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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie. Ich hoffe, sie verdient dich.«
    Er küßte sie. »Wie hast du es nur fertiggebracht, ein so guter Mensch zu sein?«
    »Übung macht den Meister.« Sie grinste verschmitzt. Steves Wagen war vor dem Haus geparkt. Sie hatten ihn von Jones Falls abgeholt, und seine Mutter hatte ihn nach Washington chauffiert. Jetzt stieg Steve ein, fuhr auf die 1-95 und zurück nach Baltimore. Jeannie war bereit für sanfte, liebevolle Fürsorge. Am Telefon hatte sie ihm erzählt, wie ihr Vater sie ausgeplündert und der Rektor der Universität sie hintergangen hatte. Sie brauchte jemanden, der nett zu ihr war und sie zu schätzen wußte, und dazu war er bestens geeignet. Während er dahinfuhr, malte er sich aus, wie sie neben ihm auf einer Couch saß, wie sie lachte und sagte: »Ich bin so froh, daß Sie ge kommen sind. Sie haben es fertiggebracht, daß ich mich bereits viel besser fühle. Wie war’s, wenn wir uns ausziehen und unter die Bett decke schlüpfen?«
    Bei einem kleinen Einkaufszentrum bei Mount Washington hielt er an. Er kaufte eine Pizza mit Meeresfrüchten, eine Zehn-Dollar-Flasche Chardonnay, einen Behälter Eiscreme – Rainforest-Crunch-Geschmack – und zehn gelbe Nelken.
    Die Titelseite des Wall Street Journal erregte seine Aufmerksamkeit mit einer Schlagzeile über Genetico, Inc. Das war die Gesellschaft, die Jeannies Zwillingsforschung finanzierte, erinnerte er sich. Es sah so aus, als sollte sie von einem deutschen Pharmakonzern übernommen werden. Er kaufte die Zeitung.
    Plötzlich hatte er Angst, daß Jeannie vielleicht gar nicht zu Hause war oder daß sie ihm die Tür nicht öffnen wollte oder daß sie Besuch hatte.
    Dann aber sah er erfreut den roten Mercedes 230 C vor ihrem Haus parken.
    Daheim war sie jedenfalls. Aber sie könnte ja auch zu Fuß fort gegangen sein.
    Oder in einem Taxi weggefahren. Oder im Auto eines Bekannten.
    Am Eingang befand sich eine Gegensprechanlage. Er drückte auf die Glocke und starrte hypnotisierend auf den Lautsprecher. Nichts tat sich. Er klingelte aufs neue. Ein Knistern war zu hören. Sein Herz schlug höher. Eine Stimme fragte gereizt: »Wer ist da?«
    »Ich bin’s. Steve Logan. Ich komme, um Sie ein bißchen aufzuheitern.«
    Ein längeres Schweigen folgte. »Steve, mir ist nicht nach Besuch.«
    »Lassen Sie mich Ihnen wenigstens diese Blumen geben.« Sie antwortete nicht. Sie hat Angst, dachte er und war bitter enttäuscht. Sie hatte gesagt, sie glaube an seine Unschuld, aber da war er noch sicher bewacht hinter Gittern gewesen. Jetzt wo er vor ihrer Schwelle stand und sie allein war, sah die Sache anders aus. »Sie haben doch nicht Ihre Meinung über mich geändert, oder?« fragte er. »Sie glauben doch noch, daß ich unschuldig bin, nicht wahr? Wenn nicht, gehe ich sofort.«
    Der Summer erklang, und die Tür ging auf.
    Sie ist eine Frau, die Herausforderungen nicht widerstehen kann, dachte er.
    Er trat in eine winzige Eingangshalle mit zwei weiteren Türen. Eine stand offen; sie führte zu einer Treppe. Oben stand Jeannie in einem knallgrünen T-Shirt.
    »Es ist wohl besser, Sie kommen herauf«, sagte sie. Es war nicht gerade das begeistertste Willkommen, aber er stieg, mit seinen Geschenken in einem Papierbeutel, lächelnd die Stufen hinauf.
    Sie führte ihn in ein kleines Wohnzimmer mit Küchennische. Kein Zweifel, sie mochte Schwarz und Weiß mit grellen Farbklecksen, bemerkte er und entdeckte eine schwarzgepolsterte Couch mit orangefarbenen Kissen, eine stahlblaue Uhr an einer weißgetünchten Wand, leuchtendgelbe Lampenschirme und ein weißes Küchenbord mit roten Kaffeebechern.
    Er setzte den Beutel auf der Anrichte ab. »Hören Sie«, sagte er. »Sie brauchen etwas zu essen, damit Sie sich besser fühlen.« Er holte die Pizza heraus. »Und ein Glas Wein, um die Nerven zu entspannen. Dann, wenn Sie bereit sind, sich noch eine Nachspeise zu gönnen, können Sie diese Eiscreme löffeln, direkt aus dem Behälter. Und wenn nichts zu essen und trinken mehr da ist, haben Sie immer noch die Blumen. Ist das nichts?«
    Sie starrte ihn an, als käme er direkt vom Mars.
    Er fügte hinzu: »Außerdem dachte ich, Sie brauchten jemand, der herüberkommt und Ihnen sagt, daß Sie ein ganz wundervoller Mensch sind und etwas Besonderes.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Verdammt«, fluchte sie. »Ich weine nie!«
    Er legte die Hände auf ihre Schultern. Das war das erste Mal, daß er sie berührte.
    Vorsichtig zog er sie an sich. Sie wehrte sich nicht. Sei nem Glück

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