Der Dritte Zwilling.
arbeiteten. Sie hatte ihn am Montag kurz befragt, und er hatte sie recht attraktiv gefunden und sich sogar ihren Namen gemerkt: Sergeant Delaware.
Von der Telefonkabine bei McDonald’s an der Ecke hatte er Proust angerufen, und der hatte zugesagt, seinen Freund beim FBI zu fragen, wen die beiden besucht hatten. Berrington konnte sich die Antwort des FBI-Manns vorstellen:
»Sergeant Delaware hat heute mit einem Verdächtigen Kontakt aufgenommen, den wir zur Zeit überwachen. Aus Sicherheitsgründen kann ich Ihnen nicht mehr sagen, doch wäre es sehr hilfreich, wenn Sie uns wissen lassen könnten, was genau sie heute getan und an welchem Fall sie gearbeitet hat.«
Ungefähr eine Stunde später war Jeannie in höchster Eile aus dem Haus gestürmt.
Sie trug einen violetten Sweater und sah darin unwahrscheinlich sexy aus.
Berrington war ihr nicht hinterhergefahren; etwas so Würdeloses zu tun, brachte er trotz all seiner Ängste einfach nicht über sich. Sie war dann aber schon kurz darauf wieder zurückgekehrt, beladen mit zwei braunen Papiertüten von einem Lebensmittelgeschäft. Der nächste Gast war einer der Klone, vermutlich Steve Logan.
Er war nicht lange geblieben. So wie Jeannie angezogen ist, dachte Berrington, hätte ich an seiner Stelle hier übernachtet und wäre auch noch den halben Sonntag dageblieben.
Zum zwanzigstenmal sah er auf die Uhr im Armaturenbrett und be schloß, Jim noch einmal anzurufen. Vielleicht gab es inzwischen schon Neuigkeiten vom FBI.
Berrington stieg aus seinem Wagen und ging zur Straßenecke. Der Geruch von Pommes Frites stieg ihm in die Nase und ließ ihn hungrig werden, aber er mochte keine Hamburger aus Styroporbehältern. Er trank eine Tasse schwarzen Kaffee und ging wieder zur Telefonkabine.
»Sie waren in New York«, sagte Jim.
Das hatte Berrington befürchtet. »Wayne Stattner«, sagte er.
»Genau.«
»Scheiße. Was haben sie getan?«
»Ihn nach seinem Alibi am vergangenen Sonntag befragt und so. Er war bei der Emmy-Verleihung und konnte als Beweis ein Foto aus People vorlegen. Ende der Geschichte.«
»Irgendwelche Hinweise auf Jeannies nächste Schritte?«
»Nein. Und wie sieht’s bei dir aus?«
»Nicht viel los. Ich kann von hier aus ihre Eingangstür sehen. Sie war einkaufen. Dann kam Steve Logan, verschwand aber bald wieder. Seither tut sich nichts. Vielleicht gehen ihnen langsam die Ideen aus.«
»Vielleicht auch nicht. Alles, was wir bisher wissen, ist, daß deine Idee, sie zu feuern, ihr das Maul auch nicht gestopft hat.«
»Schon gut, Jim, streu nur noch Salz in die Wunde. Doch wart mal - sie kommt gerade aus dem Haus!« Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt weiße Jeans und eine königsblaue ärmellose Bluse, die ihre kräftigen Arme zeigte.
»Folge ihr«, sagte Jim.
»Den Teufel werde ich tun! Sie setzt sich gerade in ihren Wagen.«
»Wir müssen wissen, wohin sie fährt, Berry.«
»Ich bin doch kein Bulle, verdammt noch mal!«
Ein kleines Mädchen, das an der Hand seiner Mutter auf die Damentoilette zusteuerte, sagte: »Der Onkel hat aber geflucht, Mami!«
»Psst, Schätzchen!« erwiderte die Mutter.
Berrington senkte die Stimme. »Jetzt fährt sie los.«
»Sieh zu, daß du in deinen verdammten Schlitten kommst!«
»Leck mich am Arsch, Jim.«
»Fahr ihr hinterher!« Jim legte auf.
Berrington hängte ebenfalls ein.
Jeannies roter Mercedes fuhr an ihm vorbei und bog an der Falls Road nach Süden ab.
Berrington rannte zu seinem Wagen.
Kapitel 46
Jeannie musterte Steves Vater eingehend. Charles war dunkelhaarig. Über der
Kieferpartie lag der Schatten eines starken Bartwuchses. Sein Gesicht war ernst, seine Haltung von rigoroser Präzision. Obwohl es Sonntag war und er im Garten ge arbeitet hatte, trug er sorgfältig gebügelte dunkle Hosen und ein kurzärmeliges Hemd mit Kragen. Mit Steve hatte er jedenfalls keine Ähnlichkeit. Das einzige, was Steve von ihm übernommen haben mochte, war eine gewisse Vorliebe für konservative Kleidung. Die meisten Studenten, die Jeannie unterrichtete, trugen zerrissene Jeans und schwarzes Leder. Steve dagegen zog Khakihosen und Hemden mit geknöpftem Kragen vor.
Er war noch nicht zu Hause. Charles hielt es für möglich, daß Steve noch kurz zur Bibliothek des Juristischen Instituts gefahren war, um sich die neueste Literatur über Vergewaltigungsprozesse anzusehen. Steves Mutter hatte sich hingelegt. Charles bereitete frische Limonade zu. Dann gingen er und Jeannie auf die Terrasse, wo mehrere
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