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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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werden. Einfluß auf die Medien zu nehmen, war wie Russisch Roulette: Es bestand stets die Gefahr, daß ein findiger Reporter hinter die vordergründige Fassade einer Story schaute und Fragen darüber stellte, weshalb sie der Presse tatsächlich vorgesetzt wurde. Doch jedesmal wenn Berrington an die Risiken dachte, führte er sich das große Ziel vor Augen und gemahnte sich, die Nerven zu bewahren.
    Er betrat den Saal, in dem die Pressekonferenz stattfand. Sein Name stand nicht auf der Liste - aufgeblasene Assistenten waren nie besonders tüchtig -, doch der Verleger des Buches erkannte sein Gesicht und hieß ihn als zusätzliche Attraktion für die Kameras willkommen. Berrington war froh, daß er sein gestreiftes Hemd von Turnbull & Asser trug, das auf Fotos immer so distinguiert aussah.
    Er nahm sich ein Glas Perrier und ließ den Blick durch den Saal schweifen. Vor einer großformatigen Abbildung des Buchumschlags stand ein Pult; auf einem Tisch daneben lag ein Stapel Freiexemplare für die Journalisten. Die Fernsehteams stellten die Scheinwerfer auf. Berrington sah ein, zwei bekannte Gesichter unter den Reportern, aber niemanden, dem er voll und ganz traute.
    Doch immer noch strömten Fernseh-und Presseleute in den Saal. Berrington schlenderte umher, machte Smalltalk und behielt dabei die ganze Zeit die Tür im Auge. Die meisten Journalisten kannten ihn; er war eine mittlere Berühmtheit.
    Berrington hatte das Buch, das vorgestellt werden sollte, nicht gelesen, doch Dinkey vertrat eine traditionalistische, rechtsgerichtete Linie - eine gemäßigte Spielart der politisch-gesellschaftlichen Ansichten, wie Berrington, Barck und Preston sie teilten. Deshalb nutzte Berrington die Gelegenheit, den Reportern mitzuteilen, daß er der Botschaft des Buches voll und ganz beipflichte.
    Ein paar Minuten nach drei traf Jim mit Dinkey ein. Dicht hinter ihnen folgte Hank Stone, ein leitender Journalist der New York Times. Glatzköpfig, mit roter Nase und einem Schmerbauch, der ihm über den Hosengürtel hing, losem Hemdkragen, schlampig gebundener Krawatte und ausgelatschten braunen Schuhen, war Stone der wohl häßlichste Mann im Pressekorps des Weißen Hauses.
    Berrington fragte sich, ob Hank der Richtige wäre.
    Welche politischen Ansichten Hank vertrat, wußte wohl nur er selbst. Berrington hatte Hank kennengelernt, als dieser vor fünfzehn, zwanzig Jahren einen Artikel über Genetico geschrieben hatte. Seit Hank in Washington tätig war, hatte er ein-, zweimal über Berringtons Anschauungen berichtet, über die von Senator Proust des öfteren. Für Hank stand das Reißerische, nicht das Intellektuelle, im Vordergrund, wie es bei Zeitungen unweigerlich der Fall war, doch niemals hatte er dabei den moralischen Zeigefinger erhoben wie viele seiner liberalen Kollegen.
    Wenn Hank einen Tip bekam, zählte für ihn lediglich der mögliche Nutzen: Falls sich eine gute Story daraus stricken ließ, schrieb er sie. Aber kannst du dich darauf verlassen, daß Hank diesmal nicht tiefer gräbt, fragte sich Berrington. Er war nicht sicher.
    Er begrüßte Jim und schüttelte Dinkey die Hand. Die Männer unterhielten sich einige Minuten, wobei Berrington hoffnungsvoll nach einem geeigneteren Kandidaten als Hank Stone Ausschau hielt. Doch als die Pressekonferenz begann, war Hank noch immer die erste Wahl.
    Berrington ließ die Reden über sich ergehen und hielt seine Ungeduld im Zaum.
    Es war einfach nicht mehr genug Zeit. Wären ihm noch ein paar Tage geblieben, hätte er einen besseren Mann als Hank finden können; aber diese paar Tage hatte er nicht - er hatte nur ein paar Stunden. Und ein so offensichtlich zufälliges Zusammentreffen wie dieses hier war sehr viel unverdächtiger, als sich zu verabreden und mit dem Journalisten essen zu gehen.
    Nachdem die letzte Rede geendet hatte, war immer noch kein besserer Kandidat als Hank erschienen.
    Berrington fing ihn ab, als die Journalisten zum Aufbruch rüsteten. »Hank! Schön, daß ich Ihnen begegne. Ich hätte da vielleicht eine Story für Sie.«
    »Na, prima!«
    »Es geht um den Mißbrauch medizinischer Informationen in Datenbanken.«
    Hank verzog das Gesicht. »Das ist eigentlich nicht mein Ding, Berry, aber erzählen Sie ruhig weiter.«
    Berrington stöhnte innerlich auf. Hank schien nicht in empfänglicher Stimmung zu sein. »Ich glaube, es ist doch Ihr Ding«, hakte Berrington nach und ließ seinen Charme spielen. »Weil Sie im Unterschied zu den Nullachtfünfzehn Reportern erkennen

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