Der Dritte Zwilling.
ausgeben?«
»Das ist doch egal.«
»Nur um dich auf hinterhältige Art und Weise aufs Kreuz zu legen, würde er es nicht tun«, sagte er. »Meine Doppelgänger haben ihre eigenen Methoden, sich aufzugeilen – und diese gehört nicht dazu. Wenn er dich bumsen wollte, würde er dich mit dem Messer bedrohen, dir die Strümpfe zerreißen und das Haus anzünden - oder?«
»Mich hat da wer angerufen«, sagte Jeannie mit zittriger Stimme. »Anonym. Er hat gesagt: ›Der Bursche, mit dem du es in Philadelphia zu tun hattest, sollte dich eigentlich umbringen. Er hat sich hinreißen lassen und hat Scheiße gebaut. Aber er könnte dich wieder besuchen. ‹ Und deshalb mußt du jetzt gehen, auf der Stelle.« Sie hob ihren Sweater auf und streifte ihn sich hastig über. Doch dadurch fühlte sie sich auch nicht sicherer.
Sein Blick verriet Mitgefühl. »Arme Jeannie«, sagte er. »Die Schweine haben dir echt was angetan. Es tut mir wirklich leid.« Er erhob sich und zog sich seine Jeans an.
Sie spürte plötzlich, daß sie sich irrte. Der Klon aus Philadelphia, der Vergewaltiger, hätte sich in dieser Situation niemals wieder angezogen. Er hätte sie aufs Bett geworfen, ihr die Kleider vom Leib geris sen und versucht, sie mit Gewalt zu nehmen. Dieser Mann hier reagierte anders. Das war Steve. Sie spürte einen fast unstillbaren Drang, ihn zu umarmen und mit Haut und Haaren zu lieben. »Steve …«
Er lächelte. »Ja, der bin ich.«
Oder bezweckte er gerade das mit seiner Schauspielerei? Wenn er mein Vertrauen gewonnen hat und wir nackt im Bett liegen, wenn er über mir ist … Wird er sich dann verändern und sein wahres Wesen zeigen, ein Wesen, das danach giert, Frauen in Angst und Panik zu erleben? Jeannie schauderte vor Grauen.
Das alles führte zu nichts. Sie wandte die Augen ab. »Am besten gehst du jetzt«, sagte sie.
»Du könntest mir Fragen stellen«, sagte er.
»Gut. Wo habe ich Steve kennengelernt?«
»Auf dem Tennisplatz.«
Die Antwort stimmte. »Aber an dem Tag waren beide an der JFU, Steve und der Vergewaltiger.«
»Frag mich was anderes!«
»Wie viele Zimtschnecken hat Steve am Freitagmorgen gegessen?« Er grinste.
»Acht, wie ich zu meiner Schande gestehen muß.« Jeannie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Die Wohnung könnte verwanzt sein. Sie haben mein Büro durchsucht und meine E-mail abgerufen. Gut möglich, daß wir sogar jetzt abgehört werden. Das führt zu nichts. So gut kenne ich Steve Logan noch nicht - und was ich weiß, wissen andere vielleicht auch.«
»Da hast du wahrscheinlich nicht unrecht«, sagte er und zog sich das T-Shirt über.
Er setzte sich aufs Bett und schlüpfte in seine Schuhe. Jeannie ging ins Wohnzimmer. Sie wollte nicht im Schlafzimmer stehen und ihm dabei zusehen, wie er sich anzog. Begehe ich nicht einen entsetzlichen Fehler, dachte sie. Oder habe ich noch nie so gescheit reagiert wie jetzt? Sie spürte ein Ziehen in den Lenden; sie empfand es ebenso als Schmerz wie als Verlust. Sie hatte sich so sehr danach gesehnt, mit Steve zu schlafen. Und doch ließ sie der Gedanke, sie könne am Ende mit einem Typ wie Wayne Stattner im Bett gelegen haben, vor Angst zittern.
Vollständig angekleidet betrat er das Wohnzimmer. Sie sah ihm in die Augen und suchte nach irgendeinem Zeichen, das ihre Zweifel beseitigt hätte, konnte aber nichts finden. Ich weiß nicht, wer du bist. Ich weiß es, einfach nicht!
Er konnte ihre Gedanken lesen. »Es hat keinen Sinn, ich weiß. Vertrauen ist Vertrauen - und wenn es weg ist, ist es eben weg.« Einen Augenblick lang zeigte er ihr, wie wütend er war. »Was für ein Frust«, sagte er. »Was für eine Scheiße!«
Sein Zorn verstärkte ihre Angst. Sie war stark, aber er war stärker. Sie wollte, daß er so schnell wie möglich ihre Wohnung verließ.
Er spürte, wie eilig sie es hatte. »Ja, ja, ich gehe schon«, sagte er und wandte sich zur Tür. »Dir ist doch wohl klar, daß er nicht so ein fach gehen würde.« Jeannie nickte. Er sprach aus, was sie dachte: »Aber ehe ich nicht wirklich fort bin, bist du dir nicht hundertprozentig sicher. Und wenn ich fortgehe und gleich wieder zurückkomme, zählt das auch nicht. Damit du mir glaubst, daß ich ich bin, muß ich wirklich gehen.«
»Ja.« Sie war jetzt überzeugt, Steve vor sich zu haben; aber wenn er nicht ging, würden ihre Zweifel sofort zurückkehren.
»Wir brauchen einen Geheimcode, an dem du erkennen kannst, daß ich es bin.«
»Okay.«
»Ich denk’ mir was
Weitere Kostenlose Bücher