Der Dritte Zwilling.
konnte das so weitergehen? Gab es in dieser Stadt denn keine Polizeistreifen?
Über Steves Schulter entdeckte sie eine Ausfahrt. Nur ein paar Meter hinter ihr war ein alter himmelblauer Cadillac. Im letzten Moment schwang sie das Lenkrad herum. Die Reifen quietschten; auf nur zwei Rädern fahrend legte der Mercedes sich seitwärts, und Steve fiel hilflos gegen sie. Der blaue Cadillac scherte aus, um ihr auszuweichen. Eine Kakophonie wütenden Hupens war die Folge; dann vernahm sie das Krachen von aufeinanderfahrenden Autos und Klirren brechen-den Glases. Sie befand sich auf der Ausfahrt. Der Mercedes schlingerte und drohte gegen die Betonwand auf der einen oder anderen Seite zu knallen, aber es gelang ihr, ihn wieder fest in den Griff zu kriegen.
Sie beschleunigte die Ausfahrt hinunter. Kaum fuhr der Wagen wieder auf seinen vier Rädern, stieß Steve die Hand zwischen ihre Beine und versuchte, ihr den Slip herunterzureißen. Ein schneller Blick auf sein Gesicht zeigte ihr, daß er lüstern grinste. Seine Augen waren geweitet, und er keuchte und schwitzte vor sexueller Erregung. Er genoß es. Das war verrückt !
Weder vor noch hinter ihnen waren Fahrzeuge zu sehen. Die Ausfahrt endete bei einer Ampel, die auf Grün geschaltet hatte. Links befand sich ein Friedhof. Sie entdeckte einen nach rechts deutenden Wegweiser, auf dem »Civic Center Boulevard« stand und bog in der Hoffnung auf eine belebte Einkaufsstraße dorthin ab. Zu ihrer Bestürzung erwies sich die Anlage jedoch als düstere
Betonwüste unbenutzter Gebäude und Plätze. Vor ihr schaltete eine Ampel auf Rot. Wenn sie anhielt, würde sie keine Chance mehr haben.
Steve hatte nun die Hand unter dem Höschen und brüllte: »Halt an!« Wie ihr war ihm klar geworden, daß er hier eine gute Chance hatte, sie zu vergewaltigen, ohne daß jemand aufmerksam wurde.
Er attackierte sie nun noch heftiger, doch schlimmer als der Schmerz war ihre Angst davor, wie es weitergehen würde. Mit Höchstgeschwindigkeit fuhr sie auf die rote Ampel zu.
Eine Ambulanz kam von links und bog vor ihr ein. Sie trat die Bremse durch und wich aus. Der verrückte Gedanke schoß ihr durch den Kopf: Wenn mir jetzt was passiert, ist zumindest gleich Hilfe da. Plötzlich zog Steve die Hände von ihrem Körper zurück. Einen Moment genoß sie die unerwartete Erleichterung. Doch da packte er bereits den Ganghebel und schob ihn in den Leerlauf. Der Wagen verlor Fahrt. Jeannie riß den Hebel zurück und drückte das Gaspedal durch. Wie lange kann das so weitergehen, fragte sie sich. Sie mußte eine Gegend erreichen, wo sich Leute befanden, ehe es womöglich zu einem Unfall kam. Aber Philadelphia war zur Mondlandschaft geworden.
Steve faßte nach dem Lenkrad und versuchte den Wagen auf den Bürgersteig zu steuern. Jeannie riß es rasch zurück. Die hinteren Räder kamen ins Schleudern, und der Ambulanzfahrer hupte verärgert.
Steve versuchte es aufs neue. Diesmal machte er es schlauer. Mit der Linken schlug er den Ganghebel in den Leerlauf und mit der Rechten packte er das Lenkrad. Der Wagen wurde langsamer und rollte auf den Bordstein.
Jeannie ließ das Steuer los, wandte sich Steve zu und stieß ihn mit aller Kraft weg. Ihre Stärke überraschte ihn und schien seine Energie zu lahmen. Der Mercedes schoß wieder vorwärts, aber Jeannie wußte, daß sie sich Steve nicht viel länger vom Leib halten konnte. Jeden Augenblick mochte es ihm gelingen, den Wagen anzuhalten, und sie würde hier bei ihm gefangen sein. Er fand sein Gleichgewicht wieder, als sie nach links abbog.
Es gelang ihm, beide Hände um das Lenkrad zu legen. Das ist das Ende, dachte sie, mehr kann ich nicht mehr tun. Da war der Wagen um die Biegung herum, und die Gegend sah mit einem Mal völlig anders aus.
Hier war eine betriebsame Straße, ein Krankenhaus, vor dem Leute standen, eine Reihe Taxis und eine chinesische Imbißbude. »Ja!« rief Jeannie triumphierend.
Sie trat auf die Bremse. Steve riß das Lenkrad herum, und sie riß es wieder zurück. Schlingernd und kreischend hielt der Mercedes mitten auf der Straße an.
Ein gutes Dutzend Taxifahrer an der Imbißbude drehten sich um, um zu sehen, was los war.
Steve öffnete die Beifahrertür, stürmte hinaus und raste davon.
»Gott sei Dank!« hauchte Jeannie.
Einen Moment später war er verschwunden.
Jeannie blieb keuchend sitzen. Er war fort. Der Alptraum war zu Ende.
Einer der Taxifahrer kam herüber und steckte den Kopf durch die Beifahrertür.
Hastig ordnete
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