Der dritte Schimpanse
war ! Unter den Kindern, die seit der Geburt derselben Kleingruppe Gleichaltriger angehört hatten, kam es nicht nur zu keinen Eheschließungen, sondern es fanden auch weder in der Jugend noch im Erwachsenenalter irgendwelche heterosexuellen Aktivitäten statt. Dies ist eine erstaunliche Zurückhaltung seitens der fast 3000 jungen Männer und Frauen, denen sich fast täglich Gelegenheit zum Sammeln sexueller Erfahrungen miteinander bot und die außerhalb ihrer Gruppen viel weniger Gelegenheit dazu besaßen. Dieses Ergebnis veranschaulicht auf dramatische Weise, daß der Zeitraum zwischen der Geburt und dem Alter von sechs Jahren eine entscheidende Bedeutung für die Herausbildung unserer sexuellen Prä-ferenzen darstellt. Wir lernen , wie unbewußt auch immer, daß unsere engen Gefährten aus diesem Lebensabschnitt als Sexualpartner nicht in Betracht kommen, nachdem wir geschlechtsreif’ geworden sind.
Auch den Teil unseres Suchbildes, der die positiven Suchkriterien enthält, scheinen wir zu erlernen, nicht nur den mit den negativen. So war eine meiner chinesischen Bekannten in einem Umfeld aufgewachsen, in dem nur weiße Familien lebten. Als Erwachsene zog sie in eine Gegend mit vielen Chinesen und ging eine Zeitlang sowohl mit chinesischen als auch mit weißen Männern aus, erkannte dann aber, daß sie weiße attraktiver fand. Sie heiratete zweimal, beide Male einen Weißen. Durch die eigenen Erfahrungen neugierig geworden, befragte sie ihre chinesischen Freundinnen nach deren Hintergrund. Es stellte sich heraus, daß die meisten von ihnen, die in weißen Enklaven aufgewachsen waren, ebenfalls weiße Männer geheiratet hatten, während diejenigen, die in chinesischer Umgebung groß geworden waren, einen chinesischen Ehemann hatten – wobei es keiner an Auswahl unter Männern beider Rassen gefehlt hatte. Es prägen demnach diejenigen Personen des anderen Geschlechts, die sich während des Aufwachsens in unserer Nähe befinden, unsere Schönheitsmaß-stäbe und unser Suchbild, wenngleich sie selbst als spä-tere Partner nicht in Frage kommen.
Überlegen Sie einmal: Welche Sorte von Männern bzw. Frauen finden Sie selbst körperlich attraktiv, und wie ist Ihr Geschmack entstanden ? Ich denke, die meisten sind wie ich in der Lage, ihre Präferenzen auf das Aussehen ihrer Eltern oder Geschwister oder Kindheitsfreunde zurückzuführen. Lassen Sie sich also von den ganzen Alltagsweisheiten über Sex-Appeal – »Blondinen werden bevorzugt«, »Brillenträgerinnen haben bei Männern wenig Chancen« usw. – nicht entmutigen. Jede dieser »Regeln« trifft nur auf einige von uns zu, und es gibt genügend Männer, die eine kurzsichtige Brünette zur Mutter hatten. Zum Glück für meine Frau und mich – wir sind beide brünette Brillenträger mit ebensolchen Eltern – ist Schönheit im Auge des Betrachters.
Kapitel 6
Sexuelle Selektion und der Ursprung der menschlichen Rassen
»White man ! Lookim thisfeller line threefeller man. Thisfeller numberone he belong Buka Island, na ’notherfeller numbertwo he belong Makira Island, na thisfeller numberthree he belong Sikaiana Island. Yu no savvy ? Yu no enough lookim straight ? I think, eyebelongyu he buggerup finish?« (»Weißer Mann! Kucken die drei Männer in Reihe dort drüben. Nummereins-Mann von Buka-Insel, Nummerzwei-Mann von Makira-Insel, Nummerdrei-Mann von Sikaiana-Insel. Du nix kapieren ? Du nix kucken scharf ? Ich glauben, du Auge kaputt fertig?«)
Nein, verflucht. Meine Augen waren nicht völlig kaputt. Es war mein erster Besuch auf den südpazifischen Salomoninseln, und ich erklärte meinem erbosten Führer in Pidgin-Englisch, daß ich sehr wohl die Unterschiede zwischen den drei Männern erkennen konnte, die dort drüben nebeneinander standen. Der erste war pechschwarz und hatte krauses Haar, der zweite war viel hellhäutiger und hatte ebenfalls krauses Haar, und der dritte hatte glatteres Haar und leichte Schlitzaugen. Was mit mir los war ? Nichts, außer daß ich keinerlei Erfahrung damit hatte, wie die Bewohner jeder der Salomoninseln aussahen. Am Ende meiner ersten Tour durch die Inseln konnte auch ich die Einheimischen nach ihrer Haut, ihren Haaren und Augen der richtigen Herkunftsinsel zuordnen.
Was solche variablen Merkmale betrifft, sind die Salomoninseln ein Mikrokosmos der Menschheit. Durch bloßes Anschauen eines Menschen können selbst Laien oft sagen, aus welchem
Weitere Kostenlose Bücher