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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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aus.«
    »Okay.«
    »Bis dann«, sagte er. »Keine Angst, den Abschiedskuß erspar’ ich dir.«
    Er ging die Treppe hinunter. »Ruf mich an!« rief er noch.
    Jeannie stand wie festgefroren da, bis sie unten die Eingangstür zu schlagen hörte.
    Sie biß sich auf die Lippen. Ihr war regelrecht zum Heulen zumute. Sie ging zur Anrichte in der Küche und goß sich einen großen Becher Kaffee ein. Sie hob ihn an den Mund, doch da glitt er ihr aus den Fingern, fiel zu Boden und zersprang auf den Fliesen. »Mist!« sagte sie.
    Sie fühlte sich plötzlich schwach auf den Beinen und ließ sich auf die Couch fallen. Sie hatte sich in Lebensgefahr gewähnt und wußte jetzt, daß alles nur Einbildung gewesen war. Dennoch war sie zutiefst dankbar, daß es vorüber war.
    Ihr Körper war wie aufgedunsen vor un erfüllter Lust. Sie fühlte zwischen ihre Beine: Ihre Leggings waren feucht. »Bald«, keuchte sie, »bald.« Sie stellte sich vor, wie ihre nächste Begegnung verlaufen würde, wie sie ihn umarmen und küssen und sich bei ihm entschuldigen wollte. Sie stellte sich vor, wie er ihr zärtlich vergab, und dabei berührte sie sich sanft mit den Fingerspitzen. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis ihre Lust sich in wilden Zuckungen entlud.
    Dann schlief sie ein.

Kapitel 45

    Es war die Demütigung, die Berrington zu schaffen machte. Er verpaßte Jeannie Ferrami eine Niederlage nach der anderen, hatte aber niemals ein gutes Gefühl dabei. Sie hatte ihn dazu gezwungen, verstohlen herumzuschleichen wie ein kleiner Dieb. Er hatte einer Zeitung hinterrücks eine Story zugespielt, war in Jeannies Büro eingedrungen und hatte ihre Schreibtischschubladen durch wühlt.
    Und jetzt beobachtete er ihr Haus. Die schiere Angst war es, die ihn dazu trieb.
    Er hatte das Gefühl, seine Welt stürze um ihn herum ein, und war der Verzweiflung nahe.
    Unvorstellbar, was er ein paar Wochen vor seinem sechzigsten Geburtstag plötzlich so alles anstellte! Er hatte seinen Wagen am Straßenrand geparkt und behielt eine fremde Tür im Auge wie ein schmieriger kleiner Privatdetektiv. Was seine Mutter wohl dazu sagen würde? Sie lebte noch - eine schlanke alte Dame von vierundachtzig Jahren, die stets auf gepflegte Kleidung hielt. Sie wohnte in einer Kleinstadt in Maine, schrieb geistreiche Leserbriefe an die Lokalzeitung und hielt entschlossen an ihrem Ehrenamt als leitende Floristin der Episkopalischen Kirche fest. Sie würde sich vor Scham und Entsetzen schütteln, wenn sie erfuhr, wie tief ihr Sohn inzwischen gesunken war.
    Gott bewahre, daß mich irgendein Bekannter hier sieht, dachte er. Sorgfältig achtete er darauf, Vorübergehenden nicht in die Augen zu blicken. Sein Wagen war leider ziemlich auffällig. Er selbst verband mit ihm die Vorstellung von »diskreter Eleganz«, doch in dieser Straße parkten nun einmal nicht viele Lincoln Town Cars. Alternde japanische Kleinwagen und liebevoll gepflegte Pontiac Firebirds waren hier die Lokalfavoriten. Auch Berrington selbst war mit seinem auffallen den silbergrauen Haar kein Mensch, der problemlos mit der Umgebung verschmolz. Zur Tarnung ließ er eine Zeitlang einen Stadtplan vor sich auf dem Steuerrad liegen - doch die Einwohner des Viertels waren sehr freundlich: Schon zwei Menschen hatten ans Wagenfenster geklopft und gefragt, ob sie ihm vielleicht helfen könnten. Am Ende war ihm nichts anderes übrig geblieben, als den Stadtplan wieder beiseite zu legen. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß in diesem billigen Wohnviertel kaum Leute von Rang und Namen wohnen konnten.
    Er hatte nicht die geringste Ahnung, was Jeannie im Schilde führte. Dem FBI war es nicht gelungen, die besagte Liste in ihrer Wohnung zu finden. Berrington mußte vom Schlimmsten ausgehen - nämlich, daß die Liste Jeannie auf die Spur eines weiteren Klons gebracht hatte, und wenn das stimmte, dann war die Katastrophe bereits abzusehen. Ihm selbst, Jim und Preston drohten öffentliche Bloßstellung, Schimpf und Schande – und in letzter Konsequenz der Ruin.
    Der Einfall, er solle Jeannies Haus überwachen, stammte ursprünglich von Jim.
    »Wir müssen wissen, was sie vorhat und wer bei ihr ein und aus geht«, hatte er gesagt, und Berrington hatte wider strebend zugestimmt. Er war schon früh am Morgen auf seinem Posten gewesen, und bis zum Mittag hatte sich nichts getan.
    Dann wurde Jeannie von einer Schwarzen abgesetzt, von der Berrington wußte, daß sie zu den Polizisten gehörte, die an der Aufklärung der Vergewaltigung

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