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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Suchprogramm als nächstes ein zusetzen beabsichtigte. »Komm schon!« sagte er laut. »Es muß doch was geben!«
    Sie hatte einen Aktenschrank, aber er war noch so gut wie leer; sie war ja auch erst seit einigen Wochen hier. Nach einem Jahr oder so würde er voll von ausgewerteten Fragebogen sein. Jetzt befanden sich lediglich ein paar eingegangene Schreiben in einem Ordner, Institutsmemoranden in einem anderen, Fotokopien von Artikeln in einem dritten.
    In einem ansonsten leeren Hängeschrank lag achtlos ein gerahmtes Foto von Jeannie und einem großen, bärtigen Mann, beide auf Fahrrädern neben einem See. Berrington schloß auf ein Liebesverhältnis, das zu Ende gegangen war.
    Jetzt war er noch beunruhigter. Es war das Zimmer einer Frau, die überlegt vorging, die vorausplante. Sie registrierte die eingehenden Briefe und behielt Kopien von allem, was sie absandte. Es müßte hier demnach irgendwelche Hinweise auf ihr nächstes Vorhaben geben. Sie hatte keinen Grund gehabt, ein Geheimnis daraus zu machen; bis heute hatte es nicht den geringsten Anlaß zur Besorgnis gegeben, daß sie mit ihren Forschungen irgendwelche ethischen Prinzipien verletzte. Also hatte sie mit Sicherheit vorgehabt, eine neue Datenbank zu durchsuchen. Das Fehlen von Hinweisen ließ sich höchstens noch dadurch erklären, daß sie die Vorkehrungen telefonisch oder persönlich getroffen hatte, vielleicht mit einem Vertrauten. Wenn dem so war, würde er wahrscheinlich in ihrem Büro nichts darüber finden.
    Schritte auf dem Korridor ließen ihn zusammenzucken. Ein Klicken verriet ihm, daß eine Karte durch den Leser gezogen wurde. Berrington starrte hilflos auf die Tür. Es gab nichts, was er tun könnte. Er wurde in flagranti ertappt, an ihrem Schreibtisch sitzend, mit eingeschaltetem Computer. Er konnte nicht vortäuschen, daß er sich hierher verlaufen hatte. Die Tür schwang auf. Er erwartete, Jeannie zu sehen, doch glücklicherweise war es nur ein Wachmann. Der Mann kannte ihn.
    »Oh, hi, Professor«, sagte er. »Ich hab’ gesehen, daß hier Licht brennt und gedacht, ich schau’ mal lieber nach. Dr. Ferrami läßt gewöhnlich die Tür offen, wenn sie hier ist.«
    Berrington bemühte sich, nicht zu erröten. »Ist schon gut«, sagte er. Sich nie entschuldigen, nie erklären! »Ich werde zuschließen, wenn ich hier fertig bin.«
    »Gut.«
    Der Wachmann blieb stehen und wartete auf eine Erklärung. Berrington kniff die Lippen zusammen. Schließlich sagte der Mann: »Nun, gute Nacht, Professor.«
    »Gute Nacht.«
    Der Wachmann ging.
    Berrington entspannte sich. Kein Problem.
    Er vergewisserte sich, daß ihr Modem eingeschaltet war; dann klickte er America Online an und rief die Liste der eingegangenen Mail ab. Ihr Terminal gab automatisch das Paßwort an. Sie hatte drei Mails, die er vom Server lud. Die erste benachrichtigte sie über eine Preiserhöhung für den Internetzugang. Die zweite kam von der Universität von Minnesota:
    Ich bin am Freitag in Baltimore und würde Dich gern, um alter Zeiten willen, zu einem Drink einladen. Alles Liebe, Will.
    Berrington fragte sich, ob Will der Bärtige auf dem Fahrradbild war. Er klickte weiter, um die dritte Mail zu öffnen. Sie versetzte ihm einen Schock.
    Du wirst bestimmt erleichtert sein, daß ich heute abend Deinen Scan durch unsere Fingerabdruckdatei laufen lassen kann. Ruf mich an. Ghita.
    Sie kam vom FBI.
    »Verdammt …«, flüsterte Berrington. »Das bricht uns den Hals!«

Kapitel 25

    Berrington hatte Angst, am Telefon über Jeannie und die FBI-Fingerabdruckdatei zu reden. So viele Anrufe wurden von Geheimdiensten abgehört. Das erledigten nun Computer, die programmiert waren, auf bestimmte Wörter und Redewendungen zu achten. Sagte beispielsweise jemand »Plutonium« oder
    »Heroin« oder »Anschlag« verbunden mit »Präsident«, zeichnete der Computer das Gespräch auf und alarmierte umgehend die Behörden. Das letzte, was Berrington jetzt brauchen konnte, wäre ein CIA-Lauscher, der sich fragte, weshalb Senator Proust sich so für die Fingerabdruckdatei des FBI interessierte.
    Deshalb setzte er sich in seinen silbermetallic Lincoln Town Car und fuhr mit gut hundertvierzig Stundenkilometern über den Baltimore-Washington Parkway.
    Manchmal drängte es ihn förmlich dazu, Beschränkungen zu mißachten, sich über Verbote hinwegzusetzen. Es war ein Widerspruch in ihm, er wußte das.
    Teilnehmer an Friedensmärschen waren ihm verhaßt, ebenso Drogensüchtige, Homosexuelle,

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