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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Vorschein. »Sehen Sie sich das an.« Sie holte eine Hochglanzbroschüre heraus, schlug die erste Seite auf und reichte sie Steve, der atemlos zu lesen begann: Die Aventine-Klinik wurde 1972 von Genetico, Inc., gegründet, als eines der ersten Forschungs-und Entwicklungszentren für menschliche In-vitro -Konzeption - die Erschaffung von »Retortenbabys«, wie die Zeitungen es nannten.
    Steve fragte: »Sie glauben, daß Dennis und ich Retortenbabys sind?«
    »Ja.«
    Er hatte ein seltsames, Übelkeit erregendes Gefühl in der Magen grube. »Das ist ja unglaublich! Aber was erklärt es?«
    »Eineiige Zwillinge könnten im Laboratorium geschaffen und dann in die Gebärmutter von verschiedenen Frauen implantiert worden sein.«
    Steves Übelkeit nahm zu. »Aber kamen Sperma und Ei von Mom und Dad - oder von den Pinkers?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Also könnten die Pinkers meine biologischen Eltern sein. O Gott!«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
    Steve entnahm Jeannies Gesichtsausdruck, daß sie befürchtete, das würde ebenfalls ein Schock für ihn sein. Seine Gedanken überschlugen sich. Er ahnte, was sie sagen würde und kam ihr zuvor. »Möglicher weise kamen Sperma und Ei weder von meinen Eltern noch von den Pinkers. Ich könnte das Kind von völlig Fremden sein!«
    Sie antwortete nicht, aber ihr ernster Blick verriet ihm, daß er recht hatte.
    Ihm war, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen wie in einem schlechten Traum, in dem er fiel und fiel und fiel. »Es ist schwer, es sich auch nur vorzustellen«, murmelte er. Der Kocher schaltete sich aus. Um etwas mit den Händen zu tun, goß Steve das kochende Wasser in die Teekanne. »Ich habe weder Mom noch Dad je besonders ähnlich gesehen. Sehe ich wie einer der Pinkers aus?«
    »Nein.«
    »Dann waren es höchstwahrscheinlich Fremde.«
    »Steve, nichts davon ändert etwas an der Tatsache, daß Ihre Mom und Ihr Dad Sie lieben und Sie großgezogen haben und vermutlich immer noch ihr Leben für Sie geben würden.«
    Mit zitternder Hand schenkte er Tee in die zwei Tassen. Er reichte Jeannie eine und setzte sich mit der anderen neben sie auf die Couch. »Wie erklärt all das den dritten Zwilling?«
    »Wenn es Zwillinge in der Retorte gab, könnte es genausogut Drillinge gegeben haben. Es ist der gleiche Vorgang: eine der befruchteten Eizellen spaltete sich erneut. Es kommt in der Natur vor, also vermute ich, daß es auch im Labor geschehen kann.«
    Steve war immer noch, als fiele er in bodenlose Tiefen, doch nun erwachte noch ein weiteres Gefühl: Erleichterung. Was Jeannie da sagte, war bizarr, aber es bot zumindest eine rationale Erklärung, wieso er zweier brutaler Verbrechen beschuldigt worden war.
    »Wissen Mom und Dad irgend etwas davon?«
    »Das glaube ich nicht. Ihre Mutter und Charlotte Pinker erzählten mir, daß sie sich zur Hormonbehandlung in die Klinik begaben. In-vitro -Konzeption wurde zu jener Zeit noch nicht praktiziert. Genetico mußte mit dieser Technik allen anderen um Jahre voraus gewesen sein. Und ich glaube, sie probierten sie aus, ohne ihre Patientinnen darüber zu informieren.«
    »Kein Wunder, daß Genetico Angst hat. jetzt verstehe ich, warum Berrington so verzweifelt versucht, Sie zu diffamieren.«
    »Ja, was sie taten, war wirklich alles andere als ethisch! Das läßt eine Belästigung der Privatsphäre unbedeutend erscheinen.«
    »Es entbehrte nicht nur jeglicher Ethik, es könnte Genetico finanziell ruinieren.«
    »Das würde eine Menge erklären!« rief sie aufgeregt. »Aber wie könnte es sie ruinieren?«
    »Es ist ein zivilrechtliches Delikt. Wir haben das im vorletzten Semester behandelt.« Währenddessen dachte er: Wieso rede ich mit ihr über zivilrechtliche Delikte, wenn ich ihr doch so gern sagen würde, wie sehr ich sie liebe. »Wenn Genetico einer Frau Hormonbehandlung anbot und ihr dann absichtlich einen fremden Fötus implantierte, ohne es ihr zu sagen, ist das eine Verletzung durch arglistige Täuschung eines durch konkludentes Handeln begründeten Vertrags.«
    »Aber es liegt so lange zurück? Gibt es da keine gesetzliche Verjährung?«
    »Schon. Aber sie beginnt mit dem Zeitpunkt der Aufdeckung der arglistigen Täuschung.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, wie das die Firma Genetico ruinieren könnte.«
    »Das ist ein Idealfall für verschärften Schadensersatz. Das bedeutet, daß nicht nur das Opfer entschädigt werden muß, sagen wir für das Aufziehen des Kindes eines anderen, sondern, daß

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