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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Gegensprechanlage. »Ja, bitte?«
    »Jeannie? Ich bin’s, Steve.«
    Sie drückte auf den elektrischen Türöffner. Einen Augenblick lang stand sie nur da und kam sich regelrecht töricht vor. Ich benehme mich wie ein Teenie, dachte sie. Sie sah, wie Steve die Treppe herauf kam. Er trug ein graues T-Shirt und locker sitzende Blue Jeans. Der Schmerz und die Enttäuschungen der vergangenen vierundzwanzig Stunden hatten Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Jeannie fiel ihm um den Hals. Sein kräftiger Körper wirkte angespannt und gestreßt.
    Sie führte ihn ins Wohnzimmer und stellte die Kaffeemaschine an. Er setzte sich aufs Sofa. Sie fühlte sich ihm sehr nahe. Sie hatten sich auf sehr ungewöhnliche Weise kennengelernt - ohne die üblichen Verabredungen, die gemeinsamen Restaurant- und Kinobesuche. Statt dessen hatten sie Seite an Seite schwere Kämpfe ausgetragen, sich gemeinsam über schier unlösbare Rätsel die Köpfe zerbrochen und waren beide von irgendwelchen Dunkelmännern verfolgt worden.
    Unter solchen Bedingungen wächst eine Freundschaft schnell.
    »Willst du ‘n Kaffee?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich halte lieber Händchen.«
    Jeannie setzte sich neben ihn auf die Couch und ergriff seine Hand. Steve beugte sich zu ihr. Sie hob das Gesicht, und er küßte sie auf die Lippen. Es war ihr erster echter Kuß. Jeannie drückte seine Hand fester und öffnete ihre Lippen. Der Geschmack seines Mundes ließ sie an Holzrauch denken. Ihre Leidenschaft bekam einen leichten Dämpfer, als sie sich fragte, ob sie sich überhaupt die Zähne geputzt hatte, doch dann erinnerte sie sich, ja, sie hatte, und entspannte sich wieder. Steve berührte ihre Brüste durch die weiche Wolle ihres Sweaters; seine großen Hände waren überraschend sanft. Sie revanchierte sich auf die gleiche Art und strich mit den Handflächen über seine Brust.
    Es wurde sehr schnell ernst.
    Er zog sich zurück, um Jeannie anzusehen, starrte ihr ins Gesicht, als wollte er ihre Züge für immer seinem Gedächtnis einbrennen. Mit den Fingerspitzen berührte er ihre Augenbrauen, ihre Wangenknochen, ihre Nasenspitze und ihre Lippen, ganz sanft und vorsichtig, als hätte er Angst, etwas zu zerbrechen.
    Langsam schüttelte er den Kopf, als könne er einfach nicht glauben, was er sah.
    Jeannie erkannte die tiefe Sehnsucht in seinem Blick. Dieser Mann begehrte sie mit seinem ganzen Wesen. Es erregte sie. Ihre Leidenschaft loderte auf wie ein plötzlicher Wind aus dem Süden, heiß und stürmisch. Sie spürte ein Gefühl in ihren Lenden, das wie ein Dahinschmelzen war. So hatte sie seit anderthalb Jahren nicht mehr empfunden. Sie wollte alles auf einmal - seinen Körper auf dem ihren, seine Zunge in ihrem Mund und seine Hände möglichst überall.
    Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, zog ihn an sich und küßte Steve wieder, diesmal mit weit geöffneten Lippen. Dann lehnte sie sich weit zurück, bis er fast über ihr lag und ihr mit seinem Gewicht den Atem nahm. Schießlich schob sie ihn von sich und brachte keuchend nur ein Wort hervor: »Schlafzimmer.«
    Sie befreite sich aus seiner Umarmung. Vor ihm betrat sie ihr Schlafzimmer, zog den Sweater über den Kopf und warf ihn auf den Boden. Steve folgte ihr und stieß mit der Hacke die Schlafzimmertür zu. Als er sah, daß Jeannie sich auszog, streifte er sich mit einer raschen Bewegung das T-Shirt ab.
    Das tun sie alle, dachte Jeannie. Alle stoßen sie mit der Hacke die Tür zu.
    Er zog seine Schuhe aus, schnallte den Gürtel auf und ließ die Blue Jeans fallen.
    Sein Körper war makellos - breite Schultern, ein muskulöser Brustkorb, schmale Hüften in weißen Jockey-Shorts.
    Aber welcher von ihnen ist er?
    Er kam auf sie zu. Jeannie wich zwei Schritte zurück.
    Der Mann am Telefon hat gesagt: »Er könnte dich wieder besuchen.«
    Er runzelte die Stirn. »Was ist denn?«
    Sie hatte auf einmal Angst. »Ich kann es nicht«, sagte sie.
    Er holte tief Luft und stieß sie hörbar aus. »Wow!« sagte er und wandte den Blick ab. »Wow!«
    Sie verschränkte die Arme über dem Busen. »Ich weiß nicht, wer du bist.«
    Jetzt dämmerte ihm, was los war. »O mein Gott!« Er setzte sich mit dem Rücken zu ihr aufs Bett und ließ enttäuscht die mächtigen Schultern sinken. Aber selbst das konnte geschauspielert sein. »Du glaubst, ich wäre der Typ, der dir da in Philadelphia begegnet ist.«
    »Damals hab’ ich auch erst gedacht, du wärest es. Steve, meine ich.«
    »Aber warum sollte er sich für mich

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