Der dritte Schimpanse
Überlebenschance erhöht, da weiße Wiesel in brauner Umgebung viel zu leicht von ihren natürlichen Feinden erkannt würden, ebenso wie braune Wiesel in verschneiter Umgebung.
Genauso erklärt die natürliche Selektion sicher auch einen Teil der geographischen Variation beim Menschen. Viele Schwarzafrikaner, aber keine Schweden, sind Trä-ger eines speziellen Gens, des Sichelzellen-Hämoglobin-Gens, das vor Malaria schützt, einer Tropenkrankheit,
an der sonst noch mehr Afrikaner sterben müßten. Beispiele für andere lokale Merkmale, die mit Sicherheit auf die natürliche Selektion zurückgehen, sind der gro-ße Brustkorb der Anden-Indianer (zweckmäßig, um in dünner Gebirgsluftgenügend Sauerstoff zu atmen), die gedrungene Figur der Eskimos (bessere Wärmespeicherung), die schlanke Figur der südlichen Sudanesen (hilfreich beim Abführen von Wärme) und die Schlitzaugen der Nordasiaten (Schutz der Augen vor Kälte und grellen Sonnenlichtspiegelungen im Schnee). All dies sind einleuchtende Beispiele.
Lassen sich mit natürlicher Selektion wohl auch diejenigen rassischen Unterschiede erklären, an die wir zuerst denken, nämlich in der Hautfarbe, Augenfarbe und dem Haar? Wenn ja, so möchte man meinen, daß das gleiche Merkmal (zum Beispiel blaue Augen) in verschiedenen Teilen der Erde mit ähnlichem Klima auftreten müßte und die Wissenschaftler darin übereinstimmen, wozu es gut ist.
Das am leichtesten zu erklärende Merkmal ist scheinbar die Hautfarbe. Sie reicht von Schwarzschattierungen über braun, kupferfarben und gelblich bis hin zu rosa, mit und ohne Sommersprossen. Dies wird mit Hilfe der natürlichen Selektion gewöhnlich so erklärt : Die Bewohner des sonnengesegneten Afrika haben eine schwärzliche Haut. Ebenso (angeblich) die Bewohner anderer Gebiete mit intensiver Sonneneinstrahlung, wie Südindien und Neuguinea. Es heißt, die Haut der Menschen werde blasser, je weiter man sich vom Äquator nach Norden oder Süden entferne, bis man in Nordeuropa auf die blassesten Erdenbürger treffe. Offenbar entwickelte sich die dunkelste Haut dort, wo sie der Sonne am stärksten ausgesetzt war. Das ist wie mit der Haut von Weißen, die sich in der Sommersonne (oder auf Sonnenbänken!) bräunen, nur daß diese Bräunung eine vorübergehende Reaktion auf die Sonne darstellt, keinen irreversiblen genetischen Vorgang. Ganz naheliegend ist auch der Vorteil einer dunklen Haut in Gebieten mit intensiver Sonnenstrahlung : Sie schützt vor Sonnenbrand und Hautkrebs. Weiße, die viel Zeit in der Sonne verbringen, erkranken eher an Hautkrebs, und zwar gerade an solchen Körperstellen, die der Sonne besonders stark ausgesetzt sind, wie dem Kopf und den Händen. Ergibt das nicht alles viel Sinn ?
Leider ist in Wirklichkeit alles wieder viel komplizierter. Zuallererst führen Hautkrebs und Sonnenbrand zu keiner sonderlich starken körperlichen Schwächung und nur selten zum Tod. Als Faktoren der natürlichen Selektion haben sie, verglichen mit Infektionskrankheiten im Kindesalter, eine fast zu vernachlässigende Wirkung. Deshalb wurden viele andere Theorien bemüht, um das angebliche Farbgefälle vom Äquator zu den Polen zu erklären.
Eine der beliebtesten stützt sich darauf, daß die UV-Strahlen der Sonne die Bildung von Vitamin D in einer unter der Pigmentschicht gelegenen Hautschicht fordern. Deshalb könnten die Bewohner tropischer Gebiete eine dunklere Haut als Schutz gegen Nierenerkrankungen, hervorgerufen durch zuviel Vitamin D, entwickelt haben, während die Bewohner Skandinaviens mit seinen langen, dunklen Wintern eine blasse Haut bekamen, um sich gegen Rachitis zu schützen, die bei Mangel an Vitamin D auftreten kann. Zwei weitere beliebte Theorien lauten, daß dunkle Haut die inneren Organe gegen zu starke Erwärmung durch die Infrarotstrahlen der Tropensonne schützt oder – genau umgekehrt – daß dunkle Haut dazu beiträgt, Bewohner der Tropen bei fallender Temperatur warmzuhalten. Und falls Ihnen diese vier Theorien noch nicht reichen – hier sind noch vier weitere : Dunkle Haut dient als Tarnung im Dschungel. Helle Haut ist weniger anfällig für Erfrierungen. Dunkle Haut schützt vor Berylliumvergiftung in den Tropen. Helle Haut ruf tin den Tropen einen Mangel an einem weiteren Vitamin (Folsäure) hervor.
Bei mindestens acht Theorien im Rennen können wir wohl kaum behaupten, daß wir verstehen, warum Bewohner sonniger Regionen
Weitere Kostenlose Bücher