Der Dritte Zwilling.
war sogar noch warm. Jeannie gab sich eine Zeitlang nachdenklichem Schweigen hin, bis sie schließlich sagte: »Ich habe mich heute wirklich unüberlegt benommen. Ich sehe es jetzt ein. Ich hätte diese Krise einigermaßen gelassen hinnehmen und immer wieder sagen müssen: ›Nun, vielleicht können wir ja noch in Ruhe darüber reden. Wir wollen doch keine übereilten Entscheidungen treffen.‹ Statt dessen habe ich mich mit der Universität angelegt und alles noch verschlimmert, indem ich es der Presse erzählte.«
»Ich halte Sie für kompromißlos.«
Sie nickte. »Ja, aber es gibt einen Unterschied zwischen kompromißlos und dumm.«
Er zeigte ihr das Wall Street Journal . »Das erklärt vielleicht, weshalb Ihr Fachbereich so überempfindlich reagiert. Ihr Sponsor steht kurz vor vielversprechenden Übernahmeverhandlungen.«
Sie warf einen Blick auf den ersten Absatz. »Wow! Hundertachtzig Millionen Dollar!« Ihre Pizza kauend las sie weiter. Als sie den Artikel fertiggelesen hatte, schüttelte sie den Kopf. »Ihre Idee ist interessant, aber ich glaube nicht, daß das der Grund ist.«
»Warum nicht?«
»Es war Maurice Obell, der gegen mich zu sein schien, nicht Berrington. Ich habe allerdings gehört, daß Berrington schon mal mit falschen Karten spielt. Wie auch immer, so wichtig bin ich nicht.
Mein Projekt stellt nur einen winzigen Bruchteil der Forschungen dar die von Genetico finanziert werden. Selbst wenn meine Arbeit tat sächlich jemandes Privatsphäre verletzte, wäre das nur ein Miniskandal und würde keine Multimillionendollar-Übernahme gefährden.« Steve wischte sich die Finger an einer Papierserviette ab und langte nach der gerahmten Fotografie einer Frau mit einem Baby. Die Frau sah Jeannie ein wenig ähnlich. »Ihre Schwester?« fragte er.
»Ja, Patty. Sie hat jetzt drei Kinder - alles Jungs.«
»Ich habe keine Geschwister.«
Da erinnerte er sich. »Mit Ausnahme von Dennis Pinker.« Jeannies Gesicht
veränderte sich bei seinen Worten. »Sie sehen mich an wie eine Laborprobe«, bemerkte er. »Tut mir leid. Wollen wir die Eiscreme probieren?«
»Mit Vergnügen.«
Sie stellte den Behälter auf den Tisch und nahm zwei Kaffeelöffel aus der Lade.
Das freute ihn. Aus demselben Behälter zu essen war dem Küssen einen Schritt näher. Sie aß mit Genuß. Er fragte sich, ob sie auch mit der gleichen hungrigen Begeisterung liebte.
Er schluckte einen Löffelvoll Rainforest Crunch. »Ich bin so froh, daß Sie an meine Unschuld glauben. Die Polizei tut’s ganz sicher nicht.«
»Falls Sie tatsächlich herumlaufen und Frauen vergewaltigen, bricht meine ganze Theorie wie ein Kartenhaus zusammen.«
»Trotzdem, nicht viele Frauen hätten mich heute abend eingelassen. Schon gar nicht, wenn sie glaubten, daß ich die gleichen Gene habe wie Dennis Pinker.«
»Auch ich hab’ einen Augenblick lang gezögert«, gestand sie. »Aber Sie haben bewiesen, daß ich recht habe.«
»Wie?«
Sie deutete auf die Reste ihres Dinners. »Wenn Dennis Pinker sich von einer Frau angezogen fühlt, zückt er ein Messer und befiehlt ihr, ihr Höschen auszuziehen.
Sie bringen Pizza.« Steve lachte.
»Ja, es mag sich komisch anhören, doch es ist ein verdammt großer Unterschied.«
»Aber es gibt da etwas, was Sie über mich wissen sollten«, sagte Steve. »Ein Geheimnis.«
Sie legte ihren Löffel zur Seite. »Was?«
»Ich habe einmal jemanden fast umgebracht.«
»Wie?«
Er erzählte ihr von dem Handgemenge mit Tip Hendricks. »Deshalb macht mir die Sache mit meiner Herkunft so zu schaffen«, gestand er. »Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr es mich mitgenommen hat, als Sie mir sagten, daß Mom und Dad möglicherweise nicht meine Eltern sind. Was ist, wenn mein leiblicher Vater ein Mörder ist?«
Jeannie schüttelte den Kopf. »Das damals war eine Prügelei unter Schülern, die außer Kontrolle geriet. Das macht Sie nicht zum Psychopathen. Wie sah es mit dem anderen aus? Diesem Tip?«
»Jemand anderes hat ihn umgebracht, zwei Jahre später. Er handelte mit Rauschgift und geriet in eine Auseinandersetzung mit seinem Lieferanten, der ihm schließlich eine Kugel in den Kopf jagte.«
»Er ist der Psychopath, würde ich sagen«, meinte Jeannie. »Das gehört zu ihren typischen Charakterzügen. Sie fordern Schwierigkeiten heraus. Ein großer, kräftiger Junge wie Sie mag ja einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber er kommt über den Vorfall hinweg und führt danach ein normales Leben. Wogegen es bei
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