Der Dritte Zwilling.
glaub’, ich sollte noch mal bei der Polizei anrufen«, sagte Jeannie. »Die haben offenbar immer noch nicht begriffen, wie drin gend es ist.« Sie griff zum Telefon.
Plötzlich war ihm klar, daß ihm nichts anderes übrigbleiben würde, als sie zu töten.
»Küß mich erst noch einmal«, sagte er.
Mit dem Rücken noch an die Anrichte gelehnt, glitt sie in seine Arme und öffnete kußbereit den Mund. Er streichelte ihre Flanke. »Hübscher Pulli«, murmelte er und umfaßte mit seiner großen Hand ihre Brust.
Die Brustwarze versteifte sich unter der Berührung, aber irgendwie war es doch nicht so schön, wie Jeannie es sich vorgestellt hatte. Sie versuchte, sich zu entspannen und den Augenblick zu genießen, auf den sie so lange gewartet hatte.
Seine Hände fuhren unter den Pulli und umspannten beide Brüste.
Jeannie beugte sich leicht zurück. Sie war ein wenig verlegen, weil sie fürchtete, er könnte enttäuscht sein. Es war immer das gleiche: Alle Männer, mit denen sie bisher geschlafen hatte, waren hingerissen gewesen von ihren Brüsten - sie selbst aber hatte nach wie vor das Gefühl, sie wären zu klein. Genau wie bei den anderen Männern war auch bei Steve kein Zeichen von Unzufriedenheit zu erkennen. Er schob ihren Pulli hoch, beugte sich vor und begann, an den Brustwarzen zu saugen.
Sie blickte auf ihn hinunter. Beim ersten Jungen, der dies bei ihr getan hatte, war es ihr absurd vorgekommen, wie ein Rückfall in die frühe Kindheit. Doch schon bald hatte sie Gefallen daran gefunden, ja es hatte ihr sogar Spaß gemacht, das gleiche bei einem Mann zu tun. Nur - in diesem Moment stimmte irgendetwas nicht. Ihr Körper reagierte zwar, doch im Hinterkopf regte sich leiser Zweifel, so daß sie sich einfach nicht auf die Lust konzentrieren konnte. Sie ärgerte sich über sich selbst. Schon gestern hab’ ich mit meinem Verfolgungswahn alles verdorben. Das mache ich heute bestimmt nicht noch einmal …
Er spürte ihr Unbehagen und richtete sich auf. »Du bist nicht richtig aufgelegt«, sagte er. »Komm, wir setzen uns auf die Couch.« Ihre Zustimmung voraussetzend, ließ er sich nieder. Jeannie folgte ihm. Er glättete seine Augenbrauen mit der Spitze seines Zeigefingers und griff nach ihr.
Sie zuckte zurück.
»Was ist denn?« fragte er.
Nein. Das darf doch nicht wahr sein!
»Du … du hast … diese Bewegung. Über die Augenbrauen …«
»Was meinst du?«
Sie sprang vom Sofa. »Du mieser, widerlicher Typ!« schrie sie. »Untersteh dich …«
»Was geht hier eigentlich vor?« fragte er, aber es klang nicht mehr sehr überzeugend. Jeannie erkannte an seiner Miene, daß er ganz genau wußte, was geschehen war.
»Raus aus meiner Wohnung!« schrie sie.
Er ließ die Maske fallen. »Wie hast du das gemerkt?«
»Du bist mit der Fingerspitze über die Augenbrauen gefahren - genau wie Berrington.«
»Na und?« fragte er und erhob sich. »Wenn wir uns schon so ähnlich sehen, dann kannst du dir ja einbilden, daß ich Steve bin.«
»Raus hier, du Scheißkerl!«
Er fuhr sich über seine Hose, unter der sich seine Erektion abzeich nete.
»Nachdem wir schon so weit waren, gehe ich nicht mit heißen Eiern.«
Herr im Himmel, jetzt sitze ich in der Tinte. Der Kerl ist eine Bestie. »Rühr mich ja nicht an!«
Lächelnd kam er auf sie zu. »Ich werde dir jetzt diese engen Jeans ausziehen und mal gucken, wie’s drunter aussieht.«
Jeannie erinnerte sich an Mishs Äußerung, nach der Vergewaltiger sich an der Angst ihrer Opfer weiden. »Ich fürchte mich nicht vor dir«, sagte sie und bemühte sich um einen ruhigen Ton. »Aber wenn du mich anfaßt, bringe ich dich um, darauf kannst du Gift nehmen.«
Er reagierte erschreckend schnell. Blitzartig packte er sie, hob sie hoch und warf sie zu Boden.
Das Telefon klingelte.
»Hilfe!« schrie Jeannie. »Hilfe, Mr. Oliver! Hilfe!«
Harvey schnappte sich das Geschirrtuch, das auf der Anrichte lag, und stopfte es ihr brutal in den Mund. Ihre Lippe platzte auf. Jeannie würgte und begann zu husten. Er umklammerte ihre Handgelenke, so daß sie sich den Knebel nicht aus dem Mund reißen konnte. Sie versuchte, ihn mit der Zunge auszustoßen, schaffte es aber nicht; er war einfach zu groß. Ob Mr. Oliver ihre Hilferufe gehört hatte?
Er war ein alter Mann und hatte den Fernsehapparat sehr laut gestellt.
Noch immer klingelte das Telefon.
Harvey packte sie am Hosenbund. Sie entwand sich ihm. Er versetzte ihr einen furchtbaren Schlag ins Gesicht, so daß sie Sterne sah.
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