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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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spürte sie sofort, daß etwas nicht stimmte. Einen Augenblick später fiel ihr auf, daß der Fernseher nicht an seinem Platz stand.
    Vielleicht hatte Dad ihn ins Schlafzimmer ge schafft. Sie warf einen Blick ins anschließende Zimmer; Dad war auch hier nicht. Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück. »O nein!« entfuhr es ihr. Ihr Videorecorder war ebenfalls weg. »Daddy, du hast doch nicht wirklich …« Sogar ihre Stereoanlage war verschwunden, und der Computer stand nicht mehr auf ihrem Schreibtisch. »Nein«, murmelte sie.
    «Nein, ich glaube es nicht!« Sie rannte in ihr Zimmer und öffnete ihre Schmuckschatulle. Der Nasenstecker mit dem Brillantsplitter, den Will Temple ihr geschenkt hatte, war nicht mehr da. Das Telefon läutete, und sie hob automatisch ab. »Steve Logan hier. Wie geht es Ihnen?«
    »Es ist der schrecklichste Tag meines Lebens.« Sie fing an zu weinen.

Kapitel 23

    Steve Logan legte den Hörer auf die Gabel. Er hatte geduscht, sich rasiert und frisch gekleidet und sich voll Genuß mit Mutters köstlicher Lasagne satt gegessen und danach seinen Eltern von jedem Augenblick und jeder Einzelheit seiner schauderhaften Erlebnisse hinter Gittern berichtet. Sie bestanden darauf, daß er sich einen Rechtsbeistand nahm, trotz seiner Versicherung, daß sich seine Unschuld herausstellen würde, sobald das Ergebnis des DNS-Tests eingetroffen war. Also versprach er, gleich am nächsten Morgen einen Anwalt aufzusuchen.
    Er hatte die ganze Fahrt von Baltimore nach Washington im Fond des Lincoln Mark VIII seines Vaters geschlafen, und obwohl das kaum ein Ersatz war für die eineinhalb Nächte, die er sich wachgehalten hatte, fühlte er sich gut.
    Und er sehnte sich danach, Jeannie zu sehen!
    So hatte er sich bereits gefühlt, bevor er sie anrufen konnte. Jetzt, da er wußte, in welchen Schwierigkeiten sie steckte, zog es ihn noch stärker zu ihr. Er wollte sie in die Arme nehmen und ihr versichern, daß alles wieder gut würde.
    Er hatte auch das Gefühl, daß es eine Verbindung zwischen ihren Problemen und seinen gab. Alles ging für sie beide schief, fand Steve, seit sie ihn ihrem Boß vorgestellt hatte und Berrington ausgerastet war.
    Es drängte ihn danach, mehr über das Rätsel seiner Herkunft zu erfahren. Von diesem Teil hatte er seinen Eltern nichts erzählt. Er war zu bizarr und beunruhigend. Aber er mußte unbedingt mit Jeannie dar über reden.
    Wieder griff er nach dem Telefon, um sie sofort noch einmal anzu rufen, doch dann überlegte er es sich anders. Sie würde vermutlich sagen, daß sie keinen Wert auf Gesellschaft legte. Menschen in depressiver Stimmung empfanden für gewöhnlich so, obwohl sie wirklich eine Schulter brauchten, an der sie sich ausweinen könnten. Vielleicht sollte er ganz einfach zu ihr gehen und sagen:
    »Möglicherweise würde es uns beiden helfen, wenn wir versuchten, einander aufzumuntern.«
    Er ging in die Küche. Mom reinigte die Lasagnekasserolle. Dad hatte auf eine Stunde in sein Büro gemußt. Steve fing an, Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen. »Mom«, sagte er, »das wird dir ein we nig seltsam vorkommen, aber…«
    »Du willst ein Mädchen besuchen«, sagte sie.
    Er lächelte. »Woher weißt du das?«
    »Ich bin deine Mutter, ich kann deine Gedanken lesen. Wie heißt die Glückliche?«
    »Jeannie Ferrami. Doktor Ferrami.«
    »Bin ich etwa eine jüdische Mutter? Soll es mich beeindrucken, daß sie Ärztin ist?«
    »Sie ist Wissenschaftlerin, keine Ärztin.«
    »Wenn sie bereits ihren Doktor gemacht hat, muß sie älter sein als du.«
    »Sie ist neunundzwanzig.«
    »Hm. Und wie ist sie?«
    »Nun, sie ist - umwerfend, weißt du. Sie ist groß und sportlich - sie ist eine verdammt gute Tennisspielerin -, hat dichtes dunkles Haar und dunkle Augen, und einen durchstochenen Nasenflügel mit einem dieser feinen dünnen Silberringe, und sie ist, nun, energisch. Sie sagt, was sie will, ganz direkt, aber sie lacht auch viel. Ich hab’ sie ein paar mal zum Lachen gebracht, doch hauptsächlich ist es einfach ihre Ausstrahlung. In ihrer Gegenwart kann man einfach nirgendwo anders hinsehen …«
    Einen Moment lang starrte seine Mutter ihn nur an. »O je«, sagte sie schließlich, »dich hat es ganz schön erwischt.«
    »So ist es auch wieder nicht …« Er unterbrach sich. »Doch, du hast recht. Ich bin verrückt nach ihr.«
    »Und empfindet sie das gleiche für dich?«
    »Noch nicht.« : Seine Mutter lächelte ihn mit liebevoller Nachsicht an. »Dann geh schon und besuch

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