Der Dritte Zwilling.
hervor. »Was haben die sich eigentlich dabei gedacht?«
»Ich frage mich, wie das Programm sie herausgefiltert hat«, sagte Steve und warf einen Blick auf die letzte Seite des Ausdrucks. Ganz unten stand: »Gleiches charakteristisches Elektrokardiogramm.«
»Ja, das stimmt, ich erinnere mich«, sagte Dad. »Als du eine Woche alt warst, hat man ein EKG von dir gemacht. Warum, habe ich nie erfahren.«
»Es wurde bei allen gemacht. Und eineiige Zwillinge haben ähnliche Herzen.«
»Ich kann es noch immer nicht glauben«, sagte Dad. »Dann gibt es also noch sieben andere Jungen auf dieser Welt, die genauso aussehen wie du.«
»Sieh dir die Adressen an: ausnahmslos Stützpunkte der Armee.«
»In den meisten Fällen dürfte die Adresse längst nicht mehr stimmen. Liefert das Programm keine weiteren Informationen?«
»Nein. Deshalb verletzt es auch nicht die Privatsphäre der Betroffenen.«
»Und wie findet Jeannie ihre Leute dann?«
»Das habe ich sie gefragt. An der Uni gibt es sämtliche Telefonbücher auf CD-ROM. Wenn sie damit nicht weiterkommen, probieren sie es über die Führerscheinregistratur, Kreditinformationsdienste und andere Quellen.«
»Zum Teufel mit der Privatsphäre!« sagte Dad. »Ich ziehe uns die gesammelten Krankengeschichten dieser Leute raus. Vielleicht finden wir da noch irgendwelche Hinweise.«
»Ich könnte eine Tasse Kaffee vertragen«, sagte Steve. »Gibt es hier irgendwo welchen?«
»Im Datenzentrum sind keine Getränke erlaubt. Verschüttete Flüssigkeiten können Computer ruinieren. Aber draußen vor der Tür, gleich um die Ecke, ist ein kleiner Aufenthaltsraum mit Getränkeautomaten.«
»Bin gleich wieder da.« Steve verließ das Datenzentrum und nickte der Wache an der Tür zu. In dem kleinen Erfrischungsraum standen ein paar Tische und Stühle; außerdem gab es verschiedene Automaten für Softdrinks, Kaffee und Süßigkeiten. Steve aß zwei Snickers-Riegel und trank eine Tasse Kaffee. Dann stand er auf, um wieder ins Datenzentrum zu gehen.
Vor den Glastüren blieb er abrupt stehen. Mehrere Personen, die er zuvor nicht gesehen hatte, befanden sich im Raum, darunter ein General und zwei bewaffnete Militärpolizisten. Der General stritt mit Dad, und der Colonel mit dem Menjoubärtchen schien ebenfalls zu reden. Ihre Körpersprache machte Steve mißtrauisch. Was da vor sich ging, war bestimmt nichts Gutes. Er betrat den Raum, blieb aber unweit des Eingangs stehen. Sein Gefühl sagte ihm, daß es jetzt am besten war, sich möglichst unauffällig zu verhalten.
»Ich habe meine Befehle, Colonel Logan«, hörte er den General sagen. »Und Sie stehen unter Arrest.«
Ein kalter Schauer durchfuhr Steve.
Wie hatte das geschehen können? Daß sie Dad dabei ertappt hatten, wie er die medizinischen Unterlagen fremder Menschen durch stöberte, war schlimm genug - aber ein Delikt, das eine Festnahme zur Folge haben würde, war es wohl nicht.
Da steckte mehr dahinter. Genetico mußte seine Finger im Spiel haben.
Was soll ich tun?
»Dazu haben Sie nicht das Recht!« sagte Dad wütend.
Der General brüllte ihn an: »Erzählen Sie mir nichts über meine Rechte , Colonel!«
Steve sah keine Veranlassung, sich in die Auseinandersetzung ein zumischen. In seiner Hosentasche steckte die Diskette mit der Namensliste. Dad war in Schwierigkeiten, konnte aber auf sich selbst aufpassen. Für ihn, Steve, war es jetzt das beste, sich mitsamt den Informationen aus dem Staub zu machen.
Er drehte sich um und entfernte sich durch die Glastür.
Er ging schnell und gab sich den Anschein eines Menschen, der genau weiß, wohin er will. Er kam sich vor wie auf der Flucht. Ange strengt versuchte er, sich daran zu erinnern, auf welchem Wege er durch das Gewirr der Korridore bis hierher vorgedrungen war. Er ging um mehrere Ecken und durchschritt einen Kontrollpunkt.
»Augenblick, Sir!« sagte der Wachposten.
Steve drehte sich um. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. »Ja?« Er spielte den vielbeschäftigten Mann, der es eilig hat.
»Ich muß Sie im Computer auschecken. Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?«
»Selbstverständlich.« Steve reichte ihm seinen Paß.
Der Posten überprüfte das Foto und gab den Namen ein. Dann sagte er »Danke, Sir«, und gab Steve den Paß zurück.
Steve setzte seinen Weg fort. Nur noch eine Kontrolle, dann bin ich draußen, dachte er.
Hinter sich hörte er die Stimme von Caroline Gambol. »Mr. Logan!« rief sie.
»Einen Augenblick, bitte!«
Er warf einen Blick über seine
Weitere Kostenlose Bücher