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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ich dich liebe - egal, was du tust -, genau wie jeder andere Vater auch.«
    Harvey hatte sich noch nicht beruhigt. »Und warum erzählst du mir das alles ausgerechnet jetzt?«
    »Steve Logan, einer deiner Doppelgänger, war Versuchsperson in meinem Institut. Ich bekam einen furchtbaren Schreck, als ich ihn plötzlich vor mir sah, das kannst du dir sicher vorstellen. Dann wurde er von der Polizei wegen der Vergewaltigung von Lisa Hoxton festgenommen. Eine Professorin, Jeannie Ferrami, wurde jedoch mißtrauisch. Der langen Rede kurzer Sinn: Sie ist dir auf die Schliche gekommen und möchte Steve Logans Unschuld beweisen. Außerdem will sie vermutlich die ganze Geschichte mit den Klonen aufdecken und mich ruinieren.«
    »Das ist die Frau, die ich in Philadelphia kennengelernt habe.«
    Berrington war wie vor den Kopf geschlagen. »Du kennst sie?« stieß er hervor.
    »Onkel Jim rief mich an und sagte mir, ich solle ihr einen Schrecken einjagen.«
    Berrington kochte vor Wut. »Dieser Scheißkerl! Ich reiß’ ihm den Kopf ab!«
    »Immer mit der Ruhe, Daddy. Es ist nichts passiert. Ich hab’ mit ihr ‘nen kleinen Ausflug in ihrem Wagen unternommen. Auf ihre Art ist sie ganz schön clever.«
    Mühsam bezähmte Berrington seinen Zorn. »Dein Onkel Jim hat dir gegenüber schon immer eine höchst unverantwortliche Haltung an den Tag gelegt. Er mag deine Unbeherrschtheit - wahrscheinlich, weil er selbst so ein verklemmtes Arschloch ist.«
    »Ich mag ihn.«
    »Ein Wort noch zu dem, was jetzt getan werden muß. Wir müssen unbedingt wissen, welche Absichten Jeannie Ferrami verfolgt, vor allem während der nächsten vierundzwanzig Stunden. Du mußt wissen, ob sie über irgendwelche Beweise verfügt, die dich mit Lisa Hoxton verbinden. Wir haben aber keine Möglichkeit, an sie heranzukommen - es sei denn …«
    Harvey nickte. »Ihr wollt, daß ich mich als Steve Logan ausgebe und sie aushorche.«
    »So ist es.«
    Er grinste. »Klingt ganz lustig.«
    Berrington stöhnte. »Mach ja keinen Unfug, bitte. Rede mit ihr, sonst nichts.«
    »Soll ich gleich losgehen?«
    »Ja, bitte. Es ist mir sehr unangenehm, dich um diesen Gefallen zu bitten, aber es geht genauso um dich wie um mich.«
    »Reg dich ab, Dad - was kann denn schon passieren?«
    »Ja, vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken. Es ist ja eigentlich ziemlich harmlos, ein Mädchen in seiner Wohnung zu besuchen.«
    »Und was ist, wenn der echte Steve auch da ist?«
    »Überprüfe die Fahrzeuge in ihrer Straße. Er fährt so einen Datsun wie du - das war ein anderer Grund dafür, daß die Polizei in ihm den Täter sah.«
    »Im Ernst?«
    »Ihr seid wie eineiige Zwillinge. Euer Geschmack ist identisch. Wenn der Wagen vor der Tür steht, bleib draußen und ruf mich an. Wir werden uns dann überlegen, wie wir ihn aus der Wohnung locken können.«
    »Und wenn er zu Fuß gegangen ist?«
    »Er lebt in Washington.«
    »Okay.« Harvey erhob sich. »Die Adresse?«
    »Sie wohnt in Hampden.« Berrington kritzelte die Anschrift auf ein Kärtchen und reichte es ihm. »Aber sei vorsichtig, ja?«
    »Ja, klar. Dann bis spöter, Schwerenöter …«
    Berrington zwang sich zu einem Lächeln. »In ‘ner Stunde, Rosamunde.«

Kapitel 55

    Harvey fuhr die Straße, in der Jeannie wohnte, langsam auf und ab und hielt Ausschau nach einem Wagen, der dem seinen ähnelte. Alte Autos gab es eine ganze Menge, aber einen hellen, rostigen Datsun konnte er nirgends entdecken.
    Demnach war mit Steve Logan nicht zu rechnen.
    Er fand eine Parklücke in der Nähe des Hauses, stellte den Motor ab und dachte nach. Er wußte, daß jetzt seine volle Geistesgegenwart gefordert war. Ein Glück, dachte er, daß ich das Bier nicht getrunken habe.
    Harvey wußte, daß Jeannie ihn für Steve halten würde - schließlich war sie ihm ja schon in Philadelphia auf den Leim gegangen. Äußerlich sahen sie völlig gleich aus. Die Unterhaltung mit ihr würde schwieriger werden. Es war zu erwarten, daß Jeannie die verschiedensten Dinge ansprach, von denen er keine Ahnung hatte. Er mußte Antworten finden, die seine Unwissenheit kaschierten, und Jeannie so lange in Sicherheit wiegen, bis er wußte, welche Beweise sie gegen ihn in der Hand hatte und was sie mit ihren Informationen anzufangen gedachte. Die Gefahr, einen Fehler zu machen und sich zu verraten, war sehr groß.
    Doch selbst die alles andere als ermutigende Aufgabe, Steve Logan zu imitieren, konnte die fiebernde Erwartung nicht verdrängen, die sich mit dem bevorstehenden

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