Der dritte Schimpanse
und v richtig auszusprechen, während englische Muttersprachler Probleme mit den Vokaltönen und Nasallauten vieler neuguineischer Sprachen haben. Solche Laute wurden von den Pidgin-Sprachen Neuguineas und der später aus ihnen entstandenen kreolischen Sprache Neomelanesisch weitgehend verbannt. Die Wörter von Pidgin-Sprachen im Frühstadium bestehen fast nur aus Substantiven, Verben und Adjektiven, während Artikel, Hilfsverben, Konjunktionen, Präpositionen oder Pronomen kaum darunter sind. In grammatikalischer Hinsicht zeichnen sich Pidgin-Sprachen im Frühstadium durch kurze Wortketten mit unregelmäßiger Wortstellung, ohne Nebensätze und Beugungsformen aus. Zur grammatikalischen Armut kommen noch krasse Abweichungen im Sprachgebrauch einzelner Sprecher oder sogar ein und derselben Person, die geradezu das Markenzeichen von Pidgin-Sprachen im Frühstadium darstellen, was den Eindruck einer sprachlichen Anarchie hervorruft .
Pidgin-Sprachen, die nur von Zeit zu Zeit von Erwachsenen, die ansonsten ihrer Muttersprache treu bleiben, gebraucht werden, verharren auf diesem niedrigen Niveau. So entstand in der Arktis eine Pidgin-Sprache mit der Bezeichnung Russonorsk, welche die Abwicklung des Tauschhandels zwischen russischen und norwegischen Fischern, die sich dort begegneten, erleichterte. Diese lingua franca hatte das ganze 19. Jahrhundert über Bestand, entwickelte sich aber nicht weiter, da sie nur während kurzer Besuche gesprochen wurde, um einfache Tauschgeschäfte zu tätigen. Die Fischer aus beiden Ländern brachten die meiste Zeit damit zu, mit ihren Landsleuten Russisch oder Norwegisch zu sprechen. In Neuguinea hingegen wurde das Pidgin im Laufe vieler Generationen immer konstanter und komplexer, da es tagtäglich von vielen Menschen gesprochen wurde, wenngleich die meisten Kinder neuguineischer Arbeitskräfte bis nach dem Zweiten Weltkrieg als Erstsprache noch die Muttersprache ihrer Eltern lernten.
Eine rasche Evolution von einer Pidgin- zu einer kreolischen Sprache erfolgt allerdings dann, wenn eine Generation einer der zu dem Pidgin beisteuernden Gruppen anfängt, das Pidgin selbst als Muttersprache zu begreifen. Das bedeutet, daß die Pidgin-Sprache bei allen sozialen Anlässen gebraucht wird, nicht bloß zur Erörterung von Plantagenangelegenheiten oder zur Abwicklung von Tauschgeschäften. Gegenüber Pidgin-Sprachen zeichnen sich kreolische Sprachen durch ihr umfangreicheres Vokabular, ihre wesentlich kompliziertere Grammatik und die Einheitlichkeit des Sprachgebrauchs aus. Mit ihnen läßt sich praktisch jeder Gedanke ausdrücken, der auch in einer normalen Sprache ausgedrückt werden kann, während Pidgin-Sprachen regelmäßig denjenigen zur Verzweiflung bringen, der einen auch nur etwas komplexeren Zusammenhang beschreiben möchte. Selbst ohne eine Académie Française zur expliziten Regelfestlegung vervollständigen sich Pidgin-Sprachen nach und nach, um schließlich als einheitliche Sprachen auf höherem Niveau Stabilität zu erlangen.
Dieser Prozeß der Kreolisierung war quasi ein natürliches Experiment in Sachen sprachlicher Evolution, das im modernen Zeitalter viele Dutzend Male unabhängig voneinander stattfand. Die Orte des Experiments waren so verschieden wie Südamerika, Afrika und die Inselwelt des Pazifik. Bei den Arbeitskräften handelte es sich mal um Afrikaner, mal um Portugiesen, mal um Chinesen und mal um Neuguineer. Unter den Kolonisten waren Engländer und Spanier ebenso wie Afrikaner und Portugiesen. Und die Zeitspanne reichte mindestens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Verblüffend ist, daß all diese separaten Experimente im Ergebnis so viele Ähnlichkeiten aufweisen, sowohl im Hinblick darauf, was ihnen fehlt, als auch darauf, was sie besitzen. Auf der negativen Seite sind kreolische Sprachen simpler als normale Sprachen, und zwar in dem Sinne, daß sie sich gewöhnlich durch das Fehlen der Verbkonjugation nach Tempora und Person, der Substantivdeklination nach Kasus und Numerus, der meisten Präpositionen und der Unterscheidung von Vergangenheit und Gegenwart auszeichnen. Auf der positiven Seite sind die kreolischen den Pidgin-Sprachen in vielerlei Hinsicht weit überlegen : einheitlicher Satzbau, Pronomen für die erste, zweite und dritte Person Singular und Plural; Relativsätze; Möglichkeit zum Anzeigen eines vorhergehenden Tempus (zur Beschreibung von Handlungen vor
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