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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Schulter. Sie rannte hinter ihm her. Ihr Gesicht war puterrot, und sie keuchte heftig.
    »Scheiße«, murmelte er, rannte um die nächste Ecke, erreichte eine Treppe und lief die Stufen hinab in die darunterliegende Etage. Er besaß jetzt die Namen, die ihn vom Vorwurf der Vergewaltigung reinwaschen konnten. Niemand wird mich daran hindern, mit dieser Information das Gebäude zu verlassen, dachte er - nicht einmal die U.S. Army.
    Um hinauszukommen, mußte er den äußeren Ring erreichen, Ring E. Im Eilschritt durchquerte er einen der speichenartig verlaufenden Korridore und kam an Ring C vorbei. Ein Elektrokarren mit Reinigungsutensilien kam ihm entgegen.
    Auf halbem Weg zu Ring D hörte er wieder die Stimme von Lieutenant Gambol.
    »Mr. Logan!« Sie war ihm noch immer auf den Fersen. Jetzt schrie sie durch den langen, breiten Korridor: »Der General möchte mit Ihnen reden!« Ein Mann in Air-Force-Uniform spähte neugierig aus einer Bürotür. Glücklicherweise waren am Samstagabend nur wenige Menschen unterwegs. Steve erreichte eine weitere Treppe; diesmal lief er sie hinauf, in der Hoffnung, die dicke Soldatin auf diese Weise leichter abhängen zu können.
    In der nächsten Etage rannte er wieder den Korridor entlang, der zu Ring D führte. Er folgte dem Ring um zwei Ecken und ging die nächste Treppe wieder hinunter. Von Lieutenant Gambol war weit und breit nichts mehr zu sehen. Ich hab’ sie abgeschüttelt, dachte er erleichtert.
    Er war ziemlich sicher, daß er sich jetzt auf der Eingangsetage befand. Er folgte Ring D im Uhrzeigersinn bis zum nächsten Korridor. Die Umgebung kam ihm bekannt vor: Ja, auf diesem Weg war er auch hereingekommen. Vor ihm lag der letzte Kontrollpunkt. Er hatte es fast geschafft.
    Da sah er Lieutenant Gambol.
    Sie stand neben dem Wachposten am Kontrollpunkt, atemlos und mit noch immer rot angelaufenem Gesicht.
    Steve fluchte. Also hatte er sie doch nicht abgeschüttelt. Sie hatte den Ausgang auf kürzerem Wege vor ihm erreicht.
    Er entschloß sich, aufs Ganze zu gehen.
    Am Kontrollpunkt nahm er seinen Besucherausweis ab.
    »Den können Sie dranlassen«, sagte Lieutenant Gambol. »Der General möchte gerne mit Ihnen sprechen.«
    Steve legte den Ausweis auf den Schalter. Er verbarg seine Angst hinter selbstbewußtem Gehabe und sagte: »Ich fürchte, dazu habe ich jetzt keine Zeit mehr. Auf Wiedersehen, Lieutenant - und vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Ich muß darauf bestehen«, sagte Caroline Gambol.
    Steve spielte den Ungeduldigen. »Das können Sie gar nicht«, sagte er. »Ich bin Zivilist. Sie können mir keine Befehle erteilen. Ich habe nichts verbrochen, also können Sie mich nicht festnehmen. Außer dem führe ich, wie Sie sehen, keinerlei Gegenstände aus militärischem Besitz bei mir.« Er hoffte, daß die Diskette in seiner Gesäßtasche unsichtbar war. »Jeder Versuch Ihrerseits, mich hier festzuhalten, wäre illegal.«
    Sie wandte sich an den Wachposten, einen etwa dreißigjährigen Mann, der neun oder zehn Zentimeter kleiner war als Steve. »Lassen Sie ihn nicht gehen!« sagte sie.
    Steve lächelte den Wachposten an. »Wenn Sie mich anrühren, ist das Körperverletzung, Kamerad. Es wäre mein Recht, Sie niederzuschlagen – und ich würde nicht zögern, es auch zu tun, das können Sie mir glauben.«
    Lieutenant Gambol blickte in die Runde und suchte nach Verstärkung, doch außer zwei Männern vom Reinigungspersonal und einem Elektriker, der an der Beleuchtung arbeitete, war kein Mensch in Sicht.
    Steve setzte sich in Bewegung und ging auf den Ausgang zu.
    »Halten Sie ihn fest!« schrie Lieutenant Gambol.
    Steve hörte hinter sich den Wachposten rufen: »Stehenbleiben oder ich schieße!«
    Er drehte sich um. Der Posten hatte eine Pistole gezogen und zielte auf ihn.
    Die Männer von der Putzkolonne und der Elektriker blickten auf und erstarrten.
    Die Hände des Postens zitterten.
    Steve sah die Pistole, die auf ihn gerichtet war, und spürte, wie sich seine Muskeln verkrampften. Er riß sich zusammen und überwand die Lähmung. Kein Wachposten des Pentagons würde einen unbewaffneten Zivilisten niederschießen, dessen war er sich sicher. »Sie werden mich nicht erschießen«, sagte er. »Das wäre Mord.«
    Steve drehte sich um und ging wieder auf den Ausgang zu.
    Es war der längste Gang seines Lebens. Nur drei, vier Meter waren es bis zur Tür, doch Steve hatte das Gefühl, es dauerte Jahre. In seiner Angst war ihm, als stünde die Haut auf seinem Rücken in

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