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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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seit seiner Ankunft eher zurückhaltend gewesen. Jetzt wußte sie, warum. »Ich weiß schon, was du sagen willst. Die ganze Woche über hab’ ich dich auf Distanz gehalten - und jetzt kommst du dir vor, als wollte ich dich zum Abendbrot vernaschen, stimmt’s?«
    »Ja, irgendwie schon.«
    »So bin ich halt. Wenn ich mich mal für einen Typ entschieden hab’, dann richtig.« Jeannie federte vom Sofa hoch. »Okay, ich trete den Rückzug an.« Sie ging in die Küchenecke und nahm die Bratpfanne aus der Spüle; es war eine alte, gußeiserne Pfanne, die so schwer war, daß Jeannie beide Hände brauchte, um sie anzuheben. »Ich hab’ schon gestern was zu essen für dich besorgt. Hast du Hunger?« Die Pfanne war noch fettig; Jeannie wischte sie mit einem Papierküchen tuch aus. »Wie war’s mit ein paar Eiern?«
    »Nein, danke, lieber nicht. Du warst also eine echte Punkerin?«
    Sie stellte die Pfanne ab. »Ja, eine Zeitlang schon. Zerfetzte Klamotten, grüne Haare.«
    »Drogen?«
    »In der Schule hab’ ich Speed genommen - wenn ich das Geld dazu hatte.«
    »Welche Körperteile hast du piercen lassen?«
    Jeannie mußte unwillkürlich an das Poster denken, das in Harvey Jones’ Wohnung an der Wand hing - die rasierte Frau mit dem Ring durch die Schamlippen. Sie schauderte.
    »Nur meine Nase«, sagte sie. »Mit fünfzehn fing ich mit dem Tennis an. Da war der Punk passe.«
    »Ich kannte mal ‘n Mädchen, das hatte sich ‘n Ring durch die Brustwarze gezogen.«
    Jeannie war eifersüchtig. »Hast du mit ihr geschlafen?«
    »Natürlich.«
    »Schwein.«
    »Hast du mich etwa für ‘ne Jungfrau gehalten?«
    »Sag jetzt bloß nicht, daß ich vernünftig sein soll!«
    Abwehrend hob er die Hände. »Okay, okay …«
    »Du hast mir noch immer nicht erzählt, was mit deinem Dad ist. Hat man ihn endlich freigelassen?«
    »Am besten rufe ich mal zu Hause an und erkundige mich nach dem letzten Stand der Dinge.«
    Wenn sie mitbekam, daß er eine siebenstellige Nummer wählte, würde sie wissen, daß er ein Ortsgespräch führte. Sein Vater hatte jedoch er wähnt, daß Steven Logan in Washington, D. C., lebte. Während er mit dem Zeigefinger der einen Hand die Gabel herunterdrückte, tippte er mit dem anderen auf drei beliebige Zahlentasten als fiktive Vorwahlnummern. Erst danach gab er die Gabel frei und wählte die Privatnummer seines Vaters.
    Dad meldete sich, und Harvey sagte: »Hallo, Mom.« Er umklammerte den Hörer und dachte, hoffentlich sagt er jetzt nicht: »Wie bitte? Ich glaube, Sie haben sich verwählt.«
    Doch sein Vater war sofort im Bilde. »Du bist bei Jeannie?«
    Nicht schlecht, Dad. »Ja. Ich rufe an, weil ich wissen wollte, ob Dad noch im Gefängnis ist.«
    »Colonel Logan ist nach wie vor unter Arrest, aber nicht im Gefängnis. Die Militärpolizei hat ihn sich geschnappt.«
    »Schade. Ich dachte, Sie hätten ihn inzwischen freigelassen.«
    Zögernd fragte Dad: »Kannst du mir etwas … sagen?«
    Harvey war ständig versucht, sich nach Jeannie umzusehen, um festzustellen, ob sie ihm die Maskerade abnahm. Aber er wußte, daß ein solcher Blick sein schlechtes Gewissen verraten könnte, und zwang sich daher, stur die Wand anzustarren. »Jeannie hat wahre Wunder vollbracht, Mom. Sie hat den Mann gefunden, der Lisa Hoxton vergewaltigt hat - den richtigen!« Er bemühte sich um einen freudig erregten Ton in seiner Stimme. »Er heißt Harvey Jones. Wir warten nur noch auf den Rückruf von der Polizei, damit sie die Nachricht endlich durchgeben kann.«
    »O Gott, das ist ja furchtbar!«
    »Toll, was, nicht wahr?« Spar dir diesen verdammt ironischen Ton, du Idiot!
    »Wenigstens sind wir vorgewarnt. Kannst du verhindern, daß sie mit der Polizei spricht?«
    »Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
    »Und was ist mit Genetico? Hat sie vor, mit dem, was sie über uns herausgefunden hat, an die Öffentlichkeit zu gehen?«
    »Das weiß ich momentan noch nicht.« Jetzt hör endlich auf zu quasseln, sonst verrat’ ich mich doch noch bei einer Antwort.
    »Sieh zu, daß du das noch rauskriegst. Das ist auch sehr wichtig.«
    Gut, gut, jetzt langt’s! »Okay, Mom. Hoffentlich lassen sie Dad bald frei. Ruf mich hier an, wenn du irgendwas Neues erfährst.«
    »Ist das sicher?«
    »Du brauchst bloß Steve zu verlangen.« Er lachte, als hätte er einen Witz erzählt.
    »Jeannie würde wahrscheinlich meine Stimme erkennen. Aber ich könnte Preston anrufen lassen.«
    »Tu das.«
    »Okay.«
    »Tschüs.« Harvey legte auf.
    »Ich

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