Der Dritte Zwilling.
werden, welche Möglichkeiten sich Ihnen bieten.«
»Dann schießen Sie mal los.«
»Erstens, wir haben dieses Gespräch nie geführt.«
»Das hört sich schon ein bißchen vielversprechender an.«
»Zweitens werden Sie sich fragen, weshalb ich gerade Ihnen die Story gebe, aber Sie werden diese Frage nie stellen.«
»Das wird ja immer besser«, erwiderte Hank, aber noch hatte er nicht angebissen.
Berrington beschloß, Hank nicht zu sehr zu drängen. »An der psychologischen Abteilung der Jones-Falls-Universität arbeitet eine junge Wissenschaftlerin, Dr. Jean Ferrami. Bei der Suche nach geeigneten Versuchspersonen für ihre Studien durchforscht sie riesige medizinische Datenbanken, allerdings ohne Einwilligung der Personen, deren Unterlagen gespeichert sind.«
Hank zupfte an seiner roten Nase. »Ist es eine Story über Computer, oder geht es um wissenschaftliche Ethik?«
»Das weiß ich nicht. Sie sind der Journalist.«
Hank machte keinen begeisterten Eindruck. »Das hört sich nicht gerade nach ‘nem Knüller an.«
Spiel nicht den Unnahbaren, du Bastard. Berrington berührte mit einer freundschaftlichen Geste Hanks Arm. »Tun Sie mir den Gefallen, und stellen Sie einige Nachforschungen an«, versuchte er den Journalisten zu überreden. »Rufen Sie den Rektor der Uni an. Er heißt Maurice Obell. Rufen Sie Dr. Ferrami an. Sagen Sie, daß es eine Riesenstory sei, und warten Sie ab, was die beiden Ihnen sagen. Ich glaube, Sie werden ein paar interessante Reaktionen erleben.«
»Ich weiß nicht …«
»Ich verspreche Ihnen, Hank, es lohnt sich.« Sag ja, du Hurensohn, sag endlich ja!
Hank zögerte; dann meinte er: »Also gut, ich werde die Sache mal ausloten.«
Berrington versuchte, seine Genugtuung hinter einer würdevollen Miene zu verbergen, doch ein leises, triumphierendes Lächeln konnte er nicht zurückhalten.
Hank sah es, und ein mißtrauischer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Sie wollen mich benutzen, stimmt’s, Berry? Möchten Sie jemandem Angst einjagen?«
Berrington lächelte und legte dem Reporter den Arm um die Schultern. »Hank«, sagte er, »vertrauen Sie mir.«
Kapitel 19
In einem kleinen Einkaufsviertel gleich außerhalb von Richmond besorgte sich Jeannie in einer Walgreen-Filiale eine Dreierpackung weiße Baumwollslips. Auf der Damentoilette eines benachbarten Burger-King-Schnellimbiß zog sie eines der Höschen an. Dann fühlte sie sich besser.
Seltsam, wie hilflos sie sich ohne Höschen vorgekommen war. Sie hatte an kaum etwas anderes denken können. Als sie noch mit Will liiert gewesen war, hatte es ihr Spaß gemacht, so herumzulaufen. Sie hatte sich den ganzen Tag sexy gefühlt.
Sie hatte in der Bibliothek gesessen, oder im Labor gearbeitet, oder war einfach die Straße hinunterspaziert und hatte sich vorgestellt, wie es wäre, wenn Will unerwartet auftauchte, voller Lust und Leidenschaft, und ihr ins Ohr flüsterte: »Ich hab’ zwar nicht viel Zeit, aber ich möchte dich haben, jetzt sofort, gleich hier«, und sie wäre bereit für ihn. Doch ohne einen Mann in ihrem Leben brauchte sie ihr Höschen genauso wie ihre Schuhe.
Wieder ordentlich angezogen, kehrte Jeannie zum Wagen zurück. Lisa fuhr zum Flughafen Richmond-Williamsburg. Dort gaben sie den Leihwagen zurück und stiegen in die Maschine nach Baltimore.
Der Schlüssel zur Lösung des Rätsels muß in dem Krankenhaus zu finden sein, in dem Dennis und Steve geboren wurden, überlegte Jean nie, als das Flugzeug abhob. In diesem besonderen Fall waren eineiige Zwillingsbrüder irgendwie bei verschiedenen Müttern gelandet. Es hörte sich wie ein Märchen an, doch irgend etwas in der Art mußte geschehen sein.
Jeannie schaute die Unterlagen in ihrem Aktenkoffer durch und überprüfte noch einmal die Geburtsangaben der beiden Kinder. Bei Steven war der 25. August eingetragen. Zu ihrem Entsetzen stellte Jeannie fest, daß Dennis’ Geburtstag laut Unterlagen der 7. September war – fast zwei Wochen später.
»Da muß ein Fehler vorliegen«, sagte sie. »Ich kann mir gar nicht erklären, weshalb das nicht schon vorher überprüft wurde.« Sie zeigte Lisa die widersprüchlichen Papiere.
»Wir könnten die Daten noch einmal überprüfen«, meinte Lisa. »Wird auf einem unserer Formulare die Frage gestellt, in welchem Krankenhaus die Versuchsperson geboren wurde?«
Lisa stieß ein reuevolles Lachen aus. »Ich glaube, das ist die einzige Frage, die wir nicht gestellt haben.«
»In diesem Fall muß es ein
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