Der Dritte Zwilling.
Erziehung.«
»Exakt. Ich bewies, daß ein Mensch seine DNS ist. Die junge Generation interessiert sich dafür, wie dieser Prozeß abläuft. Was ist der Mechanismus, durch den eine Kombination von Chemikalien mir blaue Augen gibt und Sie einer anderen Kombination ein tiefes, dunkles Braun verdanken, fast Schokoladebraun, schätze ich.«
»Berry«, sagte sie mit leicht sarkastischem Lächeln, »wenn ich eine fünfunddreißigjährige Sekretärin mit betörendem Busen wäre, würde ich denken, daß Sie mit mir flirten.«
Das ist schon besser, dachte er. Sie ist ein bißchen zugänglicher ge worden. Er grinste und blickte demonstrativ auf ihren Busen, dann zurück zu ihrem Gesicht.
»Ich glaube, Sie sind so betörend, wie Sie sich fühlen.«
Sie lachte, aber ihm entging nicht, daß sie sich geschmeichelt fühlte. Endlich kam er ein wenig voran mit ihr. Da sagte sie: »Ich muß jetzt gehen.«
Verdammt. Er konnte diese Interaktion nicht unter Kontrolle halten. Er mußte sich ihre Aufmerksamkeit ganz schnell sichern. Er stand auf, um mit ihr zu gehen. »Es wird wahrscheinlich ein Ausschuß zur Überwachung der Errichtung dieser neuen Bibliothek zusammengestellt«, sagte er, während sie die Cafeteria verließen. »Ich hätte gern Ihre Meinung, wen Sie dafür für geeignet halten.«
»Darüber muß ich erst nachdenken. Aber jetzt habe ich gleich eine Vorlesung über Antimaterie.«
Verdammt, jetzt entkommt sie mir, dachte Berrington.
Da fragte sie: »Können wir uns darüber in Ruhe unterhalten?«
Berrington griff nach dem Strohhalm. »Wie war’s beim Dinner?«
Sie blinzelte überrascht. »Wenn Sie meinen.«
»Heute Abend?«
Sie wirkte ein wenig benommen. »Warum nicht?«
Das würde ihm wenigstens noch einmal eine Chance geben. Er leichtert sagte er:
»Ich hole Sie um acht Uhr ab.«
»Okay.« Sie nannte ihm ihre Adresse, und er schrieb sie in einem Taschenkalender auf.
»Was essen Sie gern? - Oh, antworten Sie nicht, ich erinnere mich, daß Sie nur an Ihren Teilchenbeschleuniger denken.« Sie traten in die heiße Sonne hinaus. Er drückte ganz leicht ihren Arm. »Also, bis heute Abend.«
»Berry«, sagte sie, »Sie sind doch nicht auf etwas aus?«
Er zwinkerte ihr zu. »An was hätten Sie denn gedacht?«
Sie lachte und entfernte sich.
Kapitel 34
Retortenbabys. In-vitro -Konzeption. Das war das Bindeglied. Jetzt sah Jeannie klar.
Charlotte Pinker und Lorraine Logan waren beide wegen Unfruchtbarkeit in der Aventine-Klinik behandelt worden. Die Klinik hatte Pionierarbeit auf dem Gebiet der In-vitro -Konzeption geleistet: das Verfahren, bei dem Sperma des Vaters und ein Ei der Mutter im Laboratorium zusammengebracht werden und der so entstehende Keimling in die Gebärmutter der Frau implantiert wird.
Eineiige Zwillinge entstehen, wenn eine befruchtete Eizelle sich im Mutterleib bei der Teilung aufspaltet, so daß daraus zwei Einzelwesen werden. Das könnte in der Retorte passiert sein. Danach könnten die Zwillinge aus der Retorte in zwei verschiedene Frauen verpflanzt worden sein. So konnten eineiige Zwillinge von zwei nicht miteinander verwandten Müttern geboren worden sein. Das war’s!
Die Kellnerin brachte die Salatplatte, aber Jeannie war zu aufgeregt, auch nur das geringste zu essen.
Retortenbabys existierten Anfang der siebziger Jahre lediglich in der Theorie, dessen war sie sicher. Aber Genetico war in seiner Forschung offenbar Jahre voraus gewesen.
Sowohl Lorraine als auch Charlotte hatten gesagt, sie hätten sich einer Hormontherapie unterzogen. Offenbar hatte die Klinik sie belogen, was ihre Behandlung betraf.
Das allein war schon schlimm genug, doch während Jeannie weiter darüber nachdachte, wurden ihr noch mehr Fakten bewußt. Der Keimling, der sich geteilt hatte, konnte das biologische Kind von Lorraine und Charles gewesen sein oder von Charlotte und dem Major, aber nicht von beiden Paaren. Einer der Mütter hatte man das Kind eines anderen Paares implantiert.
Jeannies Herz füllte sich mit Entsetzen und Abscheu, als sie den Gedanken weiterverfolgte und ihr bewußt wurde, daß beide Mütter Babys von völlig Fremden bekommen haben könnten.
Sie fragte sich, weshalb Genetico seine Patientinnen auf diese abscheuliche Weise getäuscht hatte. Die Technik war noch unerprobt gewesen, sie hatten vielleicht Versuchspersonen gebraucht. Vielleicht hatten sie ursprünglich um Erlaubnis angesucht und ablehnenden Bescheid erhalten. Oder sie mochten einen anderen Grund zur Geheimhaltung gehabt
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