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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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»Zieht ihr euch immer gleich an?« fragte Steve die Männer beim Essen.
    Die beiden schauten sich an; dann sagte Benny: »Keine Ahnung. Haben uns eben erst kennengelernt.«
    »Ihr seid Zwillinge und seid euch gerade das erste Mal begegnet?«
    »Wir wurden im Säuglingsalter von verschiedenen Familien adoptiert.«
    »Also seid ihr zufällig gleich angezogen?«
    »Sieht ganz so aus, hm?«
    Arnold fügte hinzu: »Und von Beruf sind wir beide Schreiner, rauchen beide Camel Light und haben beide zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen.«
    »Und beide Mädchen heißen Caroline«, sagte Benny. »Aber mein Sohn heißt John, seiner dagegen Richard.«
    »Wow!« stieß Steve erstaunt hervor. »Aber es ist doch nicht möglich, daß ihr beide den Geschmack an Camel Light geerbt habt.«
    »Wer weiß?«
    Eines der kleinen Mädchen, Elizabeth, fragte Steve: »Wo ist denn dein Zwilling?«
    »Ich habe keinen«, antwortete Steve. »Sag mal, geht es bei all diesen Untersuchungen hier um Zwillinge?«
    »Ja.« Stolz fügte das Mädchen hinzu: »Ich bin dizygotisch.«
    Steve hob die Brauen. Elizabeth mochte um die elf Jahre alt sein. »Ich fürchte, das Wort habe ich noch nie gehört«, sagte er ernst. »Was bedeutet es?«
    »Daß Sue und ich keine eineiigen Zwillinge sind, sondern zweieiige. Deshalb sehen wir auch nicht genau gleich aus.« Sie wies auf Benny und Arnold. »Die da sind monozygotisch. Sie haben dieselbe DNS. Darum sieht der eine wie der andere aus.«
    »Du scheinst eine Menge darüber zu wissen«, sagte Steve. »Ich bin beeindruckt.«
    »Wir sind schon mal hier gewesen«, erklärte Elizabeth. Hinter Steve wurde die Tür geöffnet. Das Mädchen hob den Kopf und sagte: »Hallo, Doktor Ferrami.«
    Steve drehte sich um und sah die Tennisspielerin. Ihr schlanker, sehniger Körper wurde von einem knielangen weißen Laborkittel verborgen, doch sie bewegte sich wie eine Sportlerin, als sie in den Ruheraum kam. Noch immer besaß sie die Ausstrahlung innerer Kraft und Konzentration, die schon auf dem Tennisplatz so beeindruckend gewesen war. Steve starrte sie an. Er konnte sein Glück kaum fassen.
    Sie begrüßte die Mädchen mit einem »Hallo« und stellte sich dann den anderen vor. Als sie Steve die Hand schüttelte, mußte sie zweimal hinschauen. »Sie sind Steven Logan!«
    »Und Sie haben gestern ein tolles Tennismatch hingelegt«, entgegnete er.
    »Und trotzdem verloren.« Jeannie setzte sich. Ihre dichte dunkle Mähne wogte locker um ihre Schultern, doch im gnadenlosen Licht des Labors sah Steve das ein oder andere graue Haar darin. Statt des Silberringes trug sie heute einen schlichten goldenen Knopf im Nasenflügel. Außerdem war sie diesmal geschminkt; der Lidschatten machte ihre dunklen Augen noch hypnotischer.
    Jeannie dankte allen, daß sie ihre Zeit in den Dienst der wissenschaftlichen Forschung gestellt hatten und erkundigte sich, ob die Pizza geschmeckt habe.
    Nach einigen weiteren Belanglosigkeiten schickte sie die Mädchen und die Cowboys fort und bat sie, mit den nachmittäglichen Tests zu beginnen.
    Jeannie setzte sich zu Steve. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, daß es sie verlegen machte, befangen. Es schien beinahe so, als müßte sie ihm eine schlechte Nachricht überbringen. »Inzwischen fragen Sie sich bestimmt, was das alles soll, nicht wahr?« sagte sie.
    »Ich dachte, man hätte mich ausgewählt, weil ich auf der Schule immer so gute Leistungen gebracht habe.«
    »Nein«, erwiderte Jeannie. »Es stimmt schon, bei allen Intelligenztests schneiden Sie hervorragend ab. Ihre intellektuellen Fähigkeiten liegen sogar noch höher, als Ihre schulischen Leistungen vermuten ließen. Ihr IQ ist überragend.
    Wahrscheinlich waren Sie immer der Klassenbeste, ohne sich groß anstrengen zu müssen, stimmt’s?«
    »Stimmt. Aber ist das nicht der Grund dafür, daß ich hier bin?«
    »Nein. Bei unserem Forschungsvorhaben wollen wir ermitteln, in welchem Maße die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen von seinem genetischen Erbe vorherbestimmt ist.« Jeannies Befangenheit schwand, als sie sich für ihr Spezialthema zu erwärmen begann. »Entscheidet die DNS darüber, ob jemand intelligent ist, aggressiv, romantisch, sportlich? Oder liegt es an der Erziehung?
    Und falls beide Faktoren eine Rolle spielen - auf welche Weise wirken sie aufeinander ein?«
    »Eine alte Streitfrage«, bemerkte Steve. Auf dem College hatte er einen Philosophiekurs belegt und war von der Diskussion über dieses Thema fasziniert

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