Der Dritte Zwilling.
Wiedersehen verband. Was er mit Jean nie im Auto getrieben hatte, war die aufregendste sexuelle Erfahrung seines ganzen Lebens gewesen - noch toller als der Überfall auf die in Panik geratenen Mädchen im Umkleideraum. Jedesmal wenn er daran dachte, wie er ihr in dem quer über den Highway schlingernden Fahr zeug die Kleider zerrissen hatte, war er sofort erregt.
Er wußte, daß er eine Aufgabe zu erfüllen hatte und sich darauf konzentrieren mußte. Er durfte sich nicht das von Angst und Entsetzen verzerrte Gesicht Jeannies, nicht ihre kräftigen, sich hin und her windenden Beine vorstellen … Er brauchte Informationen von ihr, und wenn er die hatte, mußte er so schnell wie möglich verschwinden. Doch an die Gebote der Vernunft hatte er sich sein Leben lang nicht gehalten.
Kaum war Jeannie zu Hause, rief sie die Polizei an. Sie wußte, daß Mish dienstfrei hatte, hinterließ aber die Bitte um einen Rückruf; es sei sehr dringend.
»Haben Sie heute früh nicht schon einmal eine dringende Nachricht für sie gehabt?« wurde sie gefragt.
»Ja, aber diesmal geht es um etwas anderes, genauso Wichtiges.«
»Ich tu, was ich kann«, sagte die Stimme skeptisch.
Als nächstes rief Jeannie bei Steve zu Hause an, doch dort hob niemand ab.
Wahrscheinlich ist er mit Lorraine beim Anwalt und versucht, Charles freizubekommen, dachte sie. Sobald er kann, wird er sich melden.
Sie war enttäuscht; nur zu gern hätte sie irgendjemandem von der tollen Neuigkeit erzählt.
Die innere Aufregung über den Besuch in Harveys Wohnung hatte sich gelegt.
Sie fühlte sich niedergeschlagen. Die Zukunftsangst kehrte zurück: Sie hatte weder Geld noch Arbeit und sah keine Möglichkeit, ihre kranke Mutter zu unterstützen.
Um sich ein wenig aufzuheitern, machte sie sich etwas zu essen. Sie schlug drei Eier in die Pfanne und briet dazu den Speck, den sie gestern für Steve gekauft hatte. Dazu aß sie Toast und trank Kaffee. Als sie das Geschirr zusammenräumte, klingelte es an der Tür.
Sie hob den Hörer der Gegensprechanlage ab. »Hallo?«
»Jeannie? Ich bin’s, Steve.«
»Komm rein!« sagte sie glücklich.
Er trug einen Baumwollpulli, der zur Farbe seiner Augen paßte, und sah einfach zum Anbeißen aus. Sie küßte ihn und drückte ihn an sich, so daß er ihre Brüste spüren mußte. Seine Hand glitt ihren Rücken hinab bis zum Po und preßte sie an seinen Körper. Er duftete anders heute; sein Rasierwasser hatte eine würzige Komponente. Er schmeckte auch anders - so, als ob er Tee getrunken hätte.
Nach einer Weile löste sie sich aus seiner Umarmung. »Nicht zu schnell!« keuchte sie. Sie wollte es richtig auskosten. »Komm rein und setz dich. Ich habe dir so viel zu erzählen!«
Er setzte sich auf die Couch, und Jeannie ging zum Kühlschrank. »Wein? Bier? Kaffee?«
»Wein klingt nicht schlecht.«
»Glaubst du, der geht noch?«
Was sollte denn das heißen? Glaubst du, der geht noch! »Ich weiß es nicht«, sagte er.
»Wann haben wir denn die Flasche aufgemacht?«
Aha, sie haben miteinander Wein getrunken, die Flasche aber nicht geleert. Jeannie hat sie wieder verkorkt und in den Kühlschrank gesteckt. Jetzt fragt sie sich, ob der Wein oxydiert ist - aber die Entscheidung überläßt sie mir.
»Warte mal, das war am …«
»… am Mittwoch, also vor vier Tagen.«
Er konnte nicht einmal sehen, ob es sich um Rot- oder Weißwein handelte.
Scheiße.
»Ist doch egal, schenk uns einfach ein, und wir probieren.«
»Kluges Köpfchen.« Sie goß etwas Wein in ein Glas und reichte es ihm.
Er kostete. »Trinkbar«, sagte er.
Jeannie beugte sich über die Rückenlehne der Couch. »Laß mich auch mal kosten!« Sie küßte ihn auf die Lippen. »Mund auf«, sagte sie. »Ich will den Wein kosten.« Mein Gott, ist diese Frau sexy. »Ja, du hast recht. Trinkbar.« Lachend füllte sie sein Glas nach und schenkte sich selbst ein.
Die Sache fing an, ihm zu gefallen. »Mach mal ‘n bißchen Musik«, schlug er vor.
»Womit?«
Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Au verflucht, jetzt hab’ ich einen Fehler gemacht. Er sah sich in der Wohnung um. Nirgendwo war eine Stereoanlage zu sehen. Blödmann.
Jeannie sagte: »Daddy hat mir meine Anlage geklaut, erinnerst du dich nicht? Ich hab’ nichts mehr, womit ich Musik machen könnte. Oder warte mal - vielleicht doch …« Sie verschwand im Zimmer nebenan - es war vermutlich das Schlafzimmer - und kam mit einem jener wasserdichten Radiogeräte zurück, die man sich in die Dusche
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