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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Jeannie ihre Kleidung. »Sind Sie okay, Lady?« fragte er.
    »Ich glaube schon«, antwortete sie atemlos.
    »Was war da eigentlich los?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich das wüßte«, murmelte sie.

Kapitel 35

    Steve saß auf einer niedrigen Mauer in der Nähe von Jeannies Haus und wartete auf sie. Es war heiß, aber der Schatten eines riesigen Ahorns fiel auf die Mauer.
    Jeannie wohnte in einem alten Arbeiterviertel mit den traditionellen Reihenhäusern. Teenager aus einer nahen Schule schlenderten lachend oder streitend und Süßigkeiten naschend nach Hause. Vor acht oder neun Jahren war er noch wie sie gewesen.
    Jetzt aber hatte er Sorgen und war verzweifelt. Heute nachmittag hatte sein Anwalt mit Sergeant Delaware von der Abteilung für Sexualverbrechen in Baltimore gesprochen. Die Polizeibeamtin hatte ihm mitgeteilt, daß die DNS der Spermaspuren in Lisa Hoxtons Vagina die gleiche war wie die von Steves Blut.
    Er war erschüttert. So überzeugt war er gewesen, daß der DNS-Test dieses böse Spiel beenden würde.
    Er spürte, daß sein Anwalt nicht mehr an seine Unschuld glaubte. Mom und Dad schon, aber beide standen genau wie er vor einem Rätsel und beide verstanden genug von der Materie, um zu wissen, daß DNS-Tests keinen Zweifel zuließen.
    In seinen schlimmsten Augenblicken fragte er sich, ob er vielleicht eine gespaltene Persönlichkeit hatte. Vielleicht gab es noch einen anderen Steve, der sein Bewußtsein übernahm, Frauen schändete und ihm danach seinen Körper wieder überließ. Das wäre eine Möglichkeit, weshalb er nicht wußte, was er getan hatte. Ominöserweise erinnerte er sich, daß es nach seiner handgreiflichen Auseinandersetzung mit Tip Hendricks ein paar Sekunden gegeben hatte, die völlig aus seinem Gedächtnis gelöscht waren. Und daß er nahe daran gewesen war, seine Finger in Porky Butchers Gehirn zu stoßen. War es sein anderes Ich, das all das tat? Er glaubte es nicht wirklich. Es mußte eine andere Erklärung geben.
    Der Hoffnungsfunke war das Rätsel, das ihn und Dennis Pinker umgab. Dennis hatte die gleiche DNS wie er. Und der einzige Mensch, der Licht in diese Sache bringen konnte, war Jeannie Ferrami.
    Die Teenager verschwanden in ihren Häusern, und die Sonne tauchte hinter die Häuserreihe auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Gegen achtzehn Uhr parkte der rote Mercedes auf seinem etwa fünfzig Meter entfernten Parkstreifen ein.
    Jeannie stieg aus. Zunächst bemerkte sie Steve gar nicht. Sie öffnete den Kofferraum und hob einen großen schwarzen Müllsack heraus. Dann schloß sie den Mercedes ab und kam den Bürgersteig entlang auf ihn zu.
    Sie war sehr formell in ein schwarzes Kostüm gekleidet, aber sie sah derangiert aus, und ihr schleppender Gang wirkte müde und berührte ihn zutiefst. Er fragte sich, was geschehen war, das sie so mitgenommen hatte. Trotzdem war sie noch wunderschön, und er beobachtete sie sehnsüchtigen Herzens.
    Als sie näher kam, stand er lächelnd auf und machte einen Schritt auf sie zu.
    Entsetzen zeichnete ihr Gesicht.
    Sie öffnete den Mund und schrie.
    Er erstarrte im Schritt. Bestürzt fragte er: »Jeannie, was ist los?«
    »Bleiben Sie mir vom Leib!« schrillte sie. »Kommen Sie ja keinen Schritt näher! Ich rufe gleich die Polizei!«
    Völlig verblüfft hob Steve abwehrend die Hände. »Schon gut, schon gut, wie Sie meinen. Ich komme nicht näher, okay? Was ist in Sie gefahren?«
    Ein Nachbar trat aus dem Haus, in dem auch Jeannie wohnte. Wahrscheinlich der Mieter der Parterrewohnung, vermutete Steve. Er war ein alter Schwarzer in kariertem Hemd mit Krawatte. »Ist alles in Ordnung, Jeannie?« erkundigte er sich. »Mir war, als hätte ich jemand schreien hören.«
    »Das war ich, Mr. Oliver«, erwiderte sie mit zitternder Stimme. »Dieser Mistkerl hat mich heute nachmittag in Philadelphia in meinem Wagen überfallen.«
    »Ich Sie überfallen?« sagte Steve, als hätte er nicht richtig gehört. »So etwas würde ich doch nicht tun!«
    »Sie schändlicher Hurensohn, das haben Sie aber - vor zwei Stunden!«
    Steve war zutiefst betroffen. Er hatte genug davon, der Brutalität beschuldigt zu werden. »Das ist eine Unverschämtheit! Ich war seit Jahren nicht mehr in Philadelphia!«
    Jetzt griff Mr. Oliver ein. »Dieser junge Herr sitzt schon seit fast zwei Stunden auf der Mauer, Jeannie. Er kann heute nachmittag nicht in Philadelphia gewesen sein.«
    Jeannie machte ein wütendes Gesicht und schien kurz davor zu sein, ihren gutmütigen

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