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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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und eher grau­es oder braunes Haar, während Berggorillas die läng­sten Haare haben und östliche Tieflandgorillas eben­so wie die Berggorillas schwarzes Haar. Die verschie­denen Rassen des Weißhandgibbons unterscheiden sich entsprechend in der Haarfarbe (schwarz, braun, rötlich oder grau), Haarlänge, Zahngröße, dem Hervorstehen des Kiefers und der Dicke der Augenbrauenwülste. Alle diese Merkmale variieren auch von einer menschlichen Population zur anderen.
    Wie läßt sich nun feststellen, ob es sich bei erkenn­bar unterschiedlichen Tierpopulationen aus verschiede­nen Gebieten um getrennte Arten handelt oder lediglich um unterschiedliche Rassen (man spricht auch von Un­terarten) ein und derselben Art ? Wie wir aus dem zwei­ten Kapitel wissen, entscheidet man diese Frage danach, ob sich Angehörige der betrachteten Populationen unter normalen Umständen miteinander paaren: Bei der glei­chen Art trifft dies normalerweise zu, wenn sich die Ge­legenheit ergibt, für Angehörige unterschiedlicher Ar­ten jedoch nicht. (Bei eng verwandten Arten, die sich in freier Natur gewöhnlich nicht untereinander vermehren, wie Löwen und Tiger, kann es allerdings im Zoo durch­aus dazu kommen, wenn man sie zusammensperrt und ihnen somit keine Wahl läßt.) Gemessen an diesem Kri­terium, gehören alle heutigen menschlichen Populatio­nen zur gleichen Art, da es überall, wo Menschen ver­schiedener Herkunft miteinander in Berührung ka­men, auch zu sexuellen Kontakten kam – selbst wenn es sich um Angehörige von äußerlich so verschieden aus­sehenden Völkern wie den afrikanischen Bantu-Stäm­men und den Pygmäen handelte. Wie bei anderen Ar­ten auch, können menschliche Populationen graduell ineinander übergehen, so daß der Definition mehrerer Populationen als Rasse eine gewisse Willkür anhaftet. Nach dem gleichen Kriterium der Paarung zählen die großen, als Siamangs bezeichneten Gibbons zu einer an­deren Art als die kleineren Gibbons, da beide zusam­men in freier Natur leben, ohne daß es zu Kreuzungen kommt. Auf diese Weise läßt sich wohl auch der Nean­dertaler als Angehöriger einer anderen Art als der Homo sapiens klassifizieren, da trotz offenkundiger Kontakte zwischen Cro-Magnons und Neandertalern (s. Kapitel 2) keine Skelettfunde auf Mischlinge hindeuten.
    Die Existenz unterschiedlicher Rassen gehört seit mindestens ein paar tausend Jahren zu den Kennzei­chen des Menschen, vielleicht auch viel länger. Bereits um das Jahr 450 v. Chr. berichtete der griechische Ge­schichtsschreiber Herodot über Pygmäen in Westafrika, schwarzhäutige Äthiopier und einen blauäugigen, rot­haarigen Stamm in Rußland. Alte Gemälde, Mumien aus Ägypten und Peru sowie in europäischen Torfmoo­ren konservierte Leichen bestätigen, daß sich die Men­schen vor mehreren tausend Jahren in der Haarfarbe und den Gesichtszügen ähnlich unterschieden wie heu­te. Der Ursprung der modernen Rassen läßt sich noch weiter zurückverfolgen, auf die Zeit vor mindestens zehntausend Jahren, da nämlich Schädelfossilien aus verschiedenen Teilen der Erde in sehr ähnlicher Weise variieren wie moderne Schädel gleicher Herkunft . Um­strittener sind anthropologische Studien, nach denen seit Hunderttausenden von Jahren eine Kontinuität der Schädelmerkmale verschiedener Rassen besteht. Sollte dies zutreffen, gehen manche der heutigen Rassenunter­schiede noch auf die Zeit vor dem »großen Sprung« zu­rück, vielleicht sogar auf die Zeiten des Homo erectus .
    Beschäftigen wir uns nun mit der Frage, ob die natür­liche oder die sexuelle Selektion mehr zu den sichtba­ren geographischen Unterschieden unter den Menschen beigetragen hat. Als erstes wollen wir die Argumen­te für die natürliche Selektion betrachten, die Selektion von Merkmalen, welche die Überlebenschancen steigern. Kein Wissenschaftler leugnet heute mehr, daß die natür­liche Selektion für eine große Zahl von Unterschieden zwischen den Arten verantwortlich ist, zum Beispiel da­für, daß Löwen Tatzen mit Klauen haben und Menschen Greiffinger. Ferner leugnet auch niemand, daß die na­türliche Selektion einen Teil der geographischen (»rassi­schen«) Variation mancher Tierarten erklärt. So wechselt das Fell arktischer Wiesel, die in Regionen mit Winter­schnee leben, von braun im Sommer zu weiß im Winter, während südlicher lebende Wiesel das ganze Jahr über ein braunes Fell behalten. Durch diese rassischen Un­terschiede wird die

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