Der Dritte Zwilling.
Ist doch seine Sache.«
»Da hast du recht.«
»Und warum sollte dieser Lenny ungestraft davonkommen, nur weil er ‘ne Polizeiuniform trägt? Ihrer privilegierten Stellung wegen müßten Cops einen höheren Maßstab an Toleranz und Rücksichtnahme zeigen.«
»Da kannst du lange warten.«
»Ja. Und deshalb möchte ich Anwalt werden. Um dafür zu sorgen, daß solche Scheiße nicht vorkommt. Hast du ein Vorbild? Jemand, der ein Beispiel für dich ist?«
»Casanova, würde ich sagen.«
»Ralph Nader. Das ist ein Anwalt. So wie er möchte ich später mal sein. Er hat sich mit den mächtigsten Unternehmen Amerikas angelegt - und er hat gesiegt!«
Ricky lachte und legte Steve den Arm um die Schulter, als sie das Zimmer betraten. »Mein Vetter, der Idealist.«
»Ach, verdammt.«
»Möchtest du Kaffee?«
»Klar.«
Rickys Zimmer war klein und mit Gerumpel möbliert. Er besaß ein Einzelbett, einen altersschwachen Schreibtisch, ein durchgesessenes Sofa und einen großen Femseher. An einer Wand hing das Poster einer nackten Frau, auf das der Name eines jeden Knochens des menschlichen Skeletts gekritzelt war - vom Scheitelbein am Schädel bis hinunter zu den letzten Zehengliedern. Das Zimmer besaß eine Klimaanlage, doch sie schien nicht zu laufen.
Steve setzte sich aufs Sofa. »Wie war deine heiße Verabredung?«
»Nicht so heiß wie angekündigt.« Ricky goß Wasser in einen Kessel. »Melissa ist süß, aber ich wäre noch nicht so früh zu Hause, wäre sie so scharf auf mich gewesen, wie ich gehofft hatte. Wie läuft’s bei dir so?«
»Ich habe mich auf dem Campus der Jenes Falls umgeschaut. Ganz schön nobel, der Laden. Ich hab’ dort eine tolle Frau getroffen.« Sein Gesicht hellte sich auf.
»Die Kleine hat Tennis gespielt. Sie sah klasse aus - groß, gut gebaut, durchtrainiert. Und einen Aufschlag hat die, sag’ ich dir! Als käme der Ball aus einem Granatwerfer.«
»Ich habe noch nie gehört, daß jemand sich in ein Mädchen verguckt hat, weil sie prima Tennis spielt.« Ricky grinste. »Sieht sie gut aus?«
»Sie hat ein sagenhaft ausdrucksstarkes Gesicht.« Steve sah es wieder vor sich.
»Dunkelbraune Augen, schwarze Brauen, langes dunkles Haar … und einen kleinen dünnen Silberring im linken Nasenflügel.«
»Im Ernst? Ziemlich ungewöhnlich, hm?«
»Du sagst es.«
»Wie heißt sie?«
»Weiß ich nicht.« Steve lächelte bedauernd. »Sie hat mich abblitzen lassen, als ich sie angesprochen habe. Wahrscheinlich sehe ich sie nie wieder.«
Ricky schenkte ihnen Kaffee ein. »Ist vielleicht am besten so - du hast doch ‘ne feste Freundin, stimmt’s?«
»Könnte man sagen.« Steve überkamen leichte Schuldgefühle, daß die Tennisspielerin ihn so sehr angezogen hatte. »Sie heißt Celine«, sagte er. »Wir studieren zusammen.« Steve besuchte eine rechtswissenschaftliche Hochschule in Washington. »Schläfst du mit ihr?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich fühle mich innerlich nicht stark genug zu ihr hingezogen.« Ricky blickte ihn erstaunt an. »Da spreche ich aber eine andere Sprache. Mußt du dich innerlich zu Mädchen hingezogen fühlen, bevor du sie flachlegst?«
Steve wurde verlegen. »Ich denke nun mal anders darüber als du.«
»Hast du schon immer so darüber gedacht?«
»Nein. Auf der High School habe ich mit Mädchen alles gemacht, was sie mich machen ließen. Es war so was wie ein Wettstreit. Ich habe jedes Mädchen gevögelt, das ihr Höschen runterließ … aber das war damals, und heute ist heute, und ich bin kein Kind. Glaube ich jedenfalls.«
»Wie alt bist du jetzt? Zweiundzwanzig?«
»Ja.«
»Ich bin fünfundzwanzig. Aber ich glaube, ich bin nicht so erwachsen wie du.«
Steve bemerkte einen leisen Vorwurf in Rickys Stimme. »He, das sollte keine Kritik an dir sein.«
»Weiß ich. Schon gut.« Ricky winkte ab. »Und was hast du den Tag über getrieben - nach dem Fiasko mit der Tennisspielerin?«
»Ich bin auf ein paar Bierchen und einen Hamburger in eine Kneipe in Charles Village gegangen.«
»Da fällt mir ein - ich hab’ Hunger. Möchtest du was zu essen?«
»Was hast du denn zu bieten?«
Ricky öffnete einen Schrank. »Marmelade, Reis-Krispies und Schoko-Flakes.«
»Schoko-Flakes wären nicht schlecht.«
Ricky stellte Schüsseln und Milch auf den Tisch, und beide schütteten die Flakes hinein.
Nachdem sie gegessen hatten, spülten sie die Schüsseln und machten sich fürs Zubettgehen fertig. Steve legte sich aufs Sofa, nur mit der Unterhose bekleidet; es
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