Der Dritte Zwilling.
Sie.«
»Ich glaube, es kommt gar nicht so sehr darauf an, ob Eltern streng oder freizügig sind. Hauptsache, sie sind konsequent. Kinder und Her anwachsende können mehr oder weniger mit allen Normen leben - Hauptsache, sie wissen, woran sie sind. Was sie durcheinanderbringt, ist willkürliche Tyrannei.«
»Warum sind Steve und Fanny auseinandergegangen?«
»Er hatte ein Problem … Aber das sollte er Ihnen wahrscheinlich besser selbst erzählen.«
»Meinen Sie die Schlägerei mit Tip Hendricks?«
Lorraine zog die Augenbrauen hoch. »Er hat Ihnen davon erzählt? Mein Gott, dann vertraut er Ihnen ja wirklich voll und ganz!«
Draußen fuhr ein Wagen vor. Lorraine stand auf und warf einen Blick um die Hausecke. »Es ist Steve. Er kommt in einem Taxi«, sagte sie verwundert.
Jeannie erhob sich. »Wie sieht er aus?«
Ehe Lorraine antworten konnte, stand Steve auch schon auf der Terrasse. »Wo ist dein Vater?« wollte Lorraine wissen.
»Man hat ihn festgenommen.«
»O Gott!« sagte Jeannie. »Warum denn das?«
»Ich weiß es nicht genau. Wahrscheinlich sind uns die Genetico-Leute auf die Schliche gekommen und haben ihre Beziehungen spielen lassen. Sie haben ihn von zwei Militärpolizisten verhaften lassen - aber ich bin ihnen entwischt.«
Lorraine war mißtrauisch. »Stevie«, sagte sie, »verheimlichst du mir etwas?«
»Ein Wachposten hat zwei Schüsse auf mich abgefeuert.«
Seine Mutter stieß einen leisen Schrei aus.
»Ich denke, er hat absichtlich zu hoch gezielt. Auf jeden Fall geht’s mir blendend.«
Jeannies Mund war plötzlich ganz trocken. Die Vorstellung, daß man auf Steve geschossen hatte, entsetzte sie.
»Die Suche war immerhin erfolgreich.« Steve zog die Diskette aus seiner Gesäßtasche. »Hier ist die Liste. Und stell dir vor, wie sie aus sieht.«
Jeannie schluckte heftig. »Na, sag schon!«
»Es gibt keine vier Klone.«
»Wie das?«
»Es sind acht.«
Jeannies Unterkiefer klappte herunter. »Acht?«
»Wir haben acht identische Elektrokardiogramme gefunden.«
Genetico hatte den Keimling siebenmal geklont und acht verschiedenen Frauen ohne deren Wissen die Kinder von Fremden eingepflanzt. Was für eine unglaubliche Anmaßung!
Und Jeannies Verdacht hatte sich bestätigt. Das also war es, was Berrington mit allen Mitteln verheimlichen wollte! Wenn diese Nachricht an die Öffentlichkeit gelangte, lag der Schwarze Peter bei Genetico - und sie selbst war rehabilitiert.
Und Steve von der schlimmen Anklage befreit.
»Du hast es geschafft!« rief sie und fiel ihm um den Hals. Doch die Sache hatte einen Haken: »Aber wer von diesen acht hat Lisa vergewaltigt?«
»Das müssen wir noch herausfinden«, sagte Steve. »Und leicht sein wird es nicht. Wir haben nur die Adressen der Eltern zum Zeitpunkt der Geburt. Die stimmen garantiert nicht mehr.«
»Wir können versuchen, sie ausfindig zu machen. Das ist Lisas Spezialität.«
Jeannie straffte sich. »Ich fahre jetzt besser nach Baltimore zurück. Diese Suche wird fast die ganze Nacht dauern.«
»Ich begleite dich.«
»Und was ist mit deinem Vater? Du mußt ihn aus den Fängen der Militärpolizei befreien.«
»Ja, du wirst hier gebraucht, Steve«, sagte Lorraine. »Ich werde gleich deinen Anwalt anrufen - ich habe seine Privatnummer. Du mußt ihm erzählen, was vorgefallen ist.«
»Na gut.« Zögernd lenkte er ein.
»Bevor ich fahre, müßte ich Lisa noch schnell Bescheid sagen, da mit sie vorbereitet ist«, sagte Jeannie. Das Handy lag auf noch auf dem Tischchen auf der Terrasse. »Darf ich?«
»Natürlich.«
Sie wählte Lisas Nummer. Viermal ertönte das Rufzeichen, dann schaltete sich nach der typischen Verzögerung ein Anrufbeantworter ein. »Verdammt!« sagte Jeannie, hörte sich Lisas Durchsage an und sprach eine Nachricht auf Band:
»Lisa, bitte ruf mich an. Ich bin zur Zeit noch in Washington und fahre gleich los, so daß ich gegen zehn zu Hause sein werde. Ich habe sehr wichtige Neuigkeiten.«
Sie legte auf.
»Ich bringe dich zum Wagen«, sagte Steve.
Jeannie verabschiedete sich von Lorraine, die sie herzlich um armte. Draußen gab Steve ihr die Diskette. »Paß gut darauf auf«, sagte er. »Wir haben keine Kopie, und eine zweite Chance bekommen wir nicht.«
Jeannie steckte die Diskette in ihre Handtasche. »Keine Sorge. Es geht ja auch um meine Zukunft.« Sie küßte ihn heftig.
»Junge, Junge«, sagte Steve, als er wieder zu Atem kam. »Können wir das fortsetzen - und zwar möglichst bald?«
»Ja. Aber paß gut auf
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