Der dritte Schimpanse
der jeweils zur Diskussion stehenden Zeit, gleich, ob es sich um das Präsens handelt oder nicht); Partikel oder Hilfsverben, die vor dem Hauptverb stehen und Verneinung, ein vorhergehendes Tempus, einen Konditionalmodus oder andauernde im Gegensatz zu vollendeten Handlungen anzeigen. Außerdem stimmen die meisten kreolischen Sprachen in der Reihenfolge Subjekt-Prädikat-Objekt überein sowie in der Reihenfolge von Partikeln oder Hilfsverben, die vor dem Hauptverb stehen.
Welche Faktoren für diese bemerkenswerte Annä-herung verantwortlich sind, ist unter Linguisten noch umstritten. Es ist, als zöge man ein Dutzend Spielkarten fünfzigmal aus einem gut gemischten Haufen und hätte am Ende jedesmal weder Herz noch Karo, dafür aber einen König, einen Buben und zwei Asse auf der Hand. Am überzeugendsten erscheint mir die Erklä-rung des Linguisten Derek Bickerton, der viele der Gemeinsamkeiten kreolischer Sprachen auf ein Grundmuster für Sprache zurückführt, das im Erbgut des Menschen angelegt sei.
Bickerton gewann diese Auffassung bei Untersuchungen über die Kreolisierung in Hawaii, wo Zuckerpflanzer gegen Ende des 19. Jahrhunderts Arbeitskräfte von den Philippinen, aus China, Japan, Korea, Portugal und Puerto Rico importierten. Aus diesem sprachlichen Durcheinander entwickelte sich nach der Annexion Hawaiis durch Amerika 1898 aus einem Pidgin mit Englisch als Grundlage eine ausgewachsene kreolische Sprache. Die Immigranten selbst gebrauchten weiterhin ihre Muttersprachen. Sie lernten auch das Pidgin, das sie vorfanden, verbesserten es aber trotz seiner groben Mängel als Verständigungsmittel nicht. Das wiederum stellte ein schweres Problem für die in Hawaii geborenen Kinder der Einwanderer dar. Selbst wenn sie das Glück hatten, im elterlichen Haushalt eine normale Sprache zu hören, weil Mutter und Vater der gleichen ethnischen Gruppe angehörten, taugte diese doch nicht zur Verständigung mit den Mitgliedern anderer ethnischer Gruppen. Viele Kinder hatten aber sogar das Pech, daß auch zu Hause nur Pidgin gesprochen wurde, da die Eltern aus verschiedenen ethnischen Gruppen stammten. Wegen der sozialen Barrieren, die sie und ihre Eltern von den englischsprechenden Plantagenbesitzern trennten, gab es kaum Möglichkeiten zum Englischlernen. Auf diese Weise mit einer inkonsistenten Behelfssprache konfrontiert, bauten die Immigrantenkinder von Hawaii das Pidgin innerhalb einer Generation zu einer konsistenten und komplexen kreolischen Sprache aus.
Mitte der siebziger Jahre konnte Bickerton die Geschichte dieser Kreolisierung noch zurückverfolgen, indem er Interviews mit zwischen 1900 und 1920 geborenen Hawaiianern aus dem Arbeitermilieu führte. Diese hatten, wie jeder Mensch, in der Kindheit sprachliche Fertigkeiten entwickelt, waren dann aber an einem Punkt stehengeblieben, so daß ihre Sprache im Alter Auskunft darüber gab, wie in ihrer Jugend in ihrer Umgebung gesprochen wurde. Die in den siebziger Jahren interviewten hawaiischen Senioren verschiedenen Alters lieferten Bickerton deshalb praktisch Momentaufnahmen verschiedener Stadien des Übergangs von der Pidgin- zur kreolischen Sprache, je nach Geburtsjahr des Interviewten. Auf diese Weise konnte Bickerton folgern, daß die Kreolisierung um 1900 begonnen hatte, bis 1920 abgeschlossen war und auf der Leistung von Kindern beruhte, die diese im Zuge des eigenen Spracherwerbs vollbrachten.
Die Kinder von Hawaii wurden in der Tat einem Experiment wie dem des Königs Psammetich, nur in abgeschwächter Form, unterworfen. Anders als damals in Ägypten hörten die hawaiischen Kinder Erwachsene sprechen, und sie konnten auch Wörter erlernen. Doch im Unterschied zu normalen Kindern bekamen sie wenig Grammatik zu hören, und was sie hörten, war bruchstückhaft und inkonsistent. Statt dessen schufen sie selbst eine Grammatik. Daß diese wirklich ihre eigene Schöpfung war und nicht aus der Sprache der chinesischen Arbeiter oder der englischen Plantagenbesitzer geborgt, ergibt sich aus den vielen Merkmalen, in denen sich das hawaiische Kreolisch vom Englischen und von den Sprachen der Arbeitskräfte unterscheidet. Das gleiche gilt für das Neomelanesische : Sein Wortschatz beruht weitgehend auf dem Englischen, aber seine Grammatik enthält viele dem Englischen fremde Elemente.
Ich will nicht behaupten, die kreolischen Sprachen ähnelten sich grammatikalisch so sehr, daß sie im
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