Der dritte Schimpanse
und eher graues oder braunes Haar, während Berggorillas die längsten Haare haben und östliche Tieflandgorillas ebenso wie die Berggorillas schwarzes Haar. Die verschiedenen Rassen des Weißhandgibbons unterscheiden sich entsprechend in der Haarfarbe (schwarz, braun, rötlich oder grau), Haarlänge, Zahngröße, dem Hervorstehen des Kiefers und der Dicke der Augenbrauenwülste. Alle diese Merkmale variieren auch von einer menschlichen Population zur anderen.
Wie läßt sich nun feststellen, ob es sich bei erkennbar unterschiedlichen Tierpopulationen aus verschiedenen Gebieten um getrennte Arten handelt oder lediglich um unterschiedliche Rassen (man spricht auch von Unterarten) ein und derselben Art ? Wie wir aus dem zweiten Kapitel wissen, entscheidet man diese Frage danach, ob sich Angehörige der betrachteten Populationen unter normalen Umständen miteinander paaren: Bei der gleichen Art trifft dies normalerweise zu, wenn sich die Gelegenheit ergibt, für Angehörige unterschiedlicher Arten jedoch nicht. (Bei eng verwandten Arten, die sich in freier Natur gewöhnlich nicht untereinander vermehren, wie Löwen und Tiger, kann es allerdings im Zoo durchaus dazu kommen, wenn man sie zusammensperrt und ihnen somit keine Wahl läßt.) Gemessen an diesem Kriterium, gehören alle heutigen menschlichen Populationen zur gleichen Art, da es überall, wo Menschen verschiedener Herkunft miteinander in Berührung kamen, auch zu sexuellen Kontakten kam – selbst wenn es sich um Angehörige von äußerlich so verschieden aussehenden Völkern wie den afrikanischen Bantu-Stämmen und den Pygmäen handelte. Wie bei anderen Arten auch, können menschliche Populationen graduell ineinander übergehen, so daß der Definition mehrerer Populationen als Rasse eine gewisse Willkür anhaftet. Nach dem gleichen Kriterium der Paarung zählen die großen, als Siamangs bezeichneten Gibbons zu einer anderen Art als die kleineren Gibbons, da beide zusammen in freier Natur leben, ohne daß es zu Kreuzungen kommt. Auf diese Weise läßt sich wohl auch der Neandertaler als Angehöriger einer anderen Art als der Homo sapiens klassifizieren, da trotz offenkundiger Kontakte zwischen Cro-Magnons und Neandertalern (s. Kapitel 2) keine Skelettfunde auf Mischlinge hindeuten.
Die Existenz unterschiedlicher Rassen gehört seit mindestens ein paar tausend Jahren zu den Kennzeichen des Menschen, vielleicht auch viel länger. Bereits um das Jahr 450 v. Chr. berichtete der griechische Geschichtsschreiber Herodot über Pygmäen in Westafrika, schwarzhäutige Äthiopier und einen blauäugigen, rothaarigen Stamm in Rußland. Alte Gemälde, Mumien aus Ägypten und Peru sowie in europäischen Torfmooren konservierte Leichen bestätigen, daß sich die Menschen vor mehreren tausend Jahren in der Haarfarbe und den Gesichtszügen ähnlich unterschieden wie heute. Der Ursprung der modernen Rassen läßt sich noch weiter zurückverfolgen, auf die Zeit vor mindestens zehntausend Jahren, da nämlich Schädelfossilien aus verschiedenen Teilen der Erde in sehr ähnlicher Weise variieren wie moderne Schädel gleicher Herkunft . Umstrittener sind anthropologische Studien, nach denen seit Hunderttausenden von Jahren eine Kontinuität der Schädelmerkmale verschiedener Rassen besteht. Sollte dies zutreffen, gehen manche der heutigen Rassenunterschiede noch auf die Zeit vor dem »großen Sprung« zurück, vielleicht sogar auf die Zeiten des Homo erectus .
Beschäftigen wir uns nun mit der Frage, ob die natürliche oder die sexuelle Selektion mehr zu den sichtbaren geographischen Unterschieden unter den Menschen beigetragen hat. Als erstes wollen wir die Argumente für die natürliche Selektion betrachten, die Selektion von Merkmalen, welche die Überlebenschancen steigern. Kein Wissenschaftler leugnet heute mehr, daß die natürliche Selektion für eine große Zahl von Unterschieden zwischen den Arten verantwortlich ist, zum Beispiel dafür, daß Löwen Tatzen mit Klauen haben und Menschen Greiffinger. Ferner leugnet auch niemand, daß die natürliche Selektion einen Teil der geographischen (»rassischen«) Variation mancher Tierarten erklärt. So wechselt das Fell arktischer Wiesel, die in Regionen mit Winterschnee leben, von braun im Sommer zu weiß im Winter, während südlicher lebende Wiesel das ganze Jahr über ein braunes Fell behalten. Durch diese rassischen Unterschiede wird die
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