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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Vergehens geworden.«
    Der Cop rückte ganz nahe an Steve heran, bedrohlich nahe. »Willst du ‘nen Trip zur Innenstadt machen?« sagte er. »Oder willst du jetzt endlich deinen weißen Hintern hier wegschaffen?«
    Steve wollte keinen Trip zur Innenstadt machen. Es war sehr einfach für die Cops, ihm ein bißchen Stoff in die Tasche zu schmuggeln oder ihn mit der Begründung zusammenzuschlagen, er habe sich der Festnahme widersetzt. Steve war Jurastudent: Wurde er wegen eines Verbrechens verurteilt, würde er seinen Beruf niemals ausüben können. Hättest du dich doch rausgehalten, dachte er nun.
    Es war die Sache nicht wert, daß man seine ganze Karriere wegwarf, nur weil ein Polizist einen Transvestiten schikaniert hatte.
    Aber es war unrecht. Und jetzt wurden zwei Personen schikaniert -Dorothy und er, Steve. Es war der Polizist, der gegen das Gesetz verstieß. Alles in Steve sträubte sich dagegen, einfach kampflos das Feld zu räumen.
    Doch er legte einen versöhnlichen Tonfall m seine Stimme. »Ich will keinen Ärger machen, Lenny«, sagte er. »Warum lassen Sie Dorothy nicht einfach gehen? Dann werde ich vergessen, daß Sie ihn angegriffen haben.«
    »Du bedrohst mich, Arschgesicht?«
    Eine Gerade in den Magen, und eine Links-Rechts-Kombination an den Kopf.
    Einen Schlag für mich, zwei für Dorothy. Der Cop würde zu Boden gehen wie ein Gaul, der sich das Bein gebrochen hat.
    »Es war nur ein freundlich gemeinter Vorschlag«, sagte Steve, doch der Cop schien es auf einen Streit anzulegen, und Steve wußte nicht, wie er der Auseinandersetzung aus dem Weg gehen konnte. Er wünschte sich, Dorothy würde sich klammheimlich davonschleichen, solange der Cop ihm noch den Rücken zukehrte, doch der Transvestit stand da, rieb sich mit einer Hand vorsichtig den Magen, beobachtete das Geschehen und genoß die Wut des Polizisten.
    Plötzlich kam Steve das Glück zu Hilfe. Das Funksprechgerät im Streifenwagen erwachte quäkend zum Leben. Die beiden Cops erstarrten, lauschten. Steve konnte mit dem Wortsalat und den Zahlencodes nichts anfangen, doch Lennys Kollege sagte: »Ein Officer steckt in Schwierigkeiten. Wir müssen los.«
    Lenny zögerte, starrte immer noch Steve an, doch Steve vermeinte, einen Hauch von Erleichterung in den Augen des Cops zu sehen. Vielleicht hatte der Aufruf auch ihn aus einer prekären Situation gerettet. Doch in seiner Stimme lag blanker Haß. »Merk dir mein Gesicht«, sagte er, »denn ich merk’ mir auch deins.« Nach diesen Worten sprang er in den Streifenwagen, schlug die Tür zu, und das Auto jagte davon.
    Die Jugendlichen klatschten in die Hände und johlten.
    »Oh, Mann«, sagte Steve erleichtert. »Da konnte man echt Schiß kriegen. Das war knapp.«
    Und dumm. Du wußtest, wie die Sache hätte enden können. Du weißt, was für einer du bist.
    In diesem Moment erschien Steves Vetter Ricky. »Was ist passiert?« fragte er und schaute dem davonjagenden Streifenwagen hinterher.
    Dorothy kam zu den beiden jungen Männern und legte Steve den Arm um die Schultern. »Mein Held«, sagte er kokett. »John Wayne.« Steve war verlegen. »Na, na. Schon gut.«
    »Wenn du mal ‘nen Zug durch die Gemeinde machen willst, John Wayne, kannst du jederzeit zu mir kommen. Ich halt’ dich frei.«
    »Trotzdem, vielen Dank …«
    »Ich würde dir ja ‘nen Kuß geben, aber wie ich sehe, bist du schüchtern, darum sag’ ich nur tschüssi.« Er wedelte mit den Fingern, deren Nägel rot lackiert waren, und schlenderte davon. »Wiedersehn, Dorothy.«
    Ricky und Steve gingen in die entgegengesetzte Richtung. »Wie ich sehe«, sagte Ricky, »hast du dir schon Freunde in der Gegend gemacht.«
    Steve lachte, hauptsächlich vor Erleichterung. »Um ein Haar hätte ich Riesenärger bekommen«, sagte er. »Ein Arschloch von Cop hat den Burschen in dem Kleid vermöbelt. Ich war blöd genug, dem Bullen zu sagen, er soll damit aufhören.«
    Ricky sagte erschrocken: »Mann! Da kannst du aber froh sein, daß du hier bist.«
    »Ich weiß.«
    Als sie das Haus betraten, in dem Ricky wohnte, stieg Steven der Geruch von Käse in die Nase; es konnte aber auch abgestandene Milch sein. Die grün angestrichenen Wände waren mit Graffiti übersät. Die jungen Männer umrundeten die Fahrräder, die aneinandergekettet im Flur standen, und stiegen die Treppe hinauf. »Es macht mich rasend«, sagte Steve. »Was soll das, Dorothy einen Schlag in den Magen zu verpassen? Sie  … er trägt nun mal gern Miniröcke und Schminke. Na und?

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