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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Dennis ein ständiges Rein-in-den-Knast und Raus-aus-dem-Knast sein wird, bis ihn jemand umbringt.«
    »Wie alt sind Sie, Jeannie?«
    »Es gefiel Ihnen nicht, daß ich von Ihnen als ›großer, kräftiger Junge‹ sprach.«
    »Ich bin zweiundzwanzig.«
    »Und ich neunundzwanzig. Das ist ein großer Unterschied.«
    »Sehen Sie mich wirklich als noch nicht erwachsenen Jungen?«
    »Ich weiß nicht, ich glaube nicht, daß ein Dreißigjähriger extra von Washington hierherfahren würde, nur um mir eine Pizza zu bringen. Es war impulsiv.«
    »Mißfällt Ihnen, daß ich es getan habe?«
    »Nein.« Sie berührte seine Hand. »Ich bin sehr froh darüber.«
    Er wußte noch immer nicht, woran er bei ihr war. Aber sie hatte sich an seiner Schulter ausgeweint. Das tut man nicht bei einem Halb wüchsigen, dachte er.
    »Wann werden Sie wegen meiner Gene Bescheid wissen?«
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Die Niederschrift ist inzwischen wahrscheinlich fertig. Den Film wird Lisa morgen machen.«
    »Heißt das, daß der Test beendet ist?«
    »So gut wie.«
    »Können wir die Ergebnisse nicht schon jetzt ansehen? Ich würde wirklich gern wissen, ob ich tatsächlich die gleiche DNS habe wie Dennis Pinker.«
    »Ich glaube, das ließe sich machen. Ich bin selbst schon ziemlich neugierig.«
    »Worauf warten wir dann ?«

Kapitel 24

    Berrington Jones verfügte über eine Plastikkarte, mit der sich jede Tür der Klapsmühle öffnen ließ.
    Niemand sonst wußte das. Selbst die anderen ordentlichen Professoren wiegten sich in der Sicherheit, daß ihre Büros ihre private Oase waren. Natürlich wußten sie, daß die Raumpflegerinnen Schlüsselkarten hatten, ebenso wie die Männer vom Wachdienst. In ihrer Weltfremdheit kamen sie gar nicht auf den Gedanken, wie einfach es war, sich eine solche Karte zu besorgen, wie sie sogar dem Putzpersonal ausgehändigt wurde.
    Trotzdem hatte Berrington seine Hauptschlüsselkarte noch nie benutzt.
    Spionieren war würdelos, nicht sein Stil. Pete Watlingson hatte wahrscheinlich Fotos von nackten Jünglingen in seiner Schreibtisch lade, Ted Ransome irgendwo ein bißchen Marihuana versteckt und Sophie Chapple möglicherweise einen Vibrator für diese langen, einsamen Nachmittage. Doch Berrington wollte das nicht wissen. Der Hauptschlüssel war nur für Notfälle.
    Jetzt war ein solcher Notfall eingetreten.
    Die Universität hatte Jeannie den weiteren Einsatz ihres Computersuchprogramms verboten und das auch in der Presse verkündet. Aber wie konnte er sicher sein, daß Jeannie diese Anordnung befolgte? Er vermochte ja die elektronischen Botschaften nicht zu sehen, die über die Telefonleitungen von einem Terminal zum anderen flogen. Den ganzen Tag hatte der Gedanke an ihm genagt, daß sie möglicher weise bereits eine andere Datenbank durchsuchte. Und der Himmel wußte, was sie finden würde.
    So war er in sein Büro zurückgekehrt und saß nun an seinem Schreibtisch, während die warme Abenddämmerung die roten Ziegel der Campusgebäude einzuhüllen begann. Er tippte mit seiner Plastikkarte auf seine Computermaus und bereitete sich auf etwas vor, was er in seinem tiefsten Inneren eigentlich ablehnte.
    Seine Würde bedeutete ihm alles, und er hatte sie schon früh entwickelt. Er war der kleinste Junge in der Klasse gewesen, ohne Vater, der ihm hätte sagen können, wie er mit Muskelprotzen umgehen mußte. Seine Mutter hatte kaum Zeit gehabt, sich um sein seelisches Wohlergehen zu sorgen, da sie Tag und Nacht arbeitete und jeden Penny dreimal umdrehen mußte, um über die Runden zu kommen. So hatte er allmählich eine Aura der Überheblichkeit entwickelt, eine Distanziertheit, die ihn schützte. In Harvard hatte er heimlich einen Klassenkameraden aus einer reichen, dem alten Geldadel angehörigen Familie studiert, sich die Einzelheiten seiner Ledergürtel und feinen Taschentücher eingeprägt, seiner Tweedanzüge und Kaschmirschals, und war durch ihn hinter die Geheimnisse gesellschaftlicher Rituale gekommen, wie man seine Servietten öffnete oder einer Dame den Stuhl zurechtrückte. Er hatte die Mischung aus Ungezwungenheit und Ehrerbietung gegenüber den Professoren bewundert sowie den äußerlichen Charme und die darunter verborgene Kälte, welche dieser Junge gegenüber Menschen aus der sozialen Unterschicht an den Tag legte. Berrington war es gelungen, sein Vorbild perfekt nachzuahmen. Als er an seinem Magister arbeitete, glaubte bereits jeder, er stamme aus einem vornehmen, reichen Haus.
    Der Deckmantel

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