie beide umbringen, wenn sie auch nur noch wenige Augenblicke anhielt, aber das Schiff wurde immer noch schneller und schneller, und dann… faltete sich der Weltraum unmittelbar vor dem Bug des Jägers auseinander und machte etwas anderem Platz, einer Richtung und Dimension, die es in einem Universum euklidischer Gesetzmäßigkeiten nicht gab und nicht geben durfte, und die Stingray beschleunigte noch einmal und sprang mit einem gewaltigen Satz in dieses verstandverdrehende Nichts hinein. Und Charity verlor endlich das Bewußtsein. Das erste, was sie sah, als sie die Augen wieder öffnete, war Schwärze. Nicht die Dunkelheit eines vollkommen geschlossenen Raumes oder einer mondlosen Nacht, sondern eine so völlige Schwärze, daß ihr sofort klar wurde, daß sie blind war. Außerdem war sie sich ihres Körpers bewußt, aber nicht in der Lage, auch nur einen Muskel zu rühren. Noch bevor sie diese Erkenntnis weit genug verinnerlichen konnte, um in Panik zu geraten, erschien eine Anzahl winziger, blasser Pünktchen in der Dunkelheit, die sowohl an Anzahl wie auch an Leuchtkraft zunahmen. Sterne. Ihr Sehvermögen kehrte zurück. Sie konnte den Panik-Knopf wieder loslassen. Offenbar war ihr Bewußtsein ihrem Körper und ihren Sinnen einfach nur wieder ein Stück vorausgeeilt. Nicht allzu lange Zeit darauf wünschte Charity sich beinahe, es wäre umgekehrt gewesen. Sie erinnerte sich nur vage an die letzten Augenblicke, bevor das Schiff in das Loch im Weltraum hinein gesprungen war, doch die Beschleunigung mußte wohl noch einmal zugenommen haben. Sie fühlte sich, als wäre jeder einzelne Knochen in ihrem Leib mindestens ein Dutzend mal gebrochen und nicht besonders professionell wieder zusammengesetzt worden. Außerdem hatte sie den schlimmsten Muskelkater ihres Lebens. Ihr Kopf war auf die linke Seite gerollt, so daß sie auch nur diesen Teil des Weltalls neben dem Schiff sehen konnte. Wahrscheinlich wäre sie in der Lage gewesen, den Kopf zu drehen, um sich auch in den anderen Richtung umzublicken, aber sie wagte es nicht; sie befürchtete, die Muskeln in ihrem Nacken könnten zerbrechen wie Glas, wenn sie sie anspannte. Eine schmale, rot-orange Linie erschien am unteren Rand ihres Gesichtsfeldes. Sie begann langsam breiter zu werden, und es dauerte nur noch ein paar Augenblicke, bis Charity sie identifizierte. Der Mars. Sie befanden sich im Orbit um den Mars. Einem sehr niedrigen Orbit, der kaum wahrnehmbaren Krümmung des Marsglobus nach zu schließen. Obwohl es Charity

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